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<p>Hallo Antonia,</p>
<p> Danke für Deinen Kommentar. Du beziehst Dich auf den Artikel “Studien von Foodwatch und Oxfam zu Welthunger - Wirtschaftsethiker wirft NGO schlampige Recherche vor”, der in der Süddeutschen Zeitung vom 26.08.2012 erschienen ist.</p>
<p>Es ist keinesfalls eine von Oxfam entwickelte These, dass die massive Spekulation mit Agrarrohstoffen die Preise für Lebensmittel auf den Weltmärkten antreibt. Vielmehr beruft sich die Oxfam-Studie auf eine Vielzahl von wissenschaftlichen Analysen, die einen starken Einfluss der Spekulationsgeschäfte auf die Lebensmittelpreise finden. Dass Fundamentaldaten wie Angebot und Nachfrage keine hinreichende Erklärung für die Preisentwicklungen der letzten Jahre mehr bieten, wird auch von wichtigen internationalen Organisationen wie der Welternährungsorganisation FAO und anderen Einrichtungen der UN bestätigt. Selbst die Weltbank, die ja keinesfalls als börsenfeindlich eingestuft werden kann, kommt zu diesem Schluss.</p>
<p>Durch die exzessive Spekulation an den Warenterminmärkten werden kleine Preisbewegungen verstärkt und beschleunigt. Dies wirkt zurück auf die realen Märkte, auch ohne dass es zu einer physischen Verknappung von Rohstoffen kommt, denn die Preissignale des Terminmarkts dienen dem gesamten Handel als Referenz. Viele Produzenten orientieren sich zur Verhandlung von Verträgen an den Preisen der Terminbörsen. So führen die Preisausschläge an den Börsen zu realem Hunger in der Welt. </p>
<p>Durch die Möglichkeit, sich gegen zukünftige Preisrisiken abzusichern, erfüllen die Terminmärkte durchaus eine wichtige Funktion für Produzenten. Und um die nötige Liquidität zu gewährleisten, ist ein gewisser Anteil an Spekulanten als Gegenpartei sinnvoll. Deren Anzahl darf jedoch nicht so überhand nehmen, dass die Terminmärkte von Finanzspekulanten dominiert werden. Die Spekulationsgeschäfte haben sich in den letzten Jahren vervielfacht – 2011 entsprach das Volumen der gehandelten Weizenfutures an US-Börsen bereits mehr als dem 70-fachen der US-Ernte. Spekulationsgeschäfte in einer solchen Größenordnung sind eben nicht mehr normal, sondern zeugen von einer Finanzialisierung der Agrarmärkte. </p>
<p>Es gibt ausreichend Belege, die auf einen Zusammenhang zwischen Spekulationsgeschäften und schwankenden Lebensmittelpreisen hinweisen. Dies mag manchen Skeptikern nicht als zweifelsfreier Beweis dienen. Wenn jedoch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass durch die Spekulation Millionen Menschen in den Hunger getrieben werden, sollte dies Grund genug sein, das Vorsorgeprinzip walten zu lassen und auf derartige Geschäfte zu verzichten. Schließlich geht es dabei ja, wie Herr Pies richtig erkennt, um Leben und Tod. </p>
<p>Christine Pohl, Mitautorin der Oxfam-Studie</p>

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