Hilfsorganisationen warnen vor einem erneuten Kriegsausbruch im Sudan - die Internationale Gemeinschaft muss unverzüglich handeln

Der Südsudan droht 2010 zu einem zentralen Krisenherd in Afrika zu werden. Grund hierfür ist eine gefährliche Mischung aus chronischer Armut, zunehmender Gewalt, und politischen Spannungen. So lautet das Fazit der neuen, gemeinsamen Studie von zehn im Land tätigen Hilfsorganisationen 'Rescuing the Peace in Southern Sudan', die am 7. Januar 2010 veröffentlicht wird. Anlass ist der fünfte Jahrestag des Friedensabkommens zwischen der sudanesischen Regierung und der Rebellenbewegung SPLM. 'Die Friedensbemühungen in der Region stehen kurz vor dem Scheitern', sagt die Co-Autorin der Studie, Maya Mailer, Politikberaterin bei Oxfam. 'Die Internationale Gemeinschaft muss unverzüglich handeln. 'Vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fordern die Hilfsorganisationen, dass der Schutz von Zivilpersonen bei der Friedensmission im Sudan (UNMIS) oberste Priorität hat.

'Der südliche Sudan erlebte 2009 eine Welle der Gewalt', erklärt Mailer. 'Wenn die Lage weiter eskaliert, könne im Südsudan erneut der Krieg ausbrechen. In den kommenden zwölf Monaten gibt es im Sudan mehrere wichtige Ereignisse, bei denen es zu Gewaltausbrüchen kommen könnte.' So finden beispielsweise im April die ersten demokratischen Wahlen des Landes seit 24 Jahren statt. Im Januar 2011 soll dann die Bevölkerung im Südsudan in einem Referendum darüber entscheiden, ob sie mit dem Norden vereinigt bleiben oder unabhängig werden möchte.

'Die Internationale Gemeinschaft muss im Vorfeld von Wahlen und Referendum zwischen den nördlichen und südlichen Parteien des Landes vermitteln', fordert Mailer. Nur so könne eine erneute Eskalation der Gewalt verhindert werden.

Wirtschaftlicher Aufschwung bleibt aus

Die Studie warnt zudem, dass die Menschen im Südsudan enttäuscht sind, weil der mit dem Friedensabkommen versprochene wirtschaftliche Aufschwung ausbleibt. Immer noch hat weniger als die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu Trinkwasser, der Stand der Infrastruktur ist katastrophal. In der Region, die etwa der Größe Frankreichs entspricht, gibt es weniger als 50 Kilometer feste Straßen. Wegen starker Regenfälle sind viele Gebiete oft monatelang von der Außenwelt abgeschnitten. 'Dies macht es den Hilfsorganisationen sehr schwer, humanitäre Hilfe zu leisten', sagt Mailer. Desolat sind auch das Bildungs- und das Gesundheitssystem im Land. 'Über 80 Prozent der Erwachsenen können weder lesen noch schreiben, jedes siebte Kind stirbt vor seinem fünften Geburtstag, und die Müttersterblichkeit ist eine der höchsten weltweit.'

Die Studie wird von den folgenden Hilfsorganisationen herausgegeben: Christian Aid, Cordaid, Handicap International, ICCO, International Rescue Committee, Oxfam, Save the Children Sudan, Caritas France/ Secours Catholique, TearFund and World Vision.