Die britische Regierung kündigt am 8.Juni in London bei einem G-8-Treffen mit Unternehmensvertretern an, ihre Kooperation im Rahmen der „Neuen Allianz für Ernährungssicherung“ um drei auf insgesamt neun afrikanische Länder auszuweiten. Oxfam kritisiert die Ausweitung der „Neuen Allianz“, da sie im Ansatz falsch sei. „Die G-8 macht Ernährungspolitik mit Unternehmen für Unternehmen“, kritisiert Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Bauern- und Frauenorganisationen sowie Gewerkschaften blieben außen vor. „Die „Neue Allianz“ muss radikal reformiert oder beendet werden“, fordert Wiggerthale. „Aktuell gefährdet die G-8 die Existenzgrundlagen von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, anstatt Hunger wirksam zu bekämpfen.“

Drei Konstruktionsfehler der Neuen Allianz

Bei den bereits bestehenden Rahmenabkommen mit sechs afrikanischen Ländern – Tansania, Äthiopien, Ghana, Mosambik, Elfenbeinküste und Burkina Faso – seien laut Wiggerthale drei grundlegende Fehler gemacht worden. Erstens würden marginalisierte Gruppen nicht an der Erstellung der Abkommen beteiligt. Zweitens stärke die „Neue Allianz“ die Eigentumsrechte von Investoren, wodurch der Zugang von kleinen Produzenten und Produzentinnen zu Land, Saatgut und Wasser bedroht wird. Drittens kämen die Investitionen nicht an erster Stelle den Kleinbauernfamilien zu Gute, die am stärksten von Hunger betroffen seien und das Rückgrat des Ernährungssystems bildeten.

Beispiele aus den Ländern

Im Rahmen der „Neuen Allianz“ ist in Tansania eine Reform der Saatgutgesetzgebung vorgesehen, die höhere Produktionskosten für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen mit sich bringt und ihre Abhängigkeit von Saatgutkonzernen wie Monsanto erhöht (1). In Äthiopien und Tansania wollen die Regierungen Investoren den Zugang zu Land erleichtern und fördern so das stark kritisierte Landgrabbing. In Burkina Faso hat die „Neue Allianz“ dazu geführt, dass  der erhöhte Einsatz von Düngemitteln als ein Indikator für Ernährungssicherheit gilt. Dabei beschleunigt synthetischer Stickstoffdünger die Bodenversauerung und reduziere langfristig den Humusgehalt. Degradierte Böden gefährden in vielen Entwicklungsländern die Ernährungssicherheit und die Einkommensgrundlagen von Kleinbauernfamilien.