frei ab 26.01.2011, 00.01 Uhr

Oxfam warnt, dass Infektionskrankheiten und Hunger die Lage jetzt im Winter noch deutlich verschlechtern könnten

Die Krise in Pakistan ist noch lange nicht vorbei und könnte deutlich schlimmer werden, warnt die internationale Hilfsorganisation Oxfam. Der am 26. Januar veröffentlichte Oxfam-Bericht "Six months into the floods" zeigt, dass im ersten halben Jahr seit Beginn der Überschwemmung weiter Teile Pakistans zwar mehrere Millionen Menschen von humanitärer Hilfe erreicht wurden, aber noch immer große Not besteht.

"Oxfam unterstützt im Moment rund 1,9 Millionen Menschen in Pakistan. Es ist eines unserer größten Hilfsprogramme weltweit - kann aber den Bedarf nicht annähernd decken", berichtet Oxfams Landesdirektorin in Pakistan, Neva Khan. Insgesamt sind mehr als 20 Millionen Menschen von der Flutkatastrophe betroffen, die süd-pakistanische Provinz Sindh steht sogar noch immer zu großen Teilen unter Wasser.

"Millionen Menschen verbringen diesen Winter in Pakistan wegen der anhaltenden Überschwemmungen in Zelten und anderen Notunterkünften. Bei Temperaturen unter Null Grad sind sie der Kälte fast schutzlos ausgeliefert. Viele sind zudem durch Hunger und Mangel an sauberem Trinkwasser geschwächt. Sie sind besonders von Infektionskrankheiten wie Grippe, Lungenentzündung oder Durchfall bedroht", sagt Khan. Allein in der zweiten Januarwoche 2011 gab es mehr als 200.000 Krankheitsfälle.

Es droht eine Hungersnot

Da ein großer Teil der letzten Ernte durch die Flut vernichtet wurde und viele Bauern im November keine Wintersaat ausbringen konnten, droht jetzt eine Hungerkrise. Die bisherige Unterstützung der Geberländer war zwar großzügig, aber bei weitem nicht ausreichend und zudem zu langsam. Der UN-Nothilfeaufruf über zwei Milliarden US-Dollar ist erst zu 56 Prozent finanziert.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist die Entscheidung der pakistanischen Regierung, die Nothilfephase zum 31. Januar 2011 zu beenden. Viele Menschen, die nach wie vor auf Hilfe angewiesen sind, könnten dadurch akut gefährdet werden. Oxfam appelliert deshalb an die Verantwortlichen, alle notwendigen Hilfsmaßnahmen solange fortzusetzen, bis die Grundbedürfnisse der betroffenen Menschen dauerhaft gesichert sind.

Wiederaufbau muss durch politische Reformen begleitet werden

Oxfam ruft die pakistanische Regierung und die internationale Gemeinschaft dazu auf, aus Fehlern zu lernen und im Zuge des Wiederaufbaus wirksame Strukturen zur Katastrophenvorsorge zu schaffen. Zudem müssten ländliche Gemeinschaften und die Zivilgesellschaft in Pakistan von Beginn an in alle staatlichen Wiederaufbaupläne einbezogen werden. Es sei höchste Zeit für politische Reformen.

Soziale Ungerechtigkeit, fehlende Bildungschancen und chronische Armut lassen große Teile der Landbevölkerung bei Naturkatastrophen schutzlos dastehen. Besitzlose Landarbeiter/innen sollten eigenes Land erhalten, kleinbäuerliche Familien stärker unterstützt und die Benachteiligung von Frauen beendet werden. Nur so lässt sich verhindern, dass Millionen in Armut lebende Menschen in Pakistan bei einer neuen Katastrophe erneut vor dem Nichts stehen.Khan

Oxfam bittet weiterhin um Spenden für die Hilfe in Pakistan

Spendenkonto: 13 13 13
Bank für Sozialwirtschaft Köln
BLZ 370 205 00
Stichwort: Fluthilfe Pakistan
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Oxfam Deutschland trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
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Den Oxfam-Bericht "Six months into the floods - Resetting priorities through reconstruction" (Januar 2011, englisch), ein Medien-Briefing (Januar 2011, englisch), Pressefotos und Videomaterial erhalten Sie ab 12:15 Uhr unter: http://www.oxfam.de/presse/pakistan

Pressekontakt in Pakistan: Amil Khan on  +92 3085 557 219 or

Pressekontakt in Deutschland: Mirjam Hägele, Tel.: 030-45 30 69 50,