Der Lebensmitteleinkauf im Supermarkt gehört für uns zum Alltag. Wie der Alltag der Menschen aussieht, die unser Essen produzieren, ist uns beim Einkauf allerdings selten bewusst. Wir haben für Sie 6 Dinge zusammengefasst, die Sie noch nicht über Ihren Lebensmitteleinkauf wussten:

1. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verdienen nicht genug zum Leben

Supermärkte haben die Macht, etwas zu bewegen – im Gegensatz zu den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die unser Essen produzieren. Das heißt: Supermärkte müssen Druck auf ihre Lieferanten ausüben, sodass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern fair bezahlt werden. Denn während große Unternehmen enorme Gewinne erzielen, haben Kleinbäuerinnen und Kleinbauern oft Mühe, über die Runden zu kommen. Manchmal sind sie noch nicht einmal in der Lage, ihre Produktionskosten zu decken. Es gibt Bäuerinnen und Bauern in Kenia, die grüne Bohnen anpflanzen und damit gerade einmal 53 Prozent von dem erwirtschaften, was für einen angemessenen Lebensstandard notwendig ist.

2. Viele Menschen, die Essen produzieren, das in unseren Supermärkten landet, haben selbst nicht genug davon

75 % der befragten Arbeiter/innen auf italienischen Obst- und Gemüseplantagen gaben an, dass sie nicht genug zu essen hatten

Wir kaufen Lebensmittel im Supermarkt ein, um es gemeinsam mit unseren Liebsten zuzubereiten. Vielen Menschen, die unsere Lebensmittel produzieren, ist das nicht möglich. Sie leiden Hunger. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2017 haben 77 Prozent der befragten Reisanbauer*innen in Pakistan Angst, dass sie ihre Familie nicht ernähren können. 75 Prozent der befragten Arbeiter*innen auf italienischen Obst- und Gemüseplantagen gaben an, dass sie im letzten Monat nicht genug zu essen hatten. Sie berichteten darüber, dass sie im letzten Monat die Anzahl ihrer Mahlzeiten reduzieren mussten, weil sie sich nicht genug Essen leisten konnten.

3. Frauen sind am schlimmsten betroffen

Eine Arbeiterin in der Garnelenproduktion in Südostasien müsste länger als 4.000 Jahre arbeiten, um das Gehlat einer Supermarktgeschäftsleitung zu verdienen

Frauen stehen in den Lieferketten der Lebensmittelproduktion vor besonderen Herausforderungen. Oftmals wird ihnen das Recht verwehrt, eigenes Land zu besitzen; häufig müssen sie unbezahlte Pflegearbeit leisten und haben keine Möglichkeit, einer bezahlten Arbeit nachzukommen. Die Ungleichheiten in der Lebensmittelindustrie verbinden sich mit Geschlechternormen, die tief verwurzelt sind.

Das bedeutet, dass Frauen oft die unsichersten und am schlechtesten bezahlten Jobs annehmen müssen.  

4. Die Arbeitsbedingungen in den Lieferketten sind häufig miserabel

In Südostasien sind Arbeiter*innen auf Fischerbooten oder in Betrieben, die Meeresfrüchte verarbeiten, zum Teil schrecklichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt.

Als ich auf dem Boot krank war und mich im Bett ausruhen wollte, weil ich nicht arbeiten konnte, wurde ich von meinem Vorgesetzen geschlagen. Außerdem wurde ich für Fehler, die ich während meiner Arbeit gemacht habe, geschlagen.
Cho, ein Arbeiter, der Meeresfrüchte verarbeitet

Gewalt wie diese kann nicht gerechtfertigt werden und darf keine Zutat der Lebensmittel sein, die wir im Supermarkt kaufen.

5. Es gibt keinen Supermarkt, der genug dagegen macht

In unserem Supermarkt-Check haben wir 16 Supermarktketten auf der ganzen Welt unter die Lupe genommen. Unsere Bewertungskriterien:

  • Transparenz und Rechenschaftspflicht
  • Schutz der Rechte von Arbeiter*innen
  • Umgang mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern
  • Schutz vor Gewalt gegen und Ausbeutung von Frauen

Das erschreckende Ergebnis: Kein Unternehmen hat es in einer unserer vier Kategorien in den grünen Bereich geschafft. In den letzten Jahren haben sich die Supermärkte zwar verbessert, klar ist jedoch: Derzeit tun die Supermärkte noch viel zu wenig, um sich für den Schutz der Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette einzusetzen. Das muss sich ändern.

6. Ein Wandel ist möglich

Unternehmen sind sich ihrer sozialen Verantwortung zwar zunehmend bewusst, tun bislang aber zu wenig, um ihr gerecht zu werden. Menschen, die unsere Lebensmittel produzieren, müssen jedoch fair bezahlt werden, ihre Gesundheit muss geschützt und ihre Rechte geachtet werden.

Dass Supermarktriesen wie Lidl, Aldi & Co. die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen ihrer Lieferanten massiv beeinflussen können, zeigen Erfolge unserer vergangenen Kampagnen: Bei Finca Once, Lidls größtem Ananas-Lieferanten, erhalten Arbeiter*innen endlich den Mindestlohn und sind sozialversichert. In Costa Rica wurde das hochgiftige Pestizid Bromacil verboten. Und auf der Matías-Plantage in Ecuador müssen die Menschen nach dem Chemieeinsatz nicht gleich wieder auf die Plantage. Wie Oxfams Supermarktcheck 2020 zeigt, machen einige Supermärkte auch bei ihrer Menschenrechtspolitik Fortschritte – besonders Lidl hat im letzten Jahr zugelegt. Das ist gut. Doch lange nicht genug.

AldiEdekaLidl und Rewe müssen handeln! Deshalb müssen wir weiterhin Druck auf die Supermärkte machen, damit in den Regalen endlich Produkte stehen, die unter menschenwürdigen Bedingungen produziert werden. Helfen Sie uns dabei, die Supermärkte zu bewegen, und unterstützen Sie unsere Aktion!

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