Männer und Frauen bewerten nicht nur die Verteilung der Hausarbeit und Kinderbetreuung unterschiedlich, sondern auch den Stand der Geschlechtergerechtigkeit. Die Befragten sollten sich dazu äußern, ob Gleichberechtigung in Deutschland bereits in allen Bereichen erreicht ist. Davon sind 25 Prozent der Männer überzeugt, aber nur 6 Prozent der Frauen.

Fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten meinen, dass flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, von zuhause zu arbeiten, hilfreich dabei wären, den Haushalt sowie die Betreuung von Kindern und Angehörigen besser zu bewältigen. 61 Prozent halten hierfür Angebote für die Pflegebetreuung für sinnvoll. Auch Wertschätzung und finanzielle Anerkennung der Arbeiten im Haushalt (53 Prozent) bzw. bessere Kinderbetreuungsangebote (50 Prozent) stehen bei einer Mehrheit hoch im Kurs. Frauen halten fast alle vorgeschlagenen Möglichkeiten häufiger als Männer für geeignet.

Oxfam: Mehr Entwicklungsgelder für Frauen und frühkindliche Bildung

Drei Viertel der Frauen und zwei Drittel der Männer stimmen zudem der Forderung nach stärkerem Engagement der Bundesregierung in armen Ländern zu, um dort die Rechte von Frauen zu stärken, sie durch öffentliche Bildungs- und Betreuungsangebote zu entlasten und sozial abzusichern. In ländlichen Gebieten armer Länder verbringen Frauen täglich bis zu 14 Stunden mit Pflege- und Fürsorgearbeit. Für viele ist das eine Armutsfalle, wie ein im Januar veröffentlichter Oxfam-Bericht zeigt.

Oxfam fordert von Entwicklungsminister Müller eine Stärkung von Frauenorganisationen sowie mehr Investitionen in öffentliche Infrastruktur, die Frauen und Mädchen von unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit entlasten: „Derzeit fließen lediglich ein Prozent der deutschen Entwicklungsgelder in die gezielte Förderung von Frauen und nur zwei Prozent in frühkindliche Bildung. Die Quote muss in beiden Fällen auf zehn Prozent steigen“, erklärt Mara Brückner, Kampagnen-Koordinatorin bei Oxfam Deutschland.

Online-Petition und Aktionstag

Zum Equal Care Day startet Oxfam heute eine Online-Petition mit Forderungen an Entwicklungsminister Müller: https://www.oxfam.de/mitmachen/aktionen/kuemmern-mehrwert

Oxfam unterstützt zudem die Initiative Equal Care Day, die sich seit 2016 mit einem Aktionstag für mehr Wertschätzung, für eine gerechte Rollenverteilung und eine faire Bezahlung von Fürsorge-Arbeit einsetzt. Dazu findet im Schaltjahr 2020 am 28. und 29. Februar eine Konferenz in Bonn unter dem Titel „Wege in eine fürsorgliche Demokratie“ statt. Die Ergebnisse fließen in einen Forderungskatalog ein, der als Manifest der Stadtgesellschaft, dem Landtag und Bundestag vorgelegt wird.

 

Redaktionelle Hinweise:

  • Die Umfrage wurde zwischen dem 17. und 23. Februar im Rahmen des repräsentativen Befragungspanels forsa.omninet durchgeführt. Es wurden insgesamt 1.509 Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt, ausgewählt nach einem systematischen Zufallsverfahren.
  • Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der ungleichen Verteilung von Pflege- und Fürsorgearbeit war Gegenstand des im Januar veröffentlichten Oxfam-Berichts „Time to Care“.