Der weltweite Handel mit Schusswaffenmunition beläuft sich jährlich auf ein Volumen von 4,3 Milliarden US-Dollar und übertrifft damit erheblich die Geschäfte mit Schusswaffen (2,68 Mrd.). Dennoch gibt es kaum internationale Regeln, wohin und wofür Munition geliefert werden darf. Das zeigt der heute veröffentlichte Oxfam-Bericht „Stop a Bullet, Stop a War“. Der Oxfam-Bericht kritisiert, dass wegen mangelnder Kontrollen große Mengen an Munition legal an Staaten in Krisenregionen gelangen und dann illegal an Bürgerkriegsparteien zum Beispiel in der Elfenbeinküste weitergeleitet werden können.

Vom 2. bis 27. Juli 2012 verhandeln die Vereinten Nationen in New York über ein internationales Abkommen zur Kontrolle des Handels mit konventionellen Waffen (ATT – Arms Trade Treaty). Die Mehrheit der Regierungen befürwortet, dass der Munitionshandel im Abkommen geregelt werden soll. Ägypten, Syrien und teilweise auch die USA, haben sich jedoch bisher dagegen ausgesprochen.

Es sind die Patronen, die Pistolen, Gewehre und Maschinenpistolen in tödliche Waffen verwandeln.
Robert Lindner

Menschen in Armut besonders betroffen

Robert Lindner, Oxfam-Koordinator für humanitäre Kampagnen: „Es sind die Patronen, die Pistolen, Gewehre und Maschinenpistolen in tödliche Waffen verwandeln. Es wäre absurd, wenn ausgerechnet der Handel mit Munition aus einem Kontrollvertrag ausgeklammert würde. Vor allem Menschen, die in von Armut und Kriegen betroffenen Ländern wie etwa Afghanistan oder Somalia leben, müssten mit ihrem Leben dafür zahlen.“

Gegenwärtig kontrolliert nur eine Minderheit der Staaten den internationalen Handel mit Schusswaffen und anderen konventionellen Rüstungsgütern. Nur 34 Staaten haben dazu seit 2006 wenigstens einmal einen Bericht veröffentlicht. Lediglich 28, darunter Deutschland, viele EU-Staaten und die USA, kontrollieren auch den grenzüberschreitenden Handel mit Munition und berichten öffentlich darüber.

Oxfam fordert seit 2003 mit der weltweiten Kampagne "Control Arms!" gemeinsam mit Amnesty International, dem Internationalen Aktionsnetzwerk gegen Kleinwaffen (IANSA) und anderen internationalen Nichtregierungsorganisationen ein globales Waffenhandelskontrollabkommen (ATT). Kernforderung für einen ATT ist, Transfers aller Arten von konventionellen Waffen zu verbieten, wenn damit im Empfängerland systematisch die Menschenrechte verletzt, Angriffskriege geführt oder die soziale und die wirtschaftliche Entwicklung geschädigt werden.

Achtung Redaktionen

Robert Lindner, Oxfams Experte für das UN-Waffenhandelsabkommen, wird vom 16. bis 27. Juli nach New York als Beobachter zu den Verhandlungen reisen und steht für Interviews zur Verfügung. Bitte melden Sie sich unter Tel.: 030 453069 35.

Den englischen Bericht gibt es hier: www.oxfam.de/publikationen/munition-kontrolle