Oxfam fordert Investitionen zur Unterstützung von 1,7 Milliarden Bauern in armen Ländern

Die Geberländer haben ihre landwirtschaftliche Hilfe in den letzten Jahrzehnten um 75 Prozent auf ca. fünf Milliarden US-Dollar reduziert. Das geht aus der Oxfam-Studie 'Investing in poor farmers pays' hervor, die am Dienstag, den 30. Juni veröffentlicht wird. 'Um Bauern und Bäuerinnen in Entwicklungsländern eine Chance zu geben, dauerhaft für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, sind aber mindestens 25 Milliarden US-Dollar nötig', sagt Marita Wiggerthale, Agrarexpertin bei Oxfam. Die Staats- und Regierungschef der Welt, vor allem die der G8-Staaten seien gefordert, die notwendigen Mittel bereitzustellen.

Investitionen, die arme Bauern in ertragsschwachen und benachteiligten Gebieten gezielt unterstützen, sind dringend erforderlich. Ohne diese Hilfe könnte sich die Lebensmittelkrise dramatisch verschärfen: Die Anzahl der weltweit hungernden Menschen ist allein im Jahr 2008 um 100 Millionen gestiegen. Programme zur Förderung der Landwirtschaft in weniger fruchtbaren und abgelegenen Regionen müssen laut der Studie vor allem auf agrar-ökologische Anbauverfahren setzen, um Bodenschutz und Bodenfruchtbarkeit nachhaltig zu verbessern.

'Öffentliche Investitionen in die einheimische Lebensmittelproduktion zahlen sich aus', sagt Wiggerthale. Das zeigten Expertenanalysen am Beispiel von Ruanda. Eine Steigerung der ruandischen Wirtschaftsleistung im Bereich der Grundnahrungsmittelproduktion um ein Prozent bekämpfe Armut besonders wirksam. Der gleiche Anstieg des Bruttoinlandprodukts, der auf dem Export von Agrarprodukten oder einem Wachstum in nicht-landwirtschaftlichen Sektoren beruhe, verbessere die Situation der Menschen dagegen nur geringfügig.

'Bauern in unzugänglichen Gebieten mit unfruchtbaren Böden werden häufig bei der Förderung vergessen', stellt Wiggerthale fest. Sie seien schwer zu erreichen, sozial marginalisiert und hätten keine Stimme in der nationalen Politik. 'Ihre Unterstützung zahlt sich jedoch dreifach aus: Sie reduziert Armut, verbessert die Ernährungssituation und mindert die Folgen des Klimawandels durch umweltverträglichen Anbau', so Wiggerthale.

Programme zur Förderung der Landwirtschaft müssten langfristig angelegt sein. 'Es muss einen Paradigmenwechsel geben, weg von technologiefixierten Ansätzen hin zu umweltschonenden', erklärt Wiggerthale. Eine Landbewirtschaftung, die weniger auf Düngemittel und Pestizide setze, sondern auf ökologische Anbaumethoden und traditionelles Wissen, könne die Armut bei diesen schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen reduzieren und gleichzeitig zum Klima-, Wasser- und Naturschutz beitragen. 'Die Geldgeber und Regierungen müssen vernünftige Investitionen tätigen, um die Ernährungs- Finanz- und Klimakrise umfassend anzugehen', fordert Wiggerthale.