Einmal jährlich vergleichen wir die fünf größten Supermärkte miteinander. Wir beantworten die häufigsten Fragen zu unserem Supermarkt-Check:

Warum macht Oxfam den Supermarkt-Check?

Hungerlöhne in Asien, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Südafrika, gesundheitsschädliche Pestizide in Costa Rica: Überall auf der Welt werden Menschen ausgebeutet, die Lebensmittel herstellen, die wir in unseren Supermärkten kaufen.

Das darf nicht sein! Leid und Ausbeutung dürfen keine Zutat in unserem Essen sein. Supermarktketten müssen endlich dafür sorgen, dass die Menschen, die unsere Lebensmittel herstellen, fair behandelt werden. Um herauszufinden, ob Supermärkte genug dafür tun, dass bei der Herstellung ihrer Lebensmittel Menschenrechte eingehalten werden, veröffentlichen wir seit 2018 einmal jährlich unseren Supermarkt-Check.

Supermarkt-Check 2018
Supermarkt-Check 2019
Supermarkt-Check 2020

Konkret heißt das: Regelmäßig bewerten wir die führenden bzw. am schnellsten wachsenden Supermärkte in Deutschland und anderen Ländern und vergleichen, wie transparent sie handeln, ob sie Arbeitsrechte auf Plantagen schützen, was sie für Kleinbäuer*innen tun und wie sie Gewalt gegen Frauen verhindern.

Damit wollen wir die Öffentlichkeit aufklären und Supermärkte zum Handeln bewegen – AldiEdekaLidl und Rewe müssen dafür sorgen, dass die Situation der Arbeiter*innen in den Produktionsländern verbessert wird.

Wie haben die Supermärkte in Oxfams Supermarkt-Check 2018 abgeschnitten?

In unserem ersten Supermarkt-Check im Jahr 2018 haben die Supermärkte katastrophal abgeschnitten. Vor allem im internationalen Vergleich landeten die deutschen Ketten auf den letzten Plätzen. Während Supermärkte aus Großbritannien und den USA teilweise zweistellige Prozentzahlen erreichten, wurden die deutschen Supermärkte in jeder Kategorie mit null bis acht Prozent der Gesamtpunktzahl bewertet. Bei speziellen Schutzmaßnahmen für Frauen konnte keine der deutschen Ketten Punkte erzielen, beim Schutz von Arbeiter*innen lag die höchste Bewertung bei zwei Prozent.

Zum Supermarkt-Check 2018

Wie haben die Supermärkte in Oxfams Supermarkt-Check 2019 abgeschnitten?

Im Supermarkt-Check 2019 gab es weiterhin schlechte Noten für deutsche Supermarkt-Ketten. Es zeigte sich aber auch, dass unsere Arbeit wirkt. Mehrere deutsche Ketten konnten sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern.

Zum Supermarkt-Check 2019

Was hat sich seit dem letzten Supermarkt-Check getan?

Im diesjährigen Supermarkt-Check wird deutlich: Unsere hartnäckige Arbeit trägt Früchte! Alle Supermärkte haben sich gegenüber dem Vorjahr verbessert – teilweise deutlich.

Ein besonderer Erfolg ist die neue Menschenrechtspolitik von Lidl: Die Supermarkt-Kette will die eigenen Lieferanten offenlegen. Dadurch haben Arbeiter*innen und Gewerkschaften in den Produktionsländern die Möglichkeit, Lidl direkt anzusprechen, wenn Missstände bei den Zulieferern vorliegen. Ein Meilenstein, gaben doch viele Unternehmen bisher an, dass es nahezu unmöglich sei Transparenz über globale Lieferketten herzustellen.

Ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Jahr: Im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung haben mehrere deutsche Einzelhandelsunternehmen, darunter Aldi Süd, Aldi Nord, Rewe und Lidl, angekündigt, in den eigenen Lieferketten schrittweise Löhne und Einkommen auf ein existenzsicherndes Niveau anzuheben. Auch wenn zunächst nur erste Pilotprojekte vorgesehen sind, ist die Verpflichtung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Die Erfolge zeigen: Gemeinsam können wir etwas bewirken. Unser Einsatz rund um den Supermarkt-Check zeigt endlich Wirkung.

Doch es wird auch deutlich: Ohne ein Gesetz wird es nicht möglich sein, alle Supermärkte zu Fortschritten zu bewegen. In diesem Jahr fällt dabei Edeka besonders auf. Während sich die anderen Supermärkte auf den Weg gemacht haben, geht es bei Edeka nur in Trippelschritten voran. Die Selbstverpflichtung zu existenzsichernden Löhnen und Einkommen hat Edeka als einziger deutscher Supermarkt im Check nicht unterzeichnet. Ohne einen gesetzlichen Rahmen können sich Unternehmen also weiter ohne große Konsequenzen wegducken.

Was bedeutet es für die Arbeiter*innen, wenn Supermärkte schlecht abschneiden?

Fast überall, wo Essen für unsere Supermärkte hergestellt wird, werden Menschen ausgebeutet. Ein schlechtes Abschneiden zeigt also, dass eine Supermarkt-Kette fast nichts dagegen tut, gleichzeitig aber zum Beispiel von Niedrigstlöhnen profitiert.

Während deutsche Supermärkte zum Beispiel Tafeltrauben und Wein aus Südafrika zu Niedrigstpreisen einkaufen, werden Arbeiter*innen im südafrikanischen Weinanbau gnadenlos ausgebeutet. Durch Pestizide erkranken sie an Asthma oder Krebs, bekommen teilweise nicht einmal den Mindestlohn und haben kaum Möglichkeiten, ihre Rechte mit Hilfe von Gewerkschaften durchzusetzen.

Oft werden Arbeiter*innen so krank, dass sie nicht mehr arbeiten können. Ohne Job haben sie Schwierigkeiten, ihre Familien zu ernähren, und können sich ihre Medikamente nicht mehr leisten.

Farmarbeiterin Magrieta Prins
Magrieta Prins, Farmarbeiterin aus De Doorns und Aktivistin bei unserer Partnerorganisation Women on Farms Project

 

Das Pestizidpulver ist wie Staub. Wenn du auf der Plantage arbeitest, kriegst du das Pulver ab. Immer wenn ich die Trauben berühre, schwellen meine Hände an und platzen auf. Meine Haut hat davon immer noch Risse.
Magrieta Prins

Ähnliche katastrophale Arbeitsbedingungen in den Lieferketten deutscher Supermärkte hat Oxfam in Fallstudien zu verschiedenen anderen Produkten wie Bananen, Ananas und Mangos aufgedeckt. Menschenrechtsverletzungen sind hier an der Tagessordnung.

Umgekehrt heißt das: Je besser die Menschenrechtspolitik einer Supermarktkette, desto besser ist dieses Unternehmen in der Lage, für die Achtung der Menschenrechte in Produktionsländern zu sorgen – zum Beispiel durch die Einrichtung von Beschwerdestellen für Arbeiter*innen.

Wieso findet man im Supermarkt-Check keine Bio-Supermärkte und keine anderen Discounter?

In unserem Supermarkt-Check haben wir die vier größten deutschen Supermarktketten analysiert: Aldi (Aldi Nord und Aldi Süd), Edeka mit dem Discounter Netto, Lidl (gehört mit Kaufland zur Schwarzgruppe) und Rewe mit dem Discounter Penny. Im Gegensatz zu den Bio-Supermärkten haben die vier großen Ketten auch große Macht: Mit 85 Prozent Marktmacht teilen sie den deutschen Lebensmitteleinzelhandel unter sich auf und kontrollieren ihn faktisch.

Sie sind das Nadelöhr, durch das jeder Produzent muss, um seine Ware auf dem Markt anbieten zu können. Das heißt: Die großen Supermarktketten können Herstellern nach Belieben Vertragsbedingungen auferlegen und unangemessene Rabatte verlangen. Den Preisdruck verlagern die Produzenten dann meist auf ihre Arbeiter*innen. Die Folge: menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.

Wie schneiden die deutschen Supermärkte im internationalen Vergleich ab?

Insgesamt liegen britische Supermarktketten wie Tesco und Sainsbury’s weiterhin vorne – beide haben sich auch in diesem Jahr noch einmal deutlich verbessert. Mittlerweile haben die deutschen Supermärkte, mit Ausnahme von Edeka, jedoch Boden gut gemacht.

Was Tesco und Sainsbury’s von den deutschen Supermärkten unterscheidet? Zunächst arbeiten beide schon länger daran, ihre Geschäftspolitiken an Menschenrechten auszurichten und haben auch bei herausfordernden Themen bereits einiges bewirkt. So setzt sich Tesco seit einiger Zeit bei seinen Zulieferern in Lateinamerika proaktiv für die Selbstorganisation der Arbeiter*innen ein. Mit Erfolg: In Peru zum Beispiel hat jeder von Tescos Zulieferern eine Arbeitnehmervertretung. Und auch beim Thema Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte liegt der britische Einzelhändler weit vorne: Zusammen mit Frauenorganisationen geht das Unternehmen das Thema Geschlechtergerechtigkeit bei seinen Zulieferern an, z.B. mit dem World Banana Forum oder dem südafrikanischen Leadership Programme zur Ausbildung weiblicher Führungskräfte.

Ein zusätzlicher Antrieb für die britischen Supermärkte und eine mögliche Erklärung für das bessere Abschneiden mag der „UK Modern Slavery Act“ sein, nach dem britische Unternehmen über ihren Umgang mit modernen Formen der Sklaverei berichten müssen. Auch das im deutschen Kontext vergleichsweise gute Abschneiden von Aldi Süd und Lidl mag hierdurch begründet sein – beide Unternehmen sind auch auf dem britischen Markt aktiv.

Außerdem wird deutlich, dass sich alle Supermärkte trotz sichtbarer Fortschritte bei einem entscheidenden Knackpunkt weiterhin schwer tun: die eigenen Einkaufspraktiken. So ist der Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel weiter ungebrochen. Die Kosten tragen die Arbeiter*innen – sowohl hier in Deutschland als auch in den Produktionsländern des Globalen Südens. Der extreme Preisdruck führt weltweit zu niedrigen Löhnen und Einkommen. Es bleibt also weiterhin viel zu tun.

Wie sähe ein Supermarkt aus, der die volle Punktzahl bekommen würde?

Wenn ein Supermarkt alle Kriterien aus unserem Supermarkt-Check erfüllen würde, dann würde sich im Idealfall auch die Situation der Arbeiter*innen vor Ort extrem verbessern: Menschen müssten nicht mehr für Hungerlöhne schuften. Familien würden genug verdienen, um ihre Kinder zu ernähren und sie zur Schule zu schicken. Arbeiter*innen könnten freie Gewerkschaften gründen – und niemand wäre mehr hochgiftigen Pestiziden ausgesetzt.

Für Sie als Verbraucher*in heißt das: Sie könnten darauf vertrauen, dass die Produkte in Ihrem Einkaufswagen nicht unter Menschenrechtsverletzungen hergestellt wurden.

In einem Supermarkt, der die volle Punktzahl in unserem Supermarkt-Check erhalten würde, müssten sich im Idealfall Verbraucher*innen keine Gedanken darüber machen, unter welchen sozialen Bedingungen Lebensmittel hergestellt werden.

In welchem Supermarkt soll ich einkaufen?

Wir wollen mit dem Supermarkt-Check nicht erreichen, dass niemand mehr bei Aldi, Edeka, Lidl und Rewe einkauft. Der Check ist kein Einkaufsratgeber. Er soll primär die Supermarkt-Ketten anspornen, bei sich und ihren Lieferanten für die Achtung der Menschenrechte zu sorgen. Sie müssen ihrer Verantwortung gerecht werden.

Beim Kauf von Produkten können Siegel einen Richtwert geben, ob Produkte fair produziert wurden. Allerdings gibt es durch die weit verzweigten Lieferketten und die vielen Missstände bei der Überprüfung von Plantagen und Fabriken immer wieder Siegel, die wenig glaubwürdig sind. Deshalb raten wir Verbraucher*innen – wo möglich – Produkte mit glaubwürdigen Siegeln wie Fairtrade oder GEPA+ zu kaufen oder in Bioläden und Wochenmärkten Produkte zu kaufen, bei denen durch Herkunftsnachweise oder sonstige Angaben eine einigermaßen faire Produktion sichergestellt ist.

Bananenkiste Rainforest Alliance
Trotz Siegel: Premium-Bananen bedeuten nicht immer Premium-Bedingungen für die Arbeiter*innen vor Ort.

Übrigens: Der Verkauf von Produkten mit Siegel brachte beim Supermarkt-Check keine Punkte, es sei denn, die Zertifizierung führte tatsächlich zu höheren Einkommen von Kleinbäuer*innen, wie beispielsweise bei Fairtrade.

Was kann ich als Verbraucher*in machen, um die Situation zu ändern?

Derzeit ist der Einfluss von Ihnen als Verbraucher*in noch begrenzt, da Sie meist gar nicht erkennen können, unter welchen Bedingungen die Produkte in den Supermärkten hergestellt wurden. Deshalb ist Transparenz eines der Kriterien, anhand dessen der Supermarktcheck die Unternehmen überprüft hat. Trotzdem können Sie etwas tun:

1. Nachfragen: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Kaufen Sie vor allem Produkte mit den Siegeln von Fairtrade oder GEPA+. So zeigen Sie den Supermärkten, dass es Ihnen wichtig ist, fair produzierte Lebensmittel zu kaufen.

Gehen Sie in Ihren Supermarkt und fragen Sie nach! Erkundigen Sie sich zum Beispiel darüber, wo der leckere Wein aus Südafrika oder die Bananen aus Ecuador produziert werden und ob die Arbeiter*innen vor Ort faire Löhne bekommen.

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2. Druck machen: Nicht nur als Verbraucher*innen können Sie aktiv werden: Damit Menschenrechte bei der Produktion von Lebensmitteln von allen Unternehmen eingehalten werden müssen, braucht es einen gesetzlichen Rahmen. Unterstützen Sie die Forderung der Initiative Lieferkettengesetz.

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3. Oxfam als Förder*in unterstützen: Für unsere Kampagnen-Arbeit sind regelmäßige Spenden besonders wertvoll. Denn damit können wir langfristig planen und dauerhaft Druck auf Politik und Wirtschaft machen.

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