Oxfam schätzt, dass ohne präventive Maßnahmen weit mehr als zehn Millionen Menschen im kommenden Jahr wegen des Wetterphänomens El Niño Hunger, Wasserknappheit und Seuchen ausgesetzt sein könnten. In manchen Regionen lässt sich eine Notlage wahrscheinlich nicht mehr vermeiden. So geht die Regierung Äthiopiens davon aus, dass 2016 wegen der durch El Niño verstärkten Dürre 10,2 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden. Dies sei mit Kosten von rund 1,4 Milliarden US-Dollar verbunden. Wir planen, 770.000 Menschen mit Trinkwasser, Sanitäranlagen, Lebensmittel und Maßnahmen zur Existenzsicherung zu unterstützen, benötigen dafür aber weitere 25 Millionen US-Dollar.

Vermeiden, dass noch weitere Länder Afrikas und Lateinamerikas in die Krise rutschen

Nicht nur in Äthiopien, auch in Haiti und Papua Neuguinea erleben die Menschen die Auswirkungen der globalen Dürre, etwa in Form von Ernteausfällen. Im südlichen Afrika wird die Nahrungsknappheit im Februar einen ersten Höhepunkt erreichen. In Malawi werden bis März vermutlich 2,8 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Nach Dürren und anschließenden Überflutungen beziehen in Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua bereits jetzt zwei Millionen Menschen Nahrungsmittelhilfen. Die Situation droht sich ab Januar weiter zu verschlechtern.

Humanitäre Hilfe stark unter Druck

Das System der humanitären Hilfe steht wegen der Kriege in Syrien, Süd-Sudan, Jemen und anderswo stark unter Druck. Laut UN sind weltweit mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht, so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Trotz der Notsituation müssen Regierungen und Geberländer auch in präventive Maßnahmen zum Schutz vor Dürren, Überschwemmungen oder Unterernährung investieren. Dies kann die Kosten für Notfallhilfeprogramme um rund 40 Prozent reduzieren.  

Hintergrund

Der El Niño ist ein natürliches Phänomen, das alle sieben bis acht Jahre auftritt, wenn die Ozeane im großen Umfang Hitze an die Atmosphäre abgeben und globale Wettermuster beeinflussen. Forscher sagen voraus, dass besonders intensive El Niños aufgrund des Klimawandels zweimal häufiger als in der Vergangenheit auftreten könnten. Nach Ansicht zahlreicher Klimaexperten könnte der diesjährige El Niño (2015/2016) der stärkste seit 1997/98 werden und sich zu einem „Mega-El-Niño“ entwickeln. Erst in den vergangenen Tagen mussten mehr als hunderttausend Menschen aus der Grenzregion von Paraguay, Uruguay, Brasilien und Argentinien wegen durch El Niño ausgelösten Überschwemmungen ihre Häuser verlassen.

Mehr lesen

Informationspapier zum Thema El Niño: „Entering Uncharted Waters. El Niño and the threat to food security“ (Oktober 2015)