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Lieber Raphael,

Vielen Dank für Ihren Kommentar und die kritischen Fragen zu den von uns verwendeten Begriffen „Feminismus“ und „Toxische Männlichkeit“.
Hier unsere Antwort darauf, warum wir diese Begriffe verwenden und die von Ihnen vorgeschlagenen Begriffe im Kontext unserer Arbeit vermeiden wollen:

Der Humanismus stellt zwar den Menschen in den Mittelpunkt. Aber dieser Mensch wird in einer patriarchalen Gesellschaft ganz selbstverständlich als Mann identifiziert.
Im Patriarchat steht ganz oben immer unangefochten der weiße, heterosexuelle Mann. Die ganze Welt wird binär in männlich und weiblich eingeteilt, mit fest vorgeschriebenen akzeptablen Verhaltensweisen. Alles andere – alles Feminine, Nicht-maskuline, Nicht-heteronormative, nicht-Binäre – wird abgewertet und unterdrückt. In der Hierarchie der Unterlegenen gibt es in diesem schädlichen System Abstufungen. Aber es betrifft alle Geschlechter und schränkt auch Männer ein.

Das soll z. B. der Begriff „toxische Männlichkeit“ gezielt hervorheben. „Toxische Männlichkeit“ meint nicht, dass Männer schädlich oder schlecht sind. Sondern dass bestimmte Aspekte schädlich sind, die gesellschaftlich und kulturell bestimmen, was „Männlichkeit“ bedeutet. Zu diesen Aspekten gehören beispielsweise: keine Gefühle oder Schwäche zu zeigen und hart zu sein. Denn wer nie gelernt hat, eine Verbindung zu seinem Körper und seinen Gefühlen aufzubauen, kann die eigenen Grenzen ebenso wenig respektieren und einschätzen wie die der anderen. Dadurch kann es nicht nur zu Grenzüberschreitungen gegenüber anderen kommen, sondern auch zu einer gesundheitlichen Vernachlässigung des eigenen Körpers und Tendenzen zu Depressionen und Sucht.

Genau das erkennt der Feminismus und kämpft aktiv dagegen. Feminismus will etwas verändern. Er ist mehr als ein Konzept oder eine Philosophie. Er ist eine gesellschaftliche und politische Bewegung. Und zwar eine, die nach Chancengleichheit für alle strebt und auf sozialem Engagement und aktivem Handeln basiert. Feminismus zeigt, wo das humanistische Ideal zu kurz greift; er guckt sich Machtverhältnisse und diskriminierende Strukturen an – und macht sich dann daran, sie zu verändern.

Der Humanismus sagt in der Theorie, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Aber er hilft leider kein Stück weiter, wenn sie dann doch angetastet wird – und Menschen diskriminiert, unterdrückt und ausgebeutet werden. Wie jeden Tag, überall in der Welt.

Wir hoffen, dass wir Ihre Fragen damit beantworten konnten.

Viele Grüße
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