Pakistan ist ein Jahr nach den schlimmsten Überschwemmungen seiner Geschichte schlecht auf eine neue Flut oder andere Naturkatastrophen vorbereitet. Mit Beginn der aktuellen Monsun-Saison sind zwei bis fünf Millionen Menschen in der Indus-Region aufs neue bedroht, warnt die Oxfam-Studie "Ready or Not: Pakistan’s resilience to disasters one year on from the floods".

Großen Anteil an der aktuellen Gefahr haben ungenügende Katastrophenschutzmaßnahmen der pakistanischen Regierung und mangelnde Unterstützung durch internationale Geberstaaten. Der letztjährige UN-Nothilfeaufruf über zwei Milliarden US-Dollar ist nur zu 70 Prozent finanziert. Der Bericht kritisiert ferner, dass weniger als zehn Prozent der Geberhilfe für vorbeugende Maßnahmen aufgewendet werde und insgesamt zu wenig längerfristige Vorhaben unterstützt würden.

Hunderte Dörfer im Süden der Provinz Punjab und in Sindh sind bereits jetzt wieder überflutet oder akut bedroht. Viele Bauern haben in diesem Jahr weniger Feldfrüchte als sonst angebaut, andere verlassen bereits ihre Häuser und ziehen in höher gelegene Gebiete. Sie haben einfach zu wenig Vertrauen in die staatlichen Schutzmaßnahmen und befürchten, erneut all ihr Hab und Gut zu verlieren.

Mehr als 800.000 Familien haben noch keinen Ersatz für ihre zerstörten Häuser erhalten, rund 37.000 müssen noch in Zeltlagern ausharren. Zahlreiche Flussdeiche, zum Beispiel in der Provinz Sindh, wurden nur unzureichend repariert und drohen neuen schweren Belastungen nicht standzuhalten.

Pakistanische Helfer und Behörden haben vielfach engagiert gegen die Flut gekämpft, doch leidet der staatliche Katastrophenschutz an Ineffizienz und Reformstau. Doppelstrukturen und Zuständigkeitslücken behindern oftmals die Hilfe. Zudem hat die pakistanische Regierung, entgegen den Empfehlungen von Weltbank und Asiatischer Entwicklungsbank, viel zu wenig Finanzmittel in die Katastrophenvorsorge investiert.