Die internationalen Verhandlungen der freiwilligen Leitlinien zur Landnutzung wurden letzte Woche erfolgreich abgeschlossen. Sie fordern Regierungen zu einem verantwortlichen Umgang mit Landbesitz, Wäldern und Fischereiressourcen auf. „Der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen ist ein positives Zeichen für die Regelung des drängenden Landnutzungsproblems“, erklärt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Vor allem die Rechte von armen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen sowie von Frauen werden in den Leitlinien gestärkt. Sie sind immer häufiger von Vertreibungen und Zwangsräumungen von ihrem Land betroffen, wodurch sie ihre Einkommens- und Nahrungsmittelgrundlage verlieren.

Die internationale Staatengemeinschaft darf jetzt aber nicht stehenbleiben. Sobald die Leitlinien vom UN-Welternährungsausschuss Mitte Mai verabschiedet worden sind, müssen sie schnellstmöglich umgesetzt werden. Nur so können Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, Nomaden und Indigene besser vor Vertreibungen und Zwangsräumungen geschützt werden und ihre Rechte einfordern. „Die Landfrage ist eine Frage von Leben und Tod. Viele Menschen werden im Kampf um Land bedroht, verfolgt oder getötet.“, so Wiggerthale.

Nach Oxfams Schätzungen wurden seit 2001 etwa 200 Millionen Hektar Land aufgekauft oder gepachtet (Stand: September 2011), der Großteil davon in den letzten zwei Jahren. Zum Vergleich: Die landwirtschaftliche Nutzfläche der Europäischen Union (EU-27) umfasst 178 Millionen Hektar.

Die neuen Leitlinien sind ein wichtiger Fortschritt. Bis zu sozial- und umweltverträglichen Strukturen in den landwirtschaftlichen Regionen der armen Länder ist es aber noch ein weiter Weg. So beklagte Sofia Monsalve von der internationalen Menschenrechtsorganisation FIAN, die maßgeblich die Beteiligung der Zivilgesellschaft an den Verhandlungen über die neuen Leitlinien koordiniert hat, dass die Regierungsvertreter darauf bestanden hätten, „große Investitionen in die industrielle Landwirtschaft als zentral für Entwicklung“ darzustellen. Viele Entwicklungsexperten und Bauernorganisationen sehen demgegenüber in erster Linie Bedarf an Investitionen in die kleinbäuerliche Landwirtschaft, um Hunger und Armut zu überwinden.

Weitere Informationen:

Fragen und Antworten zu Landgrabbing
Hunger auf Land: Überblicksartikel zum Thema Landgrabbing
Bericht: „Land and Power“