Die Menschen im Jemen leiden unter der schlimmsten humanitären Krise der Welt. Mehr als 24 Millionen Menschen sind dringend auf Nothilfe angewiesen. Das sind 80 % der Bevölkerung. Jeder zweite Mensch, hauptsächlich Frauen und Mädchen, steht kurz davor, bedrohlich an Hunger zu leiden. Mehr als die Hälfte der Jemenit*innen hat keinen Zugang zu Trinkwasser. 

Seit Jahren gleichen sich die Schlagzeilen. Wir lassen betroffene Menschen sprechen: Badr Abdulla, Fatima Saeed und Samiha Ali berichten darüber, wie es ist, im Krieg zu leben, Verwandte zu verlieren, fliehen zu müssen – und dabei trotzdem allem stark zu bleiben.

Seit März 2015 wüten im Jemen schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen, ihren ausländischen Verbündeten und bewaffneten Oppositionsgruppen. Bereits vor Kriegsausbruch waren große Teile der jemenitischen Bevölkerung verarmt, doch nun sind die Menschen zusätzlich von der Gewalt zermürbt.

„Wir haben eine Menge verloren. Das Fischernetz, die Angelhaken, auch das Fischerboot.“

Badr Abdulla ist ein junger Fischer, der bei seinen Eltern lebt. Viele seiner Verwandten sind während der Konflikte gestorben. Da es in ihrem Heimatdorf nicht mehr sicher war, ist er mit seiner Familie in eine Stadt in der Nähe geflohen.

Sie haben mit Panzern und großen Waffen geschossen, sodass wir fliehen mussten. Es war sehr schwierig. Für die vielen Menschen gab es keine Transportmittel, um sofort zu fliehen. Also mussten wir bis zum nächsten Tag warten. Wir nahmen einen Lastwagen, um uns und die restlichen Familien von hier wegzubringen.
Einige Mitglieder unserer Familie wurden während des Krieges getötet.
Wir haben eine Menge verloren. Das Fischernetz, die Angelhaken, auch das Fischerboot. Wir mussten unsere Heimatstadt wegen der Konflikte verlassen. Als wir zurückkamen, waren alle Boote zerstört. Aber Gott sei Dank kamen wir zurück und starteten mit dem Wiederaufbau.
Badr Abdulla auf einem Boot

Badr Abdulla erklärt, dass sein Leben jetzt besser ist, da er Zugang zu Wasser neben seinem Haus hat.

Badr Abdulla mit Wasserkanister
Das Wasser-Projekt von Oxfam hat uns sehr geholfen. Die Wasserstellen befinden sich in unserer Nähe, sodass wir jederzeit Wasser holen können. Vorher mussten wir teures Wasser kaufen, das von LKWs geliefert wurde.

„Vor dem Krieg waren die Bedingungen besser, die Preise niedriger.“

Fatima Saeed hat 9 Kinder (6 Mädchen und 3 Jungen). Sie fischt, um den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sichern. Sie hat ein Boot, das sie mit dem Verkauf der Fische finanzieren konnte. Dank Oxfam konnte sie Ausrüstung für die Arbeit auf See kaufen (ein Fischernetz, Bojen usw.). Sie ist eine starke Frau, aber manchmal, wenn die See rau ist oder es einen Sturm gibt, hat sie Angst.

Als der Krieg anfing, hat er viel zerstört. Vor dem Krieg waren die Bedingungen besser, die Preise besser. Wir konnten viele Dinge kaufen. Aber jetzt ist es so: Wenn wir das eine kaufen, können wir das andere nicht mehr kaufen, wegen der hohen Preise. Wenn man Geld hat, kann man einkaufen, andernfalls nicht. Es ist eine schwere Zeit. Es ist wirklich schwer.
Ich habe Ausrüstung fürs Fischen gekauft. Mit dem Geld, das ich von Oxfam bekommen habe. Das Boot gehörte mir aber schon vorher.
Fatima Saeed beim Fischen
Ich fische auf dem Meer. Manchmal tauche ich, um die Fische zu fangen. Das ist anstrengend.
Es gibt einige Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind: Es gibt kein sauberes Wasser. Außerdem müssen wir morgens um sechs Uhr fischen gehen. Wir kehren erst abends um fünf Uhr zurück. Unser Mittagessen essen wir erst abends. Das ist sehr ermüdend. Das Leben hier ist schwierig. Zudem haben wir keine feste Einkommensquelle. Wir können nicht einfach darauf warten unser Gehalt zu bekommen. Wir haben nichts anderes als den Fischfang zum Leben. Wir verbringen die ganze Zeit auf dem Meer. Aber manchmal, wenn der Wind stark ist, gehen wir zurück in unsere Häuser und ruhen uns den restlichen Tag aus. Am nächsten Tag gehen wir dann wieder zurück aufs Meer – denn wir brauchen ja ein Einkommen.
Wenn ich vom Fischverkauf Geld einnehme, repariere ich mein Haus (das kein Dach hat). Wenn wir nur wenige Fische fangen, verkaufen wir sie nicht, sondern essen sie selbst.

„Überall wurde geschossen. Mit Flugzeugen und Mörsergranaten. Wir mussten fliehen.“

Samiha Ali lebt in einem Camp für Vertriebene im Gouvernement Taiz. In dem Lager leben fast 1.000 Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind. Im August 2019 kam es in der Nähe des Lagers zu mehreren Kampfhandlungen, weshalb die humanitäre Hilfe temporär eingeschränkt war. Auch Oxfam musste die Arbeit mehrfach einstellen.  

Samiha Ali
Wir sind wegen des Krieges geflohen. Überall wurde geschossen. Mit Flugzeugen und Mörsergranaten. Wir mussten fliehen.
Wir hatten in diesem Monat so viel Angst, dass wir geflohen sind. Unsere Kinder waren panisch. Wir hatten kein Zuhause mehr. Dann kamen wir hierher und blieben in diesen Zelten.
Wir hatten nichts. Kein Wasser, kein Essen. Dann unterstützten uns Oxfam, IOM (International Organization for Migration und UNHCR (The United Nations High Commissioner for Refugees).
Früher mussten wir leiden, weil wir kein Wasser hatten. Aber jetzt sind wir zufrieden mit Oxfams Wasserprojekt. Gott sei Dank.
Samiha Ali befüllt einen Wasserkanister
Wir benutzen das Wasser zum Duschen, Wäschewaschen, Kochen und Trinken.
Als wir das Wasser aus dem Brunnen trinken mussten, wurden wir krank und bekamen Bauchschmerzen. Mit dem Wasser von Oxfam passiert das nicht mehr.

Nicht veröffentlicht

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Seit Ausbruch der jüngsten Krise hat Oxfam im Jemen bereits mehr als drei Millionen Menschen erreicht. Wir stellen vor allem Trinkwasser bereit, verteilen Hygiene-Sets zum Schutz vor Cholera und unterstützen Familien mit Bargeld, damit sie Nahrungsmittel und andere lebenswichtige Güter kaufen können. Doch im Jemen sind mehr Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen als irgendwo sonst auf der Welt.

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