Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) hat am Montag weitere Enthüllungen aus den sogenannten „Panama Papers“ veröffentlicht. Die Dokumente zeigen unter anderem, wie und in welchem Ausmaß Unternehmen Steueroasen nutzen, um ihre in afrikanischen Staaten erwirtschafteten Gewinne vor Fiskus und Öffentlichkeit zu verstecken.
Unter den aufgeflogenen Konzernen sind Unternehmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor, aber auch mindestens 30 Veranstalter von Safaris in Ländern wie Simbabwe, Tansania und Ägypten.
Milliardensummen werden jährlich aus Afrika herausgeschleust
Durch die Steuervermeidung multinationaler Unternehmen verlieren arme Länder jedes Jahr mindestens 100 Milliarden US-Dollar. Allein aus afrikanischen Staaten werden Schätzungen zufolge durch unlautere Tricks ca. 50 Milliarden US-Dollar herausgeschafft, etwa so viel, wie sie an Entwicklungshilfe erhalten. Dieses Geld wird dringend gebraucht, um beispielsweise Bildung und Gesundheit zu finanzieren. In Afrika gehen 38 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule und eines von zwölf Kindern stirbt vor dem 5. Geburtstag.
So funktioniert’s: Wie man Gewinne in Steueroasen versteckt
Ein besonders beliebter Trick ist das „Transfer mispricing“. Ein vereinfachtes und fiktives Beispiel: Ein Unternehmen, das in Ghana Produkte zum Export herstellt, will die Produkte gewinnbringend in Deutschland verkaufen, möchte diesen Gewinn aber weder in Ghana noch in Deutschland versteuern.
- Schritt 1: Das Unternehmen gründet eine Tochtergesellschaft in einer Steueroase. Der bürokratische Aufwand ist minimal, die Behörden dort stellen keine unangenehmen Fragen – und erheben vor allem keine oder nur minimale Steuern auf Gewinne.
- Schritt 2: Das Unternehmen verkauft nun das in Ghana hergestellte Produkt für einen künstlich niedrigen Preis an seine Tochtergesellschaft in der Steueroase.
- Schritt 3: Die deutsche Niederlassung erwirbt das Produkt dann für einen sehr viel höheren Preis von der Tochtergesellschaft in der Steueroase, um es dann in Deutschland zu verkaufen.
Ergebnis: Ein Großteil des Konzerngewinns fällt in der Steueroase an – obwohl das Unternehmen dort nur auf dem Papier aktiv ist. So drückt sich der Konzern davor, seinen fairen Anteil an Steuern in Ghana und Deutschland zu zahlen.
Jetzt Transparenz fordern
Unternehmen sind bisher nicht verpflichtet, pro Land aufzuschlüsseln, wo sie Gewinne erwirtschaften und wo sie Steuern zahlen. Multinationale Konzerne können so – abgesehen von wenigen Skandalen, die wie hier durch Enthüllungen ans Licht kommen – ungestört von der Öffentlichkeit ihre Profite verstecken und damit arme wie reiche Länder um die Steuereinnahmen prellen, die ihnen zustehen.
Das lässt sich ändern! Wenn wir Unternehmen zu mehr Transparenz verpflichten, können wir verhindern, dass sie ihr Geld in Steueroasen verschieben – denn diese dienen nur der Verschleierung dubioser Vorgänge.
Wir fordern von der Bundesregierung, multinationale Konzerne zu öffentlicher länderbezogener Berichterstattung zu verpflichten! Unterschreiben Sie unseren Aufruf: