Oxfam-Studie: Halbierung des Hungers bis 2015 ist möglich

Neue Zahlen zum Rückgang des Hungers / UN-Gipfel zu Millennium-Entwicklungszielen

Die Zahl der weltweit Hungernden kann innerhalb von fünf Jahren um die Hälfte reduziert werden, erklärt Oxfam in einer neuen Studie. Zeitgleich von der FAO veröffentlichte Zahlen zeigen, dass die Zahl der an Hunger leidenden Menschen im letzten Jahr um 98 Millionen auf heute 925 Millionen gesunken ist. "Die Zahl der Hungernden verharrt auf hohem Niveau. Der Rückgang ist kein Grund zur Entwarnung: 925 Millionen Hungernde sind immer noch skandalös!", erklärt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. In den letzten 10 Jahren sei der Anteil der Hungernden um lediglich 0,5 Prozent gesunken.

Konsequent die Ursachen von Hunger bekämpfen

Die zurückgegangenen Zahlen sind laut Oxfam vor allem auf zwei gute Ernten und nicht auf politisches Eingreifen oder mehr Investitionen in eine nachhaltige Landwirtschaft zurückzuführen. "Um den Hunger bis 2015 zu halbieren, müssen jetzt konsequent seine Ursachen bekämpft werden", erklärt Wiggerthale. Dazu zählten neben fehlenden Investitionen in Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, unfaire Handelsregeln, Klimawandel, Boden- und Nahrungsmittelspekulation sowie Verschlechterung bzw. Degradation der Böden. "Die Ursachen sind vielfältig, aber mit einer kohärenten Politik und mehr und besserer Entwicklungshilfe ist die Halbierung des Hungers bis 2015 zu schaffen."

In knapp einer Woche treffen sich in New York die UN-Mitgliedsstaaten, um die Fortschritte bei den Millennium-Entwicklungszielen (Millennium Development Goals, MDGs), inkl. des Ziels der Halbierung des Hungers bis 2015, zu überprüfen. Oxfam fordert die Staats- und Regierungschefs auf, konkrete Schritte zur Hungerbekämpfung als Teil eines umfassenden MDG-Rettungspakets zu unterstützen. "Die Staatengemeinschaft hat das Ziel der Halbierung des Hungers in den letzten Jahren vernachlässigt. Wir wissen, dass es geht und wie es geht. Es fehlt nur der politische Wille", erklärt Wiggerthale.

Bundesregierung muss nationalen MDG-Aktionsplan verabschieden

Auch die Bundesregierung stehe in der Pflicht, einen nationalen MDG-Aktionsplan zu verabschieden. Dazu gehören konkrete Schritte zur Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 0,7% des Bruttonationaleinkommens bis 2015. "Um die Zielmarke zu erreichen, müssen die deutschen Entwicklungsgelder bis 2015 um jährlich rund 2 Milliarden Euro erhöht werden", erklärt Tobias Hauschild, Oxfams Experte für Entwicklungsfinanzierung. Stattdessen plane die Bundesregierung Kürzungen des Entwicklungsetats in Höhe von 380 Millionen Euro bis 2014. "Das ist ein Skandal erster Güte", so Hauschild. "Neue Finanzierungsmechanismen, wie die geplante Besteuerung der Finanzmärkte und die Flugticketabgabe, könnten mehr Geld für Entwicklung einbringen."

Pressemappe mit der Studie "Halving Hunger: Still Possible?" (englisch), Medien-Briefings, Infos zum MDG-Gipfel und Ansprechpartnern