Wie lassen sich die Ursachen von Flucht und Zwangsmigration bekämpfen? Oxfam fordert, dass die Regierungsvertreter/innen von EU und afrikanischen Staaten bei ihrem Migrationsgipfel in La Valletta diese Frage in den Mittelpunkt der Verhandlungen stellen, statt sich auf weitere Abschottung zu konzentrieren. Aktuellen Untersuchungen zufolge kamen in den vergangenen 15 Jahren mindestens 31.000 Menschen bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen, ums Leben oder sind verschollen. Daher müssen die für den angekündigten Treuhandfonds für Afrika vorgesehenen  Mittel dafür eingesetzt werden, die Ursachen von Armut, Ungleichheit und Gewaltkonflikten in Afrika zu bekämpfen, nicht etwa um Migration zu unterbinden.

Robert Lindner, Oxfam-Referent für humanitäre Krisen: „Menschenwürde ist wichtiger als Grenzsicherung. Entwicklungszusammenarbeit soll Armut bekämpfen und darf nicht für sicherheitspolitische Ziele und Migrationskontrolle missbraucht werden. Die Menschen in Afrika haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt und auf Zugang zu Bildung und Gesundheit. Darauf muss die EU ihre Anstrengungen konzentrieren, nicht auf kurzsichtige Abschottungs- und Stabilisierungsinteressen.“

„Die EU hat in vielfältiger Weise zu den Krisen beigetragen, die die Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen: Durch unverantwortliche Rüstungsexporte, klimaschädliche CO2-Emissionen und Spielräume für Steuervermeidung von Konzernen. Die in La Valletta versammelten Politiker/innen müssen sich zu ihrer Verantwortung bekennen und die Ursachen jener Krisen bekämpfen, statt zu versuchen, sich vor den Folgen zu drücken. Stärker als bisher sollten sie aber auch beherzigen, dass Mobilität zu mehr Entwicklung und Wohlstand in den Herkunfts- wie in den Aufnahmeländern beitragen kann. Daher müssen mehr legale Wege für Einwanderung auch nach Europa geschaffen werden“, so Lindner weiter.

 

Redaktionelle Hinweise:

Sara Tesorieri, Oxfam-Expertin für Migrationspolitik, steht am Rande des Gipfeltreffens in La Valletta für Interviews zur Verfügung. Interviews vermittelt Ludovica Jona (+39 338 8786870, email: ludovica.jona@oxfam.it)

Das Oxfam-Positionspapier zum EU-Afrika-Gipfel in La Valletta steht zum Download bereit unter www.oxfam.de/files/oxfam_position_paper_for_eu-africa_migration_summit.pdf

 

Aktuelle Zahlen aus dem Rechercheprojekt „The Migrants‘ Files“:

In den vergangenen 15 Jahren sind mindestens 31.476 Menschen bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen, ums Leben gekommen oder sind verschollen. Darin sind auch 24.022 Menschen enthalten, die bei der Überfahrt auf der zentralen oder auf der westlichen Mittelmeerroute umgekommen oder verschollen sind.
Im selben Zeitraum hat die EU 11,3 Milliarden Euro für Abschiebungen und weitere 1,7 Millarden Euro außerhalb der EU für Abschiebegefängnisse (z.B. in Libyen) ausgegeben; im zweiten Wert sind zusätzlich enthalten: technische Unterstützung für verschiedene nordafrikanische Staaten, Zäune und Mauern (wie z.B. die 11 km lange Grenzsicherungsanlage der nordafrikanischen Enklave Ceuta), Drohnen, Schnellboote, Nachtsichtgeräte, Geländefahrzeuge für EU-Grenzpatrouillen sowie die Koordinierung von EU-Grenzsicherungseinsätzen.
Flüchtlinge und Migranten haben mit geschätzt 16 Mrd. Euro einen ähnlich hohen Betrag ausgegeben, um nach Europa zu gelangen.