84 Prozent der Einwohner/innen fehlen ausreichend Wasser, Nahrung und Gesundheitsfürsorge

Oxfam warnt davor, dass die andauernde Versorgungsblockade des Jemen bald mehr Todesopfer fordern könnte als der dort herrschende Krieg. Gravierend wirkt sich besonders die Einfuhrbeschränkung von Treibstoff aus: Diese führt dazu, dass 84 Prozent der Einwohner/innen des Landes unzureichenden Zugang zu Wasser, Nahrung und Gesundheitsfürsorge haben.

Seit die von Saudi Arabien angeführte Militärkoalition Ende März eine Blockade verhängte, konnten nur 20 Prozent des landesweiten Treibstoffbedarfs gedeckt werden. Zahlreiche Wasserpumpen lassen sich nicht mehr betreiben, weshalb 20 Millionen Menschen im Jemen von der Versorgung mit sauberem Wasser abgeschnitten sind.

Philippe Clerc, Oxfam-Landesdirektor im Jemen: „Im Jemen ist die Treibstoffversorgung lebenswichtig. Ohne genügend Sprit funktionieren die Wasserpumpen nicht und Lebensmittel und Medikamente lassen sich von den Häfen nicht ins Land bringen.“

Zwar war es zwischenzeitlich möglich, Nahrungsmittel und Medikamente einzuführen, doch reicht dies bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Mindestens 1,8 Millionen Kinder sind akut in Gefahr, an Durchfall zu erkranken, 400.000 sind ernsthaft von Unterernährung bedroht.

Trotz eines sechstägigen Waffenstillstands, der am vergangenen Freitag ausgerufen wurde, gehen die Kämpfe im Land weiter, und die von Saudi Arabien angeführte Militärkoalition beschränkt nach wie vor die Einfuhr wichtiger Güter.

Oxfam-Mitarbeiter/innen aus Nothilfeprojekten im Jemen berichten, dass sich vielerorts die Treibstoffpreise vervierfacht haben und die Weizenpreise extrem angestiegen sind. Wegen der extrem hohen Preise sind Grundnahrungsmittel für viele Jemenitinnen und Jemeniten praktisch nicht verfügbar.

„Nach über 100 Tagen Krieg benötigen die Menschen im Jemen dringend eine ausreichende Versorgung mit lebenswichtigen Gütern. Ohne einen dauerhaften Waffenstillstand ist dies nicht möglich. Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, drohen durch den Versorgungsengpass bald mehr Menschen zu sterben, als durch Gewehrkugeln und Bomben“, sagt Philippe Clerc.