Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aufgefordert, Familienangehörige von Flüchtlingen innerhalb von 6 Monaten aus Griechenland nach Deutschland zu überstellen. Die Frist ist nach EU-Recht in der Dublin-III-Verordnung vorgeschrieben. Hintergrund sind Berichte aus dem Frühjahr 2017, nach denen das Bundesinnenministerium und das griechische Migrationsministerium vereinbart hatten, die Zahl der monatlichen Familienzusammenführungen auf rund 70 Personen zu begrenzen.

Im August 2017 warteten mehr als 4.000 Menschen in Griechenland darauf, zu ihren bereits in Deutschland als anerkannte Flüchtlinge lebenden Verwandten reisen zu können, obwohl das BAMF dem Nachzug bereits zugestimmt hatte. Für die Betroffenen würde dies bedeuten, noch ein oder mehrere Jahre getrennt von ihren Eltern, Kindern oder Schwestern und Brüdern warten zu müssen.

Oxfam hat im Juni 2017 im Bericht „Dear Family“ beschrieben, welche dramatischen Folgen die lange Ungewissheit, in der auch Kranke, Alte und Jugendliche leben müssen, haben kann – manche riskieren aus Verzweiflung über die endlosen Verfahren ihr Leben und begeben sich in die Hände von skrupellosen Menschenschmugglern, um endlich zu ihren Familien zu gelangen.

Gemeinsam mit weiteren Hilfsorganisationen hat sich Oxfam im Sommer auch an die Bundesregierung gewandt und sie darin aufgefordert, die unmenschliche und rechtswidrige Verzögerungspraxis zu beenden.

Wir freuen uns, dass nun viele Familien wahrscheinlich sehr viel schneller als bisher mit ihren Angehörigen wieder vereint werden können. Leider betrifft das Urteil jedoch nur einen Teil der Geflüchteten in Deutschland, die von ihren Angehörigen getrennt sind. Denjenigen, die in Deutschland nur „subsidiären Schutz“ statt Asyl genießen, verweigert die Bundesregierung seit März 2016 ein Wiedersehen mit ihren Familien. Dies betrifft z.B. viele Kriegsflüchtlinge aus Syrien. Oxfam fordert, dass die Bundesregierung die Aussetzung der Familienzusammenführung für subsidiär Schutzberechtigte beendet, damit auch diese Familien möglichst bald wieder vereint werden können!