Im vergangenen Jahr wurden in den Rohingya-Flüchtlingscamps mehr als 200.000 Fälle von akutem Durchfall gemeldet. Ebenfalls häufig auftretende Atemwegsinfektionen und Hautkrankheiten wie Krätze hängen mit schlechten sanitären Anlagen und mangelnder Hygiene zusammen. Daher haben Oxfam-Ingenieure – gemeinsam mit den Rohingya und innerhalb von sieben Monaten – die gewaltige Anlage gebaut, die speziell für das steile und hügelige Gelände entwickelt wurde. Das Projekt wurde vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) finanziert und mit den örtlichen Behörden sowie der Regierung von Bangladesch umgesetzt.

In der Nothilfearbeit besteht die häufigste Methode der sanitären Entsorgung darin, die Fäkalien aus den Latrinen mit Tankwagen abzusaugen und abzutransportieren. Jedoch befinden sich rund 85 Prozent aller Flüchtlinge weltweit in Entwicklungsländern. Diese verfügen häufig nicht über ausreichende Abwassersysteme, um all die zusätzlichen Fäkalien entsorgen zu können. Die Klärung vor Ort wie nun in Cox‘s Bazar reduziert das Risiko, dass die Fäkalien letztlich auf Feldern deponiert werden oder einen lokalen Fluss verschmutzen.

Neues Klärwerk ist großer Fortschritt bei nachhaltiger Entsorgung

Die Möglichkeit, große Mengen an Fäkalien vor Ort zu verarbeiten und nicht woanders hin transportieren zu müssen, ist daher ein großer Fortschritt bei der sicheren und nachhaltigen Entsorgung. Salahuddin Ahmmed, Wasser- und Sanitärtechniker bei Oxfam, sagt: „Sichere sanitäre Einrichtungen sind unerlässlich, um Krankheitsausbrüche zu verhindern. Die Entsorgung menschlicher Fäkalien im größten Flüchtlingscamp der Welt ist jedoch eine große Herausforderung. Unsere Anlage wird zur Gesundheit der Geflüchteten beitragen, indem sie mit 40 Kubikmetern Fäkalien pro Tag eine enorme Menge verarbeiten wird.“ Die Investition lohne sich, da die Anlage günstig und einfach zu betreiben sei sowie eine potentielle Laufzeit von 20 Jahren habe. Wenn die Notlage der Rohingya einmal vorbei sein sollte, könne das Klärwerk für die lokale Bevölkerung weiter betrieben werden. „Wir denken, dass wir dieses Modell auch bei zukünftigen Krisen anwenden können“, erklärt Salahuddin Ahmmed.

Das neue, nachhaltige Klärwerk weist äußerst niedrige Betriebs- und Wartungskosten auf und besteht aus einem Klärbecken sowie einer Pflanzenkläranlage. Die Anlage ist sowohl für die Umwelt als auch für die Menschen ungefährlich: So verfügt das Werk über mehrere Klärstufen, um eine Verunreinigung der lokalen Wasserquellen zu verhindern. Des Weiteren besitzt es eine äußerst dichte Schicht aus Kunststoff sowie einen abgedeckten, sauerstoffunabhängigen Teil, um das Entweichen unangenehmer Gerüche zu verhindern. Die Anlage produziert zudem Biogas – Oxfam erforscht zurzeit, wie dies geflüchteten Familien zu Gute kommen kann, damit diese das Gas zum Kochen benutzen können.

Eine Millionen Rohingya benötigen Hilfe

Beinahe eine Million Rohingya-Geflüchtete, die in Bangladesch leben, benötigen noch immer Nahrung, Wasser, Unterkünfte sowie andere lebenswichtige Hilfsmittel, um zu überleben. Oxfam fordert mehr Hilfe und Ressourcen, um die Lebensbedingungen der Rohingya weiter zu verbessern und ihre Sicherheit zu gewährleisten.

 

Hinweis an die Redaktionen:

  • Oxfam-Sprecher*innen sind vor Ort in Cox’s Bazar, Bangladesch verfügbar.
  • Umfangreiches Bildmaterial über das Klärwerk können hier heruntergeladen werden, Hintergrundinformationen zu der Anlage stehen hier zur Verfügung.
  • Die Anlage wurde von der deutschen Organisation BORDA e.V. (Bremen Overseas Research & Development Association) entworfen, einem Spezialisten für Sanitärsysteme in Entwicklungsländern.
  • Oxfam leistet lebenswichtige Hilfe, einschließlich sauberem Wasser und Verpflegungsgutscheinen für geflüchtete Rohingya in Bangladesch, und hat bisher mindestens 266.000 Menschen erreicht.
  • Im Jahr 2018 gab es nach Angaben der WHO und des Ministeriums für Gesundheit und Familienfürsorge mehr als 200.000 Fälle von akutem Durchfall in den Camps von Cox's Bazar.
  • Nach Berechnungen der UNO befinden sich 85 Prozent der Flüchtlinge in Entwicklungsländern.