„Wir haben Agrarindustrie satt“ lautet der Slogan der am 21. Januar 2012 stattfindenden Agrardemo in Berlin. Oxfam wird gemeinsam mit Verbraucher/innen, Tierschützer/innen, Umweltschützer/innen, Entwicklungsengagierten und Bäuerinnen und Bauern für eine bessere europäische Agrarpolitik demonstrieren. Dort wollen wir den Forderungen für eine ökologischere und sozial gerechtere EU-Agrarpolitik Nachdruck verleihen.

Denn in der EU Agrarpolitik gibt es dringenden Handlungsbedarf. Noch immer entfallen fast 40 Prozent des gesamten EU Budgets auf Agrarhilfen. Das Geld kommt vor allem großen landwirtschaftlichen Betrieben zu Gute. Die Förderungen werden gemäß der Fläche der Betriebe vergeben. Es spielt keine Rolle, ob Boden, Wasser und Klima geschützt werden und die Artenvielfalt erhalten wird, ob sozial fair produziert wird oder Hilfen überhaupt benötigt werden. Gleichzeitig leiden kleine landwirtschaftliche Unternehmen, die kaum von den EU-Geldern profitieren.

Die Förderung der leistungsstarken Agrarindustrie hat oft schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt. Die Hochleistungszucht und der massive Einsatz von Pestiziden verringern die Artenvielfalt, die Massentierhaltung quält Tiere, befördert Krankheiten und führt zum breiten Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika. Die Bodenfruchtbarkeit wird verringert, denn schwere Maschinen verdichten die Böden. Bodenerosion wird gefördert. Dazu belastet die Überdüngung das Grundwasser mit Nitrat und energieintensive, fossile Landwirtschaft heizt den Klimawandel an.

Doch nicht nur hierzulande ist die verfehlte EU-Politik folgenschwer. Sie trifft vor allem die Menschen in armen Ländern. Überschüssige Produkte können dank der Subventionen zu Dumpingpreisen exportiert werden mit denen lokale Produzent/innen in den Entwicklungsländern nicht konkurrieren können. Mit der Nachfrage nach Soja aus Brasilien und Argentinien ist die EU mitverantwortlich für massive Landkonflikte, die Vertreibung von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die Abholzung von Regenwäldern und die Umwandlung von Savannen in Ackerland.

Ohne eine ausreichende nationale Nahrungsmittelproduktion, werden die Menschen im globalen Süden zunehmend vom Weltmarkt abhängig. In den letzten Jahren sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen und Mais jedoch enorm gestiegen. Allein zwischen Juni und Dezember 2010 stieg die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen infolge erhöhter Grundnahrungsmittelpreise um 44 Millionen an.

Statt Überproduktion zu fördern und damit die Märkte in anderen Teilen der Welt weiter zu schädigen, sollte die EU endlich anfangen in nachhaltige und ökologische sinnvolle Landwirtschaft zu investieren. In Anbetracht der steigenden Weltbevölkerung und der sich verknappenden weltweiten Ressourcen, muss mehr zu innovativen und ressourcenschonenden, bodenverbessernden Anbaumethoden geforscht werden, die wir in der Praxis verbreiten können.

Die EU kann jetzt ihre Agrarpolitik für die Zeit nach 2013 ändern. Deshalb kommt zahlreich zur Demo, damit wir unseren Forderungen Gehör verschaffen.

1 Kommentar

Unsere Agrarpolitik gehört grundlegend auf den Prüfstand! Hier vor allem die Vergärung von "Lebensmitteln vom Acker" (sogenannten NawaRo = nachwachsende Rohstoffe) in sogenannten "Bio"gasanlagen ethisch nicht vertretbar!
Diese Anlagen tragen nach allgemeiner Expertenmeinung nicht zur Energiewende bei, wie beispielsweise die Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats des Bundesministeriums für Landwirtschaft nachhaltig belegen (vgl. ebenso: WWF-Studie Bio Energie in großen Sti(e)l oder Agrogasanlagen NABU Gutachten). Diese Anlagen sind zudem umweltschädlich und sind reine Renditemaschinen (auf Kosten des Steuerzahlers), welche zur Verteuerung von Lebensmitteln beitragen und somit dem Hunger in den Entwicklungsländern weltweit Vorschub leisten! www.progoellheim.eu protestiert dagegen!

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