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Hungern – was heißt das eigentlich?

11. Juni 2012

„Spekulation mit Nahrungsmitteln lässt die Preise explodieren, Millionen von Menschen in armen Ländern treibt das in Hunger und Armut“ – Mit diesem Satz macht sich Oxfam Deutschland am Ende des aktuellen Kampagnenspots gegen Nahrungsmittelspekulation stark. Doch was bedeutet das eigentlich? Wie wirken sich steigende Nahrungsmittelpreise wirklich auf das Leben von Millionen Menschen aus?

Laut dem Welternährungsprogramm braucht der Mensch rund 2100 Kilokalorien am Tag. Nimmt man über einen längeren Zeitraum weniger Kalorien zu sich, gilt man als „unterernährt“. 925 Millionen Menschen weltweit fallen in diese Kategorie. Doch Hunger ist viel komplexer als die Summe der täglich zur Verfügung stehenden Nährwerte. In vielen Teilen der Erde gibt es genügend Nahrungsmittel, jedoch können arme Menschen sie aufgrund ihres geringen Einkommens nicht bezahlen. In der Oxfam Studie zum Thema Nahrungsmittelspekulation, kommen die Betroffenen zu Wort. Ihr Einkommen ist in den letzten Jahren gleichgeblieben oder gesunken, gleichzeitig stiegen die Preise für Grundnahrungsmittel teilweise um über 100 Prozent.

Ungesunde Folgen

Wenn die Preise steigen, ändern viele Familien in armen Ländern zunächst ihre Ernährungsgewohnheiten. Sie versuchen, preiswertere Nahrung zu kaufen; verzichten auf Fleisch oder sammeln Essen in ihrer Umgebung, für das sie nicht bezahlen müssen. Die Umstellung der Ernährung führt zu einer weniger nahrhaften Versorgung der Familien und erfordert weitere Wege oder längere Kochzeiten.

Eine andere Strategie, um steigende Nahrungsmittelpreise auszugleichen, ist das Einsparen zusätzlicher Ausgaben. So werden Arztbesuche verschoben und Anschaffungen, beispielsweise für neue Kleider, zurückgestellt. Investitionen in den Ausbau und die Stabilisation bestehender Einkommensquellen können nicht aufgebracht werden. Wenn man nichts mehr einsparen kann, werden Besitztümer wie Land oder Vieh verkauft. Das ist besonders schlimm, da die Familien so ihre Einkommensgrundlage dauerhaft verlieren.

Neben den vielen Abstrichen, die Familien machen müssen, haben sie vor allem mit dem psychischen Stress zu kämpfen. Die tägliche Sorge genug zu verdienen, um Essen zu kaufen, wirkt sich gravierend auf das Wohlergehen der Familien aus. Oft steigt die Rate der innerhäuslichen Gewalt, nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Müttern und deren Kindern. Stress lässt sich nicht messen und stellt somit eine am wenigsten berücksichtigten Folgen von steigenden Nahrungsmittelpreisen dar.

Bildung geht vor

Interessanterweise, wird aber fast immer versucht, das Schulgeld für die Kinder weiterhin zu bezahlen. Nur mit der notwendigen Grundbildung besteht eine Chance für die nächste Generation der Armut zu entfliehen. Das Wissen darum wiegt schwer. Um die Kinder ausreichend zu versorgen, opfern insbesondere viele Frauen ihr eigenes Wohlergehen. Eine Frau aus Kenia berichtet: „Wir haben ja Kinder. Wir gehen lieber ohne Essen aus dem Haus, damit unsere Kinder zu essen haben.“

Worauf müssen Menschen hierzulande verzichten, wenn die Nahrungsmittelpreise steigen?

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