Als Anfang Februar 2023 ein schweres Erdbeben den Süden der Türkei und den Norden Syriens erschütterte, traf es auch Menschen, deren Leben bereits durch mehr als ein Jahrzehnt Bürgerkrieg in Syrien gezeichnet war. Eine von ihnen war Khadija:

Eine Frau sitzt in der Hocke und schaut in die Kamera.
Ein Jahr nach dem Erdbeben leiden die Menschen noch immer unter den Auswirkungen. Bereits vor dem Beben hatte der anhaltende Konflikt erhebliche Schäden an der Infrastruktur im Land verursacht.

Khadijas Haus wurde durch das Erdbeben teilweise zerstört. Infolgedessen hatte die Familie Mühe, sauberes Wasser zu bekommen, sich warmzuhalten, genug zu essen zu finden und ihre grundlegenden Hygienebedürfnisse zu erfüllen.

Dank der großartigen Unterstützung von unzähligen Spender*innen konnte Oxfam zusammen mit Partnern vor Ort lebenswichtige Nothilfe leisten. Wir haben Hygienesets verteilt, die Seife, Waschpulver, Shampoo und Damenbinden enthielten. Frauen und Mädchen erhielten außerdem zusätzliche Sets mit Unterwäsche, Kopftüchern, Socken und Solarlampen - all dies sollte ihnen in dieser schwierigen Situation ein Stück mehr Würde und Sicherheit geben.

Mir hat die Solarlampe am besten gefallen, denn sie gab uns etwas Licht in den dunklen Nächten.
Khadjia

Das Ausmaß des Erdbebens

Das Erdbeben, das Syrien am 6. Februar 2023 erschütterte, traf auch den Süden der Türkei mit einer Stärke von 7,8 und ist damit eines der schlimmsten, dass die Region im letzten Jahrhundert heimgesucht hat. Es kam zu zahlreichen Nachbeben und in den folgenden Stunden und Tagen stieg die Zahl der Todesopfer weiter an: Etwa 56.000 Menschen kamen ums Leben. Dazu waren auf einen Schlag ca. 10 Millionen Menschen akut auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Oxfams Hilfe vor Ort

Oxfam hat in der Türkei und Syrien über 2 Millionen Menschen mit sauberem Wasser, Hygieneartikeln, Kleidung, Nahrungsmitteln und psychologischer Unterstützung erreicht.

Ein Mann und eine Frau unterhlaten sich. Ein Karton auf dem Oxfam steht wird dabei übergeben.
In den am stärksten vom Erdbeben betroffenen Gebieten rund um Aleppo, Idlib, Hama und Lattakia hat Oxfam die Menschen mit den nötigsten Hygieneartikeln versorgt.

Einsatz für sauberes Trinkwasser, Toiletten und bessere Hygiene

In der Türkei konnten wir bei der Reparatur von kommunalen Wassersystemen unterstützen und mehr als 80.000 Menschen den Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen. Außerdem haben wir:

  • einen Wassertank im Kahramanmaraş Temporary Accommodation Center saniert, der 28.000 Menschen mit sauberem Wasser versorgt
  • über 1.000 Toiletten, 700 Duschen und 200 Toiletten für Menschen mit Behinderungen eingerichtet
  • über 9.000 Hygiene-Sets und über 2.000 Geldgutscheine für den Kauf von Hygieneartikeln speziell für Babys und Senioren und über 15.000 Sets mit Artikeln für Frauen und Mädchen verteilt
 Von einem LKW werden transportable Toilettenkabinen mit einem Kran entladen
Oxfam KEDV, ein unabhängiges Mitglied von Oxfam in der Türkei, hat nach dem Erdbeben in den ersten Monaten Toiletten und Duschen aufgestellt. Dadurch wird das Risiko von Krankheitsausbrüchen reduziert und die Sicherheit für Frauen und Kinder erhöht, die für den Toilettengang ansonsten weite Strecken zurücklegen müssten.

In Syrien:

Wir konnten 1 Million Menschen in Notunterkünften mit sauberem Trinkwasser versorgen. Außerdem haben wir:

  • Wassertanks in diesen Unterkünften gereinigt, die mehr als 24.000 Menschen mit Wasser versorgen, sowie kommunale Wassertanks aufgebaut, die fast 39.000 Menschen mit Wasser versorgen
  • sichergestellt, dass die Toiletten in den Notunterkünften sauber sind und sicher zu benutzen
  • bei der Reparatur und Optimierung von Wasser- und Abwassersystemen für 2,4 Millionen Menschen unterstützt und rund 60 Personen zum Thema Hygiene geschult, um die knapp 1 Millionen Menschen in den Notunterkünften zu beraten
  • dringend benötigte Hygieneartikel an über 300.000 Menschen verteilt
Eine Frau sitzt vor einer Gruppe von Menschen und präsentiert ein Hygieneprodukt
Eine Hygienebeauftragte von Oxfam klärt die Bewohner*innen einer Unterkunft im Stadtteil Salah Al-Deen in Aleppo über die Ansteckungsrisiken von Kopfläusen und deren Vorbeugung auf. Anschließend werden Anti-Läuse-Shampoos verteilt.

Finanzielle Unterstützung für Nahrungsmittel und Wiederaufbau

In der Türkei:

  • haben wir Nahrungsmittelgutscheine an 400 Haushalte verteilt
  • eine zusätzliche Unterstützung mit Bargeld für besonders betroffene Haushalte angeboten
  • rund 300 Landwirt*innen mit Tierfutter und Setzlingen versorgt
Eine Frau mit Zetteln und einem Stift erklärt etwas. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein Bündel Geld.
Vom Erdbeben betroffene Familien aus Aleppo in Syrien erhalten Bargeld von einer Oxfam Mitarbeiterin, damit sie in einkaufen können, was sie brauchen.

In Syrien:

  • haben wir rund 21.000 Menschen mit Bargeld unterstützt, da die hohen Lebensmittelpreise den Zugang zu Nahrungsmitteln für die vom Erdbeben betroffenen Menschen zusätzlich erschwerte
  • außerdem zwei zerstörte Bäckereien wieder aufgebaut und modernisiert, damit diese in der Lage waren, genügend Brot für 95.000 Menschen zu produzieren. Aktuell arbeiten wir daran, fünf weitere Bäckereien wieder aufzubauen

Mehr Schutz und Sicherheit für Kinder und Frauen

In der Türkei:

Oxfam arbeitet mit Behörden, UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. So sind bereits sechs Frauen- und Kinderzentren entstanden, drei weitere werden dieses Jahr eröffnet. Dort werden unter anderem angeboten:

  • Psychosoziale Beratung
  • Vorschulbildung und Betreuungsdienste für Kinder
  • Weiterbildungen für Frauen

Diese Angebote erreichen über 2.000 Personen, darunter syrische Geflüchtete, Alleinerziehende, Schwangere, Stillende und Menschen mit Behinderung.

Ein Mann mit zwei kleinen Kindern. Ein Kind bekommt gerade einen Pullover angezogen.
Ein Mann und seine beiden kleinen Kinder aus dem ländlichen Aleppo werden von Oxfam mit Winterkleidung ausgestattet, um die kalte Jahreszeit zu überstehen.

In Syrien:

  • Oxfam unterstützte 90 Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen sowie Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt mit individuellen Schutzmaßnahmen
  • rund 18.000 Pakete mit Artikeln, die sich speziell an die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen richten, wurden ausgeliefert
  • an zwölf Schulen in Aleppo, Lattakia und Hama fand Aufklärung zum Themen Menstruation statt und es wurden Damenbinden und Seife an die Schülerinnen verteilt
  • in den ländlichen Gebieten von Aleppo und Idlib erhielten die Familien Decken, Kleidung und Solarlampen zum Schutz vor der Kälte und der Dunkelheit

Nachhaltige Entwicklung in der betroffenen Region

Ein Jahr nach dem Erdbeben kann noch nicht von einer Rückkehr zum "Normalzustand" gesprochen werden. Während die erste Phase der akuten, lebensrettenden Maßnahmen jedoch weitgehend abgeschlossen ist, hat die Arbeit zur Wiederherstellung der Lebensgrundlagen gerade erst begonnen. Mit einem langfristig ausgelegten Wiederaufbauplan sollen die Lebensbedingungen in den betroffenen Regionen nachhaltig zu verbessert werden.

Konkrete nächste Schritte in der Türkei:

Wir haben den Wasserbedarf von etwa 20 Dörfern in Adiyaman kartiert und entwickeln Pläne, um diese Dörfer im Jahr 2024 mit Wasser zu versorgen. Die Women's Coalition in der Türkei, deren Mitglied Oxfam KEDV ist, wird 2024 in Adiyaman 3.000 Hygiene-Sets im Namen von Oxfam verteilen. Wir werden weiterhin Bargeld und materielle Unterstützung für Frauen-Kooperativen und Unternehmerinnen sowie Bäuerinnen in den ländlichen Gebieten der Türkei bereitstellen. Auch dringend benötigte Winterkleidung werden wir weiterhin verteilen. Außerdem werden wir dazu beitragen, dass Organisationen, in denen Geflüchtete und Frauen partizipieren, bei Entscheidungen über den laufenden Wiederaufbauprozess, in den vom Erbeben zerstörten Gebieten ein Mitspracherecht haben.

Unsere Pläne für Syrien:

Unser Team wird den Menschen weiterhin zur Seite stehen und mit dem, was sie in dieser schwierigen Zeit brauchen, versorgen. Nachdem sie ein Jahr lang Not und Trauma durchlebt haben, möchten wir beim Wiederherstellen menschenwürdiger Bedingungen unterstützen.

Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen

Wir sind davon überzeugt, dass Unterstützung in Krisensituationen nur dann wirksam sein kann, wenn sie von denjenigen getragen wird, die die Menschen in den betroffenen Gebieten am besten kennen. Sowohl in der Türkei als auch in Syrien arbeiten wir deshalb eng mit lokalen Partnern zusammen:

Unsere Partnerorganisation in Syrien:

Unsere Partnerorganisationen in der Türkei:

Wir sagen Danke!

Danke für Ihre unglaubliche Großzügigkeit, die die Arbeit von Oxfam und unseren Partnern möglich machen:

Wir haben weltweit mehr als 50 Millionen Euro zur für unseren 3-jährigen Einsatz in den betroffenen Gebieten erhalten, die fast zu gleichen Teilen aus Spendenaufrufen und institutionellen Spenden stammen.

Ihre Spende zählt!

Damit wir in Krisen und Katastrophen so schnell wie möglich reagieren können.