Oxfam: Industrieländer haben doppelte Verpflichtung zum Klimaschutz

Bericht stellt fairen Klima-Deal vor, mit Emissionszielen für reiche Länder und Finanzierungsvorschlägen zur Unterstützung der Entwicklungsländer

Eine faire Lastenverteilung im weltweiten Klimaschutz bedeutet für die Industrieländer eine doppelte Verpflichtung: einerseits die Reduzierung von Treibhausgasen zuhause, andererseits die Unterstützung der armen Länder bei einer klimafreundlichen Entwicklung. Im heute veröffentlichten Bericht "Hang together or separately?" berechnet die Hilfsorganisation Oxfam, welche Klimaschutzziele die Industrieländer im Rahmen eines global gerechten UN-Klimaschutzabkommens akzeptieren müssten. Der Bericht schlägt außerdem einen Finanzierungsmechanismus für die klimafreundliche Entwicklung der armen Länder vor.

„Es ist fünf vor Zwölf. Das Zeitfenster, in dem der Klimawandel in noch halbwegs beherrschbaren Grenzen gehalten werden kann, schließt sich. Dennoch sind die Klimaverhandlungen in den zentralen Punkten festgefahren. Unser Vorschlag ermöglicht einen Klima-Deal, der den Gordischen Knoten in den Verhandlungen lösen könnte", so Jan Kowalzig, Referent für Klimawandel bei Oxfam Deutschland.

Drei Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre gehen auf das Konto der Industrieländer. Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge müssen die globalen Emissionen bis 2020 wieder auf das Niveau von 1990 sinken, um die schlimmsten Szenarien des Klimawandels zu vermeiden. „Etwa die Hälfte dieser Reduzierung müssten die Industriestaaten bei sich zuhause erbringen. Deutschlands fairer Anteil wäre eine Emissionssenkung um 40,5 Prozent bis 2020 gegenüber 1990", erklärt Kowalzig.

Für die andere Hälfte der weltweit nötigen Emissionsreduktionen schlägt Oxfam einen globalen Finanzmechanismus vor, der die armen Länder bei klimafreundlicher Entwicklung unterstützt. Er finanziert sich durch den Verkauf von Emissionszertifikaten an die Regierungen der reichen Länder und unterstützt die Entwicklungs- und Schwellenländer gemäß ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. „In den ärmsten Ländern, wie beispielsweise Uganda, würden die zusätzlichen Kosten einer klimafreundlichen Entwicklung komplett übernommen. Von Schwellenländern wie Brasilien und China würde hingegen ein Eigenanteil erwartet, der ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entspricht", so Kowalzig.

Oxfam schätzt, dass mindestens 100 Milliarden US-Dollar jährlich benötigt werden, um den Klimaschutz in armen Ländern zu finanzieren. „100 Milliarden sind ein relativ geringer Betrag, wenn man sie mit den exorbitanten Summen für die bisherige Bankenrettung vergleicht. Wenn der Klimawandel jetzt nicht entschieden gebremst wird, werden die künftigen Schäden enorm sein. Sie könnten laut dem Ökonomen Sir Nicholas Stern bis zu 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung verschlingen", so Kowalzig.

Hintergrundinformation

Oxfams aktueller Bericht "Hang together or separately?" berechnet die erforderlichen Emissionsreduzierungen der Industrieländer bis 2020 (im Vergleich zu 1990) für ein faires Klima-Abkommen:

  • Europa: 45 Prozent. - Bisher von der EU vorgeschlagen: 20 bis 30 Prozent Reduktion
  • USA: 45 Prozent. - Bisher vorgeschlagen: 3 Prozent Reduktion, wenn ein entsprechender Gesetzentwurf vom Parlament gebilligt wird
  • Japan: 57 Prozent. - Bisher in der Diskussion: Reduktion um 7 Prozent
  • Australien: 34 Prozent. - Bisher angeboten: Reduktion bis 25 Prozent
  • Kanada: 52 Prozent. - Bisher angeboten: Steigerung um 2 Prozent

Oxfam-Interviewpartner in Bonn: die Autoren des Berichts sowie Klimaexperten aus Deutschland, Bangladesch, Südafrika, Indien, Australien, den USA und Großbritannien

Video Footage mit Beispielen aus Bangladesch, Kambodscha und Uganda kann heruntergeladen werden unter:
ftp://kay.oxfam.org.uk
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