Oxfam kritisiert verhängnisvolles Schwarzer-Peter-Spiel

Weltweit hungern 925 Millionen Menschen

Berlin, 8. Oktober 2010. Ab Montag tagt in Rom der UN-Welternährungsausschuss. Gegenseitige Schuldzuweisungen von Entwicklungs- und Geberländern erschweren bislang die Koordinierung der Programme zur Hungerbekämpfung. Oxfam fordert die Regierungen in Nord und Süd, vor allem Großbritannien, USA, Kanada, Indien, Äthiopien und Ägypten, auf, dieses verhängnisvolle Schwarzer-Peter-Spiel zu beenden. „Schuldzuweisungen machen die Hungernden nicht satt“, sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale.

Die zwei wichtigsten Punkte: Land Grabbing und Nahrungsmittelspekulation

Oxfam fordert verbindliche Investitionsregeln für Industriestaaten und Investoren bezüglich Land Grabbings in Entwicklungsländern. Allein im letzten Jahr wurden 45 Millionen Hektar in armen Ländern aufgekauft. Das entspricht etwa der Größe Schwedens. „Die bislang vorgesehenen freiwilligen Regeln der Welternährungsorganisation FAO und der Weltbank reichen angesichts der Auswirkungen von Land Grabbing auf in Armut lebende Menschen nicht aus “, sagt Wiggerthale. Die Diskussion über verbindliche Regeln zu Land Grabbing müsse im UN-Welternährungsausschuss erfolgen, da nur in diesem Gremium Regierungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und UN-Institutionen sowie Weltbank, WTO und IWF vertreten seien. „Bis dahin brauchen wir ein befristetes Aussetzen jeglichen Land Grabbings“, sagt Wiggerthale.

Bei der Frage der Preisschwankungen auf den Weltagrarmärkten müsse die Nahrungsmittelspekulation stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. „Spekulanten haben 2007/2008 die Preise für Nahrungsmittel nach oben getrieben. Und die Spekulation mit Agrarrohstoffen hat deutlich zugenommen“, erklärt Wiggerthale. „150 Millionen Menschen mussten hungern, weil Spekulanten auf steigende Preise und kurzfristige Profite setzten.“ Der UN-Welternährungssauschuss müsse sicherstellen, dass die Ursachen der Preisexplosion analysiert und Gegenstrategien entwickelt werden.

UN-Welternährungsausschuss verbessern

Ende 2009 wurde der UN-Welternährungsausschuss neu gegründet, um die verschiedenen Anstrengungen zur Hungerbekämpfung unter einem Dach zu vereinen. Wiggerthale: „Das Gremium muss in Zukunft effektiver arbeiten, Rollen klar festlegen, eine globale Strategie entwickeln und die Transparenz bei Finanzzusagen und Förderprogrammen zur Hungerbekämpfung verbessern.“ Nur so könne eine Welt ohne Hunger Wirklichkeit werden.

In Rom steht Marita Wiggerthale am 10. Oktober für Interviews zur Verfügung: Mobil: +49-162-138 6321

Länderranking:

  • Sehr engagierte Länder: Frankreich, Italien, Deutschland, Brasilien
  • Nicht ausreichend engagierte Länder: Großbritannien, USA, Australien, Niederlande, Kanada
  • Wenig aktive Länder (aus Mangel an Ressourcen oder politischem Willen): Indonesien, Niger, Indien, Kambodscha, China.
  • Ermutigend: Teilnahme der Minister aus Bangladesch, Mosambik, Angola und Malawi

 

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