Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch jährt sich am 24. April zum zweiten Mal. Obwohl Politik und Unternehmen Konsequenzen versprochen hatten, ist bislang viel zu wenig zum Wohl der Arbeiter und Arbeiterinnen passiert, kritisiert die Entwicklungsorganisation Oxfam. Bei dem Fabrikeinsturz vor zwei Jahren waren mehr als 1.130 Menschen ums Leben gekommen. Viele weitere leiden dauerhaft unter den Folgen.

„Die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken sind nach wie vor menschenunwürdig“, sagt Franziska Humbert, Arbeitsrechte-Expertin bei Oxfam Deutschland. „Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter und Arbeiterinnen sind immer noch gefährdet, und sie müssen weiterhin 12-Stunden-Schichten für einen Hungerlohn leisten.“

Opfer warten weiter auf Entschädigung

Die Arbeitsrechte-Expertin bei Oxfam Deutschland geht außerdem mit den Unternehmen ins Gericht, die im Rana Plaza-Gebäude für sich hatten nähen lassen. „Es ist untragbar, dass dem Entschädigungsfonds der Internationalen Arbeitsorganisation immer noch gut sechs von 30 Millionen Euro fehlen. Auch deutsche Textilunternehmen wie Adler Modemärkte und KiK werden den Forderungen nicht gerecht“, so Humbert.

Zwar haben viele deutsche Unternehmen kurz nach der Katastrophe ein internationales Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit unterzeichnet, grundlegende Probleme wurden aber kaum angegangen. Das betrifft beispielsweise existenzsichernde Löhne und die Gewerkschaftsfreiheit in den Produktionsstätten in Bangladesch.

Freiwilliges Textilbündnis bisher nur ein Versprechen

Vor knapp einem Jahr hat die Bundesregierung ein Bündnis initiiert, in dem sich die Hersteller freiwillig zu einem nachhaltigen Textilsektor verpflichten sollten. „Wir begrüßen es ausdrücklich, dass nun auch die Verbände der Textilbranche beitreten wollen“, so Humbert. „Allerdings sperren sich große Modeunternehmen bis heute gegen einen Beitritt. Doch nur mit ihrer Beteiligung wäre es möglich, die großen Herausforderungen in der Lieferkette zu meistern.“ Dazu gehören die Zahlung fairer Preise und angemessene Lieferzeiten für Lieferanten, um faire Arbeitsbedingungen in den Fabriken zu ermöglichen.

„Um die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken langfristig zu verbessern, brauchen wir gesetzliche Regelungen“, fordert Oxfam Arbeitsrechte-Expertin Humbert. Die Bundesregierung erstellt gegenwärtig unter Beteiligung von Wirtschaft und Zivilgesellschaft  einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Die entscheidende Aufgabe wird es dabei sein, Unternehmen gesetzlich zu verpflichten, für die Einhaltung der Menschenrechte auch in ihrer Lieferkette zu sorgen.  
 
Gespräche mit Franziska Humbert sind möglich.