RWEs Lobbyaktivitäten sind ein zynisches Spiel mit dem Schicksal der Menschen in armen LändernJan Urhahn
Klima-Campaigner bei Oxfam

RWE hat mit überwältigender Mehrheit einen Preis gewonnen: den Worst EU Lobbying Award 2010. Fast 10.000 Wähler/innen haben sechs Wochen lang online über den Preis für unlautere Lobbyarbeit abgestimmt. In der Kategorie „Klima“ fanden 58 Prozent, dass RWE die Auszeichnung für die fragwürdigste Lobbyarbeit verdient hat. Damit zog der Klima-Killer RWE locker am Stahlgiganten ArcelorMittal (18 Prozent) und dem Lobbyverband BusinessEurope (24 Prozent) vorbei.

Green-Washing und Lobbyarbeit für schmutzige Energie

„Öffentlich verpasst RWE sich ein grünes Image. Hinter den Kulissen aber wird Druck auf allen Ebenen gemacht, um alte, schmutzige Kraftwerke ohne Auflagen weiter zu betreiben – zum Schaden der Umwelt und der Verbraucher/innen“, sagt Jan Urhahn, Klima-Campaigner bei Oxfam Deutschland. RWE habe deshalb den Worst EU Lobbying Award redlich verdient.

So hat RWE alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die 2010 in Brüssel verabschiedete Richtlinie über Industrieemissionen nicht dazu führt, dass zahlreiche RWE-Kohle- und Ölkraftwerke zügig zum Schließen oder zu Effizienzmaßnahmen gezwungen werden – u.a. wurden Horrorszenarien von landesweiten Stromausfällen lanciert. Zugleich betrieb RWE kleine, nachhaltige Modellprojekte und Werbekampagnen, um sich ein grünes Image zu verleihen.

Verantwortlich für jährlich 152 Millionen Tonnen CO2

„RWE ist mit 152,1 Millionen Tonnen CO2 das Unternehmen mit den meisten Treibhausgas-Emissionen in Europa. Etwa 15 Prozent der CO2-Emissionen aus der gesamten europäischen Stromproduktion gehen auf das Konto von RWE“, berichtet Jan Urhahn. Jedes Kohlekraftwerk am Netz verschlimmere den Klimawandel und seine Folgen. „Schon heute leiden in den armen Ländern Millionen Menschen unter den zunehmend heftigeren und häufigeren Überflutungen, Dürren und Stürmen. Sie vernichten Ernten und zerstören Häuser, Krankheiten wie Malaria breiten sich weiter aus. Der Klimawandel bedroht Menschenleben – RWEs Lobbyaktivitäten sind vor diesem Hintergrund ein zynisches Spiel mit dem Schicksal der Menschen in armen Ländern“ so Jan Urhahn.

Worst EU Lobbying Award „Finanzen“ geht an ISDA

Gewinner des Worst EU Lobbying Award 2010 in der Kategorie „Finanzen“ ist die Lobbygruppe der Derivate-Industrie ISDA mit ihren mächtigen Mitgliedern – unter anderem Goldman Sachs. Die beiden anderen Nominierten in der Finanzkategorie waren die Lobbygruppen für Hedgefonds und Private-Equity-Firmen AIMA und EVCA sowie die Royal Bank of Scotland. Am Donnerstag, den 2. Dezember 2010 wird ISDA der Worst EU Lobbying Award bei einem Foto-Event in Brüssel übergeben.

Über die Worst EU Lobbying Awards

Seit 2005 verleihen die Nichtregierungsorganisationen LobbyControl, Corporate Europe Observatory, Friends of the Earth Europe und Spinwatch den Worst EU Lobbying Award an Brüsseler Lobby-Akteure. Dieses Jahr gab es zwei Kategorien: Finanzen und Klimawandel. Die Worst EU Lobbying Awards 2010 werden außerdem unterstützt von: 38degrees, ATTAC Network, Campact, Climate Action Network Europe, Oxfam und World Development Movement.

Mit den Worst EU Lobbying Awards wollen die Organisationen solche Lobbyaktivitäten ins Licht der Öffentlichkeit rücken, die den Interessen des Gemeinwohls zuwiderlaufen. Bei den Nominierten handelt es sich um Firmen und Lobbyverbände, die massiven Einfluss auf die EU-Politik nehmen, um die Profite ihrer Unternehmen auf Kosten der Allgemeinheit zu sichern.

Mehr Infos

Mehr Infos zu den Worst EU Lobbying Awards unter www.worstlobby.eu/de

Ein Infoblatt zur Energiebilanz und -politik von RWE unter oxf.am/rwe-infoblatt