"Das ist eine Milchmädchenrechnung"

Strukturelle Überschuss-probleme erfordern eine grundlegendere Reform des Milchmarktes.Marita Wiggerthale
Oxfams Agrarexpertin

Heute veröffentlicht die EU-Kommission ihren Vorschlag zur Reform der Milchmarktordnung. Der Vorschlag erlaubt Milcherzeugern, sich in einer Erzeugergemeinschaft zusammenzuschließen, um ihre Verhandlungsmacht in den Preisverhandlungen mit Molkereien zu stärken. Allerdings darf der Marktanteil einer Erzeugergemeinschaft nicht 3,5 Prozent der europäischen Milchproduktion überschreiten.

"Das ist eine Milchmädchenrechnung", kritisiert Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Die angestrebte Anpassung des Angebots an die Nachfrage werde so nicht erreicht. Wiggerthale: "Strukturelle Überschussprobleme erfordern eine grundlegendere Reform des Milchmarktes."

EU-Kommission bricht Versprechen

Außerdem plane die EU-Kommission stillschweigend an Exportsubventionen festzuhalten. "Die EU-Kommission bricht damit ihr Versprechen, die Exportsubventionen bis zum Jahr 2013 abzuschaffen", sagt Wiggerthale. Die EU-Kommission mache sich zum Gehilfen der europäischen Milchindustrie, die nur die Steigerung ihrer Exporte im Blick habe. Die EU habe ihre Magermilchexporte innerhalb von einem Jahr fast verdoppelt (Juni 2009: 97 Tsd. Tonnen, Juni 2010: 182 Tsd. Tonnen). Milchbauern in armen Ländern hätten das Nachsehen, weil sie gegen die durch Subventionen künstlich verbilligte Konkurrenz aus der EU nicht bestehen könnten.

Kein Konzept für eine faire und nachhaltige Milchpolitik in Sicht

Das Konzept der EU-Kommission biete auch vielen Milcherzeugern hierzulande keine Perspektive. Es verdränge zudem die Milchwirtschaft vom Grünland, lasse den Tierschutz unberücksichtigt und zerstöre die Lebensgrundlagen von Milchbauern in armen Ländern. "Die EU-Kommission legt offensichtlich keinen Wert auf eine faire und nachhaltige Milchpolitik", sagt Wiggerthale.