„Das Gesicht der Armut ist weiblich. Um Armut wirklich zu überwinden, müssen wir dafür sorgen, dass Mädchen gleichberechtigten Zugang zu Schule und Ausbildung haben und dass Stellung und Anerkennung von Frauen gestärkt werden“, sagt Anja Osterhaus, Leiterin des Programmbereichs bei Oxfam Deutschland.

Bei der Unterstützung von Frauen und Mädchen konzentriert sich Oxfam in seinen langfristigen Entwicklungsprojekten auf drei Bereiche: Körper, Stimme und Arbeit.

Im Bereich „Körper“ stehen Schutz vor Gewalt und sexuelle Selbstbestimmung im Zentrum. Beim Bereich „Stimme“ geht es darum, Frauen in Gesellschaft und Politik eine Stimme zu verleihen. Der Bereich „Arbeit“ legt den Fokus auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und gerechte Bezahlung. „Im Kern haben alle Bereiche zum Ziel, Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen“, sagt Anja Osterhaus.

Diejenigen, die am besten wissen, was Frauen in ihrer Region wirklich brauchen und was Geschlechtergerechtigkeit in ihrer Kultur verhindert, sind die Menschen vor Ort, so Anja Osterhaus. „Wir wollen nicht belehren oder westliches Wissen exportieren, sondern zuhören, unterstützen und aus Erfahrungen lernen.“

Drei Beispiele aus Mali, Sri Lanka und Pakistan:

Körper: Selbstbestimmung und Schutz vor Gewalt

Weibliche Genitalverstümmelung und Frühverheiratung sind in weiten Teilen Südasiens und Afrikas südlich der Sahara weit verbreitet. In traditionell geprägten Dörfern im Westen Malis sensibilisiert Oxfams Partnerorganisation APSEF durch Diskussionsrunden, Theateraufführungen und Radiosendungen. Aminatou Doumbia arbeitet dort als Dorfberaterin.

Sie erklärt: Das Wichtigste bei dieser Arbeit ist, alle Gruppen mitzunehmen, die einen gesellschaftlichen Wandel einleiten können, von Lehrer*innen bis zu Beschneiderinnen. „Sie haben hier eine sehr wichtige, hochangesehene Rolle. Sexualität und Geschlechtliches sind bei uns tabu. Beschneiderinnen haben aber genau mit diesen Körperteilen Kontakt. Sie wissen über Dinge, die anderen verborgen sind. Die gesundheitlichen Folgen ihrer Eingriffe kennen sie meist nicht.“

Wichtig sei es auch, nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer zu überzeugen, sagt Aminatou Doumbia: „Der Mann entscheidet. Wenn man also die Frauen für die Folgen der Beschneidung sensibilisiert, aber die Männer nicht überzeugt, dann kommt man nicht weit.“

Stimme: Gehört werden in Politik und Gesellschaft

Rathnamali Kariyawasam
Rathnamali Kariyawasam kämpft dafür, dass sie ihr Land zurückbekommt

„Früher hatten wir unser eigenes Land“, berichtet Rathnamali Kariyawasam. „Es lag nah an der Lagune. Dort konnten wir Mais und Erdnüsse anbauen und fischen. Davon konnte ich mit meiner Familie gut leben.“ Doch in der Nacht des 17. Juli 2010 vertrieb das Militär die Kleinbäuerin und 350 weitere Familien von dem Land an der Küste im Osten Sri Lankas. Heute muss sie Pacht für ein kleines Feld zahlen und zusätzliche Lebensmittel kaufen. Das Geld fehlt für die Schulbildung der Kinder.

Gemeinsam mit den Partnerorganisationen ICS und NAFSO unterstützt Oxfam Rathnamali Kariyawasam und die anderen Vertriebenen mit Rechtsberatung und schafft politischen Druck auf die Regierung. Trotz heftiger Drohungen geben die Frauen den Kampf um ihre Landrechte nicht auf: „Wir müssen weitermachen! Für mich ist das ein Kampf um die Zukunft meiner Kinder“, sagt Rathnamali Kariyawasam.

Arbeit: Chancengleichheit und faire Löhne

Safiya* setzt sich für Heimarbeiterinnen in Pakistan ein
Safiya* setzt sich für Heimarbeiterinnen in Pakistan ein

„Schon als Teenager habe ich Kleidung für Frauen in der Nachbarschaft genäht. Mit dem Lohn musste ich mich und meine Geschwister versorgen“, sagt Safiya*. Heute ist die 32-Jährige Ausbilderin im Schulungszentrum von Oxfams Partnerorganisation HomeNet in Lahore. In Pakistan arbeiten 65 Prozent der berufstätigen Frauen als Heimarbeiterinnen ohne Arbeitsvertrag und soziale Absicherung. Sie weben Stoffe für die Textilindustrie oder knüpfen Teppiche in den eigenen vier Wänden – bis zu 16 Stunden täglich für einen Monatslohn von umgerechnet 50 Euro.

In den Schulungszentren erhalten die Frauen neben handwerklichen Fortbildungen auch Schulungen in Arbeitsrecht, Buchhaltung und Marketing. Und die Frauen vernetzen sich. Inzwischen sind über HomeNet mehr als 50.000 Frauen organisiert. Zusammen haben sie erreicht, dass in mehreren Provinzen ein Gesetz verabschiedet wurde, das ihnen einen gerechten Mindestlohn und Zugang zur Sozialversicherung zusichert. „Es ist ein gutes Gefühl, durch mein Einkommen von niemandem abhängig zu sein“, sagt Safiya. „Besonders stolz macht es mich aber, andere Frauen zu stärken, damit sie ihren Lebensunterhalt verdienen können.“

* Nachname aus Schutzgründen weggelassen.

Oxfams Einsatz für Frauenrechte

Auf politischer Ebene und gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzen wir uns dafür ein:

  • Frauenrechte weltweit zu stärken,
  • Frauen mehr Gehör zu verschaffen,
  • Gewalt gegen Frauen zu beenden,
  • Frauen in ihrer Arbeit zu entlasten und wirtschaftlich zu fördern,
  • Frauen und Mädchen einen besseren Zugang zu Gesundheitsfürsorge, Bildung und Einkommen zu ermöglichen.

Grundsätzlich fördern wir nur Projekte, die sich positiv auf die Situation von Frauen und Mädchen auswirken.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Frühjahrsausgabe 2019 der EINS.