In den nördlichen Gebieten Jemens gehen die Benzinvorräte bald zu Ende. Diesel, der unter anderem für den Betrieb von Wasserpumpen und den Transport von Hilfsgütern erforderlich ist, reicht nur noch für wenige Tage. Das Wasserministerium erklärt, dass bereits sieben Städte keinen Treibstoff mehr hätten, in zwei weiteren reiche der Vorrat nur noch wenige Tage. An zentralen Orten wie dem Hafen von Hodeidah ist die Wasserversorgung von den Treibstoffvorräten der Vereinten Nationen abhängig. Oxfam und andere Hilfsorganisationen unterstützen die vorhandenen Systeme zur Wasserversorgung, doch wenn Treibstoff noch knapper und teurer wird, ist dies immer weniger möglich.

Erneuter Anstieg von Cholera-Fällen befürchtet

Wenn die Militärkoalition, geführt von Saudi Arabien, die Blockade nicht umgehend aufhebt, werden als Folge der Treibstoffknappheit innerhalb der nächsten Tage vier von fünf Menschen im Jemen ohne Zugang zu sauberem Wasser sein. Eine solch gravierende Einschränkung der Wasserversorgung könnte einen erneuten Anstieg von Cholera-Fällen  zur Folge haben. Die Krankheit hatte sich seit April mit zuletzt 950.000 Verdachtsfällen massiv ausgebreitet, war in den vergangenen Wochen aber zurückgegangen.

Das ist ein Akt äußerster Barbarei. Die Bestrafung von Zivilisten ist niemals gerechtfertigt. Das sind normale Menschen, deren Leben in diesem brutalen Stellvertreterkrieg zerrieben wird. Die Menschen können nicht mehr. Die Blockade muss enden, sonst gibt es eine Katastrophe.
Shane Stevenson, Oxfams Länderdirektor im Jemen

Hebt die Blockade auf!

Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition hatte am 6. November die Häfen im Norden des Landes vollständig blockiert, am 23. November jedoch erklärt, diese für Hilfsgüter wieder zu öffnen. Doch ohne Treibstoff können Hilfsgüter nicht transportiert, Generatoren in Krankenhäusern nicht betrieben und Wasserpumpen nicht am Laufen gehalten werden. Die humanitäre Situation dürfte sich daher kaum verbessern. Die Treibstoffknappheit hat auch gravierende Auswirkungen auf Oxfams Arbeit. In den Distrikten Khamer und Amran, wo es seit April 174 Todesfälle durch Cholera gab, sind bereits 31.000 Menschen von der Wasserversorgung abgeschnitten.

Den Vereinten Nationen zufolge droht derzeit sieben Millionen Menschen der Hungertod. Ohne eine Aufhebung der Blockade werde das Land die schlimmste Hungersnot erleben, die es auf der Welt in der jüngeren Vergangenheit gab.

Oxfam ist vor Ort

Trotz Auswirkungen auf unsere Arbeit sind wir vor Ort und leisten akute Nothilfe. Wir stellen vor allem Trinkwasser bereit, verteilen Hygiene-Sets zum Schutz vor Cholera und unterstützen Familien mit Bargeld, damit Nahrungsmittel und andere lebenswichtige Güter erworben werden können. Seit Ausbruch der Krise haben wir bereits mehr als 1,2 Millionen Menschen erreicht. Doch im Jemen sind mehr Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen als irgendwo sonst auf der Welt.

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