Die Folge: Es wird noch schwieriger, ein sozial und ökologisch nachhaltiges Ernährungssystem aufzubauen. Die Leidtragenden sind wir alle! Es ist wichtig, dass sich ein starker Protest gegen diese Fusionspläne organisiert.

Wer kontrolliert den Markt?

Bereits heute kontrollieren die sog. „Big 6“ – Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont, Dow, BASF - den globalen Markt für Pestizide und Saatgut. 75 Prozent des globalen Pestizidmarktes und 71 Prozent des Saatgutmarktes sind in ihrer Hand. Falls die Konzerne und die Kartellbehörden den Fusionen zustimmen, wird ein mächtiges Duopol von Monsanto-Bayer und Dow-DuPont entstehen. Monsanto-Bayer würde 24,6 Prozent des Pestizidmarktes und 30,1 Prozent des Saatgutmarktes kontrollieren. Entstehen würde der größte Saatgut- und Pestizidhersteller der Welt. Dow und Dupont würden jeweils 15 Prozent bzw. 22,7 Prozent des weltweiten Marktes kontrollieren. Wenn dann auch noch der chinesische Konzern ChemChina Syngenta übernimmt, werden aus den sog. „Big 6“ die „Big 3“.

Die Agrarkonzerne sind aber auch ohne Fusionen bereits stark miteinander verflochten. So haben Monsanto, Dow AgroSciences und Pioneer gemeinsam den sog. „SmartStax“ Mais entwickelt, der verschiedene Toxine produziert und mehrere Resistenzgene für Herbizide enthält („Stacking“). Damit sollen zunehmende Resistenzen bekämpft werden. 2013 haben Monsanto und Bayer mehrere Lizenzabkommen in der Gentechnik abgeschlossen. Auch sind Kooperationen in der Forschung gang und gebe. So arbeitet BASF mit Bayer bei der Entwicklung von Hybrid-Reis zusammen und mit Monsanto bei der Entwicklung von gentechnisch veränderten Weizensorten.

Vom Agrarkonzern zum IT-Hersteller: Big Data

Strategische Allianzen gibt es aber auch mit Maschinenherstellern. Sowohl Deere als auch AGCO arbeiten mit BASF, Bayer, DuPont und Monsanto an der Digitalisierung der Landwirtschaft. Der führende Maschinenhersteller AGCO erwartet die Herausbildung von zwei Konsortien, mit denen Bauern es in Zukunft zu tun haben werden: eines um John Deere und Monsanto, eines rund um Claas. Aus „wachse oder weiche“ wird in naher Zukunft „digitalisiere oder weiche“. Die Präzisionslandwirtschaft wird von den Agrarkonzernen als Antwort auf die Umweltschäden und Klimakrise propagiert. Wenn es nach ihnen geht, gehört „Smart farming“ und „Climate-Smart Agriculture“ die Zukunft. Damit wird die industrielle Landwirtschaft zementiert.

Mit digitalen Instrumenten ausgestattete Maschinen geben Bauern vor, wann, wie und wo sie Saatgut aussäen sowie Pestizide und Düngemittel anwenden sollen. Maschinendaten werden automatisch an den Hersteller gesandt. Denkbar wäre auch der Zugriff auf die ermittelte Erntemengen, den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Ernteerträge können über Satelliten vorhergesagt werden und Pflanzensorten über Drohnen identifiziert. In Japan werden bereits vielfach Pestizide mit Drohnen auf Reisplantagen ausgebracht. In den USA wurden für die 30 Millionen landwirtschaftlichen Felder sämtliche Boden- und Klimadaten in einer 10x10-Meter Auflösung erhoben. Die Datensammlungswurt macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt.

Warum die Fusionen abgelehnt werden sollten

Auch wenn Monsanto aus vielerlei Gründen im Zentrum der Kritik steht, so sind die beiden deutschen Konzerne Bayer und BASF ebenso sehr problematisch. Auch sie setzen auf Gentechnik, propagieren die Grüne Revolution, fördern die großflächige industrielle Landwirtschaft und sind mitverantwortlich für Pestizidvergiftungen. Die Fusionen Monsanto-Bayer und Dow-DuPont würden unheilvolle und gefährliche Trends verstärken und sollten deswegen abgelehnt werden:

  1. 2-3 Saatgutkonzerne kontrollierten weitestgehend das Saatgut und damit die Lebensgrundlage der Menschheit.
  2. Gentechnik würde noch massiver vorangetrieben und die konventionelle Züchtung weiter vernachlässigt. Die Folge: Die Sortenvielfalt nimmt ab. Traditionelle Sorten werden verdrängt.
  3. Die von ihnen propagierte Präzisionslandwirtschaft würde die großflächige industrielle Landwirtschaft befördern. Agronomische Ansätze, die über Anbauverfahren den Schädlings- und Krankheitsdruck minimieren können, werden ins Abseits gedrängt.
  4. Die Wahlfreiheit der Bauern würde noch stärker eingeschränkt, die Abhängigkeit weiter erhöht. Die Preise für Saatgut und Pestizide werden steigen.
  5. Technologische Pakete, bei denen Saatgut und Pestizide aufeinander abgestimmt sind, würden in Zukunft verstärkt oder gar alternativlos angeboten. Eine Kombination mit Produkten anderer Hersteller würde immer schwieriger.

Die Erfahrungen mit vorherigen Zusammenschlüssen zeigen, dass sie keinen Beitrag zur notwendigen sozialen und ökologischen Neuorientierung der Landwirtschaft leisten. Ganz im Gegenteil! Der Pestizideinsatz weitete sich aus, die Gentechnik wurde verbreitet, die bäuerliche Landwirtschaft verdrängt und die Vielfalt von Sorten und Lebensmitteln dezimiert. Die Agrarkonzerne gebärden sich als unerlässliche Partner im Kampf gegen den Hunger, sind aber stark dafür mitverantwortlich, dass die Umwelt geschädigt und lokale Ernährungssysteme zerstört werden.

1 Kommentar

Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als ich die Meldung gestern gelesen habe.
Diese Unternehmen sind Kapitalisten und Kommunisten in einem. Sie verkaufen uns für unser eigenes Geld vorgeplante Leben.

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