Im vergangenen Jahr wurden in den Rohingya-Flüchtlingscamps mehr als 200.000 Fälle von akutem Durchfall gemeldet. Auch häufig auftretende Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten wie Krätze hängen mit schlechten sanitären Anlagen und mangelnder Hygiene zusammen. Ende Januar hat Oxfam in Cox‘s Bazar in Bangladesch daher das größte Klärwerk in Betrieb genommen, das jemals in einem Flüchtlingscamp gebaut wurde.

Die Anlage kann Ausscheidungen von 150.000 Menschen verarbeiten – insgesamt 40 Kubikmeter Fäkalien pro Tag. Das Klärwerk wurde speziell für das steile und hügelige Gelände in Bangladesch entworfen. Innerhalb von sieben Monaten haben Oxfam-Ingenieur*innen es gemeinsam mit geflüchteten Rohingya erbaut.

Großer Fortschritt bei nachhaltiger Entsorgung

In der Nothilfearbeit werden Fäkalien üblicherweise mit Tankwagen aus Latrinen abgesaugt und abtransportiert. Doch rund 85 Prozent aller Flüchtlinge weltweit befinden sich in Entwicklungsländern. Diese verfügen oft nicht über ausreichende Abwassersysteme, mit denen die zusätzlichen Fäkalien entsorgt werden können. Die Klärung vor Ort – wie nun in Cox‘s Bazar – reduziert das Risiko, dass die Fäkalien letztlich auf Feldern deponiert werden oder einen lokalen Fluss verschmutzen.

Die Möglichkeit, große Mengen an Fäkalien vor Ort zu verarbeiten und nicht abtransportieren zu müssen, ist daher ein großer Fortschritt bei der sicheren und nachhaltigen Entsorgung.

Sichere sanitäre Einrichtungen sind unerlässlich, um Krankheitsausbrüche zu verhindern. Die Entsorgung menschlicher Fäkalien im größten Flüchtlingscamp der Welt ist jedoch eine große Herausforderung. Unsere Anlage wird zur Gesundheit der Geflüchteten beitragen, indem sie mit 40 Kubikmetern Fäkalien pro Tag eine enorme Menge verarbeiten wird.
Salahuddin Ahmmed, Wasser- und Sanitärtechniker bei Oxfam

Die Investition lohnt sich auch, weil die Anlage günstig ist und einfach zu betreiben. Zudem beträgt ihre potenzielle Laufzeit 20 Jahre. Wenn die Notlage der Rohingya einmal vorbei sein sollte, kann das Klärwerk für die lokale Bevölkerung weiter betrieben werden. „Wir denken, dass wir dieses Modell auch bei zukünftigen Krisen anwenden können“, erklärt Salahuddin Ahmmed.

Das neue, nachhaltige Klärwerk weist äußerst niedrige Betriebs- und Wartungskosten auf und besteht aus einem Klärbecken und einer Pflanzenkläranlage. Die Anlage ist sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen ungefährlich: Das Werk hat mehrere Klärstufen, die eine Verunreinigung der lokalen Wasserquellen verhindern. Des Weiteren besitzt es eine dichte Schicht aus Kunststoff und einen abgedeckten, sauerstoffunabhängigen Teil, die das Entweichen unangenehmer Gerüche verhindern.

Die Anlage produziert zudem Biogas – Oxfam erforscht zurzeit, wie dies geflüchteten Familien zugute kommen kann, damit diese das Gas zum Kochen benutzen können.

Eine Million Rohingya benötigen Hilfe

Beinahe eine Million Rohingya-Geflüchtete, die in Bangladesch leben, benötigen noch immer Nahrung, Wasser, Unterkünfte und andere lebenswichtige Hilfsmittel, um zu überleben. Oxfam fordert mehr Hilfe und Ressourcen, um die Lebensbedingungen der Rohingya weiter zu verbessern und ihre Sicherheit zu gewährleisten.

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Das Projekt wurde vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) finanziert und mit den örtlichen Behörden sowie der Regierung von Bangladesch umgesetzt.