Wir begrüßen, dass Rainforest Alliance ausführlich zu unseren Rechercheergebnissen Stellung genommen hat. Einige Aussagen darin erfordern jedoch eine Klar- und Richtigstellung unsererseits.

Vorbemerkung: Das Ziel unserer Untersuchung war nicht die Überprüfung der Rainforest Alliance oder der Einhaltung des dazugehörigen SAN-Standards, sondern der Arbeitsbedingungen in der Ananas- und Bananenproduktion für deutsche Supermarktketten. Ein Großteil der in die Untersuchung einbezogenen Plantagen sind Rainforest-Alliance-zertifiziert.

Die Untersuchungen der Ananas- und Bananenplantagen von Oxfam Deutschland und Rainforest Alliance gelangen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Es gilt nun gemeinsam festzustellen, was die Gründe dafür sind und wie die Situation der Arbeiter/innen vor Ort verbessert werden kann. Der Hauptunterschied zwischen den Vorgehensweisen von Oxfam und Rainforest Alliance bei den Recherchen liegt daran, dass Oxfam  Gewerkschaften einbezogen und einen Schwerpunkt auf die Einbeziehung der Arbeiter/innen gelegt hat. Hier besteht eine Lücke bei Rainforest Alliance. Entgegen der Behauptung von Rainforest Alliance verfolgt jedoch auch Oxfam Deutschland einen mehrgleisigen Ansatz und stützt seine Untersuchung sowohl auf die Befragung von Arbeiter/innen als auch auf die Besichtigung von Plantagen (soweit möglich), Interviews mit Farmmanagern, Auswertung von Dokumenten und Befragung von weitern Expert/innen wie Gewerkschaften, Regierungsvertreter/innen, Parlamentarier/innen, Akademiker/innen und Nichtregierungsorganisationen.

Einigkeit scheint zwischen Oxfam und Rainforest Alliance bezüglich der Grenzen von Zertifizierungen zu bestehen. Rainforest Alliance erklärt in ihrer Stellungnahme, dass  viele der Probleme auf den Farmen und der Arbeiter/innen systematischer Natur sind und nicht schnell durch Zertifizierung und Zertifizierungsstandards gelöst werden können. Dem stimmen wir zu. Damit sich wirklich etwas verbessert, hält es Oxfam für unabdingbar, dass Supermärkte ihren Lieferanten Preise zahlen, die mindestens die Kosten einer nachhaltigen Produktion abdecken, einschließlich eines existenzsichernden Lohnes.

Im Einzelnen:

  • Rainforest Alliance (RA) gibt an, die Vorwürfe derzeit zu untersuchen, erste Ergebnisse würden die Vorwürfe von Oxfam nicht bestätigen. Die RA nennt verschiedene Stakeholder-Gruppen, die bei Audits und Untersuchungen einbezogen werden. Auffallend dabei ist, dass Gewerkschaften zu keinem Zeitpunkt genannt werden. Gewerkschaften sind in Bezug auf die Zustände auf Plantagen und bezüglich der Arbeitsbedingungen und der Arbeitsrechte Experten und teils Betroffene – es ist unverständlich, wenn die RA sie bei ihren Untersuchungen und Audits nicht berücksichtigt.
  • Rainforest Alliance behauptet, die Untersuchungen von Oxfam basierten lediglich auf Interviews mit Arbeiter/innen. Das stimmt jedoch nicht. Unsere Untersuchungen beruhen auf einem mehrgleisigen Ansatz einschließlich Interviews mit Arbeiter/innen, Marktanalysen und Gesprächen mit Expert/innen aus Gewerkschaften, Regierungen, Parlamentariern, Wissenschaftler/innen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmensvertreter/innen sowie Besichtigungen von Plantagen und Auswertung von Dokumenten, soweit möglich und verfügbar. Recherche auf Plantagen und Gespräche mit Plantagenbesitzern konnten wir nur in einem Fall durchführen, da uns andere Plantagenbesitzer trotz mehrfacher Nachfrage den Zugang verweigert haben.
  • Entgegen der Behauptung von Rainforest Alliance haben wir nicht den Einsatz verbotener Pestizide festgestellt, sondern von solchen, die von der  Weltgesundheitsorganisation als hoch giftig oder extrem gefährlich eingestuft wurden. Außerdem stellten wir den  Einsatz von Pestiziden fest, die in der EU nicht zugelassen sowie von der US-Umweltbehörde oder internationalen Krebsforschungsagentur IARC als wahrscheinlich krebserregend  eingestuft wurden.
  • Rainforest Alliance behauptet, ihre ersten Nachforschungen hätten keinerlei Belege für Oxfams Ergebnisse zutage befördert. Tatsächlich räumt Rainforest Alliance in zwei Punkten ein, dass Probleme existieren: Zum einen hätten sie Anzeichen für eine Überschreitung der gesetzlichen 60-Stunden-Obergrenze für die wöchentliche Arbeitszeit gefunden. Zum anderen fand Rainforest Schwächen bei der Warnung von Arbeiter/innen vor Pestizid-Sprüheinsätzen aus der Luft. Mängel bei Arbeitszeit und beim Pestizid-Einsatz werden also eingeräumt.
    Einer der zentralen Oxfam-Kritikpunkte ist die Unterdrückung von Gewerkschaften und das damit verbundene Klima der Angst unter den Arbeiter/innen. Darauf ist Rainforest leider nicht ausreichend eingegangen. Dabei ist die Entlassung von Arbeiter/innen aufgrund von Gewerkschaftstätigkeit in Costa Rica ein bekanntes und verbreitetes Problem. Dieses wird durch Medienberichte über Rainforest-Alliance-zertifizierte Plantagen, die auch von uns untersucht wurden, bestätigt. Siehe unter anderen hier: http://elperiodicocr.com/pinera-agromonte-despide-a-70-trabajadores-y-pondra-en-su-lugar-a-contratistas/
    Zudem wiederholen wir an dieser Stelle noch einmal unsere Feststellung, dass es auf keiner der zehn untersuchten Rainforest-zertifizierten Bananenplantagen eine unabhängige Arbeitnehmervertretung gibt.