Jan Kowalzig, Klimaexperte von Oxfam Deutschland, kommentiert das Ergebnis der Weltklimakonferenz in Warschau

„Diese zwei Wochen waren von unerträglichem Zynismus geprägt. Unmittelbar nach der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen und noch während der Konferenz legt die neue australische Regierung Gesetzesentwürfe vor, um daheim ihre Klimapolitik zu zerschießen, erklärt Japan sein bisheriges Klimaschutzziel für ungültig, und auch die Europäische Union hat ihre schwachen Vorgaben zur Reduktion von Treibhausgasen längst erreicht und plant bis 2020 keine weiteren Anstrengungen.“

„Bei den Verhandlungen um ein neues Klimaschutzabkommen ist das hier in Warschau erzielte Zwischenergebnis gefährlich schwach. In einer unheiligen Allianz haben vor allem die USA und einige der großen Schwellenländer eine Blaupause für das künftige Abkommen durchgedrückt, nach der jedes Land seinen jeweiligen Beitrag zum globalen Klimaschutz im neuen Abkommen einfach selbst festlegt. Fehlt aber die gegenseitige Überprüfung der Angebote auf Angemessenheit und Fairness, dürfte Ende 2015 in Paris ein viel zu schwaches Abkommen beschlossen werden.“

„In diesem gefährlichen Spiel, bei dem jedes Land nur seine eigenen, kurzfristigen Interessen vertritt, wird niemand gewinnen. Am meisten verlieren werden aber die ärmsten und am stärksten bedrohten Länder, die zum Klimawandel nichts beigetragen haben, in denen aber schon jetzt Dürren und Überschwemmungen die Ernten und die Lebensgrundlagen der Menschen zerstören.“

„Auch bei den Finanzierungsfragen wurde in Warschau fast nichts erreicht. Den Stillstand bei den Versprechen der Industrieländer zur Unterstützung der armen Länder versteckt das Abschlussdokument hinter Wortklauberei. Die Industrieländer haben erfolgreich verhindert, im nächsten Jahr wenigstens vage Pläne vorlegen zu müssen, wie sie bis 2020 die Klima-Hilfen wie versprochen auf jährlich 100 Mrd. US-Dollar anheben werden. Das macht es für die armen Länder schwer, den Schutz ihrer Bevölkerung vor dem Klimawandel zu organisieren und solide Klimaschutzprogramme zu planen.“