„Du weißt ja, wie Verräter sterben“, hinterließ eine weibliche Stimme am 23. Februar 2018 auf Jorge Acostas Handy. Unmissverständlich: eine Morddrohung. Jorge Acosta ist Koordinator bei der Bananenarbeitergewerkschaft ASTAC (Asociación Sindical de Trabajadores Agrícolas, Campesinos y Bananeros), die sich in Ecuador für Bananenarbeiter/innen und Kleinbäuerinnen und -bauern einsetzt und dafür, dass deren Rechte auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen eingehalten werden.

ASTAC ist ein langjähriger Partner von Oxfam und dem von der EU geförderten Netzwerk Make Fruit Fair! Das Netzwerk fordert von Regierungen, Supermärkten und Unternehmen faire Bedingungen im Handel mit tropischen Früchten, worunter existenzsichernde Löhne, angemessene Preise, der Schutz der Umwelt sowie die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten fallen.

Schlechte Arbeitsbedingungen, miserable Löhne

Die Bananenplantagen sind zwar der wichtigste Arbeitsgeber in Ecuador, jedoch werden grundlegende Arbeitsrechte häufig verletzt. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter der Bananenplantagen haben in den vergangenen Monaten Beschwerden über schlechte Arbeitsbedingungen, miserable Löhne und Gesundheitsgefahren an ASTAC gerichtet. Zudem kommt es immer wieder vor, dass Beschäftigte, die sich in Gewerkschaften zusammengeschlossen haben oder auch nur Kontakt zu Gewerkschaften hatten, entlassen wurden. Ende letzten Jahres wurden etwa bei Lieferanten von Chiquita, Lidl und Kaufland Dutzende von Beschäftigten deswegen entlassen.

Seit 80 Jahren gibt es in Ecuador ein System, das dafür sorgt, dass die Arbeiter Angst davor haben, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Sie werden verfolgt, kriminalisiert, tauchen in schwarzen Listen auf. Und es gibt keinen Schutz von staatlichen Stellen.
Jorge Acosta, Koordinator bei der Gewerkschaft ASTAC

 

Schutz für Jorge Acosta

ASTAC hat die Beschwerden der Arbeiter*innen weitergeleitet an viele Unternehmen, an Regierungsbehörden und die Internationale Arbeitsorganisation ILO, aber auch an europäische Supermärkte, die die Bananen verkaufen. Weder die ecuadorianische Regierung noch die großen Einkäufer sind nach unseren Informationen hierzu aktiv geworden. Jorge Acosta selbst reiste im Juni 2016 nach Deutschland und wies interessierte Verbraucher*innen, Bundestagsabgeordnete, Medien, das Lidl-Management sowie andere europäische Länder auf die problematische Situation in dem weltweit wichtigsten Bananen-Exportland hin.

Das Engagement von Jorge Acosta und ASTAC ist offensichtlich einigen Akteuren in Ecuador ein Dorn im Auge. Nach Angaben der Gewerkschaft sind in den letzten Monaten immer wieder Unbekannte in der Nähe des ASTAC-Büros in Quevedo gesichtet worden. Sie haben die Besucher*innen des Büros beobachtet und Bilder von ihnen gemacht. Eine Mitarbeiterin wurde von Unbekannten auf einem Motorrad verfolgt. Vorfälle, die ernstgenommen werden müssen.

Nach der Morddrohung gegen Jorge Acosta haben mehr als 20 europäische Organisationen – unter ihnen Oxfam Deutschland – umgehend gehandelt: In einem Brief  appellieren wir gemeinsam an den ecuadorianischen Präsidenten, sich für den Schutz von Jorge Acosta und für die Rechte der Bananenarbeiter*innen einzusetzen. Während eines Besuches beim ecuadorianischen Botschafter in Berlin am 1. März 2018 haben Vertreter*innen von Oxfam Deutschland das Thema dort ebenfalls vorgebracht.

Den Brief der mehr als 20 europäischen Organisationen können Sie hier herunterladen.