Die bevorstehende Militäraktion gegen die Lord’s Resistance Army (LRA) könnte Vergeltungsschläge gegen die Zivilbevölkerung zur Folge haben. Davor warnen zehn lokale und internationale Hilfsorganisationen, darunter Oxfam*. Sie fordern einen besseren Schutz der Bevölkerung in der DR Kongo, in der Zentralafrikanischen Republik und im Südsudan.

Im März dieses Jahres hat die Afrikanische Union (AU) eine neue regionale Initiative zur Bekämpfung der LRA ins Leben gerufen (Regional Cooperation Initiative against the LRA). Bei der militärischen Komponente dieser Initiative sollen insgesamt 5.000 Soldaten aus Uganda, der DR Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und dem Südsudan zum Einsatz kommen.

Zivilbevölkerung schützen

Eine neue Militäroperation birgt aber erhebliche Risiken, warnen die Hilfsorganisationen. Bislang hat die LRA auf militärischen Druck immer mit brutalen Vergeltungsaktionen an der Bevölkerung und verstärkter Rekrutierung von Kindersoldaten reagiert.

2008 etwa scheiterte eine Koalition aus kongolesischen, ugandischen und südsudanesischen Einheiten schon einmal bei dem Versuch, die LRA zu zerschlagen. Als Vergeltung für den Angriff verübte die LRA damals systematisch Massaker an der Zivilbevölkerung, bei denen insgesamt 865 Menschen ermordet wurden.

Daher muss bei der jetzt von der AU geplanten Aktion der Schutz der Bevölkerung vor Vergeltungsangriffen der LRA an oberster Stelle stehen.

Anreize für Rückkehr ins zivile Leben schaffen

Zudem, so die Hilfsorganisationen, stellt militärischer Druck keine umfassende Lösung für das LRA-Problem dar. Es müssen auch verstärkt Anreize für die überwiegend zwangsrekrutierten und häufig selbst hochtraumatisierten LRA-Kämpfer geschaffen werden, damit diese die Waffen freiwillig niederlegen und ins zivile Leben zurückkehren. Dieser bewährte Ansatz wird insbesondere von den betroffenen Gemeinschaften vor Ort befürwortet.

In Infrastruktur investieren

Schließlich müssen auch die strukturellen Ursachen angegangen werden, die es ermöglichen, dass eine zahlenmäßig kleine Truppe jahrzehntelang eine ganze Region terrorisieren kann. Es ist kein Zufall, dass die Gebiete, in denen die LRA operiert, zu den unzugänglichsten und ärmsten Gebieten in ganz Zentralafrika gehören.

Diese Marginalisierung gilt es zu durchbrechen, zum Beispiel, indem man gezielt in den Ausbau von Straßen und den Aufbau von Mobilfunknetzen im Nordosten der DR Kongo investiert.

Laut Angaben der Vereinten Nationen gab es in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits 33 LRA-Angriffe in der DR Kongo. Dabei kamen drei Menschen ums Leben, 51 Personen wurden verschleppt, darunter 16 Kinder und Minderjährige.

* Commission pour la justice, la paix et la réconciliation en RDC (CDJP-R, DR Kongo), Solidarité et assistance intégrée aux populations vulnérables (SAIPD, DR Kongo), Réseau des organisations de femmes des Uélés (ROFU, DR Kongo), Interchurch Peace Committee (ICC, Südsudan), Uganda Justice and Peace Commission (JPC, Uganda), Acholi Religious Leaders Peace Initiative (ARPLI, Uganda) und die internationalen Organisationen Cafod, Christian Aid, Conciliation Resources sowie Oxfam.