Ihre drei- und vierjährigen Töchter spielten gerade miteinander, als sie vor ihren Augen bei einem Luftangriff getötet wurden: Obwohl Soud* mit ihrer Familie Schutz in einem Flüchtlingscamp suchte, hat die Gewalt sie eingeholt.

Situationen wie diese sind im Jemen allgegenwärtig. Und ein Ende ist nach vier Jahren Krieg kaum in Sicht. Im Gegenteil – die Lage wird immer katastrophaler: Zwar hatten sich die Kriegsparteien im Dezember 2018 darauf geeinigt, zumindest in der Hafenstadt Al-Hudaida die Waffen ruhen zu lassen. Trotzdem wurden im Jemen seither täglich drei Zivilist*innen bei Luftangriffen, durch Granaten, Scharfschützen oder Landminen getötet. Mehr als drei Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Jemen: Die weltweit schlimmste humanitäre Katastrophe

Und der Krieg tötet nicht nur auf blutige Weise. Als ob der gewaltsame Tod von Souds kleinen Töchtern nicht schon schlimm genug wäre, erkrankten zwei ihrer Söhne (5 und 6 Jahre alt) an Masern und starben geschwächt von Krankheit und Hunger. Sie litt, trauerte und biss schließlich die Zähne zusammen, um für ihre drei überlebenden Kinder da zu sein.

Die Kraft von Menschen wie Soud ist beeindruckend. Aber auch sie ist auf humanitäre Hilfe angewiesen – wie fast 80 Prozent der Menschen im Land. Denn der Krieg lähmt die Wirtschaft, Menschen verlieren ihre Arbeit und das Essen wird immer teurer. Inzwischen stehen 14 Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, Krankheiten wie Masern und Cholera machen den Menschen zu schaffen. Im Jemen herrscht derzeit die schlimmste humanitäre Katastrophe weltweit.

Menschen leben unter Bedingungen, die wir uns nicht vorstellen können – auch Soud und ihre Familie: Ihr Sohn arbeitet den ganzen Tag, um zum Einkommen der Familie beizutragen. Soud selbst versucht, weniger zu essen, damit ihre Kinder mehr haben – obwohl sie seit dem Tod ihrer Kinder von gesundheitlichen Problemen geplagt ist. Einen Arzt für die dringend notwendigen Medikamente kann sie sich nicht leisten.

So können wir das Leid im Jemen beenden

Oxfams Nothilfe

Im Camp Jabal Zaid, wo Soud mit ihrer Familie lebt, und an anderen Orten im Jemen leistet Oxfam humanitäre Hilfe. Wir unterstützen Menschen mit Bargeld, damit sie Nahrungsmittel und Medikamente kaufen können, liefern Trinkwasser per LKW, bauen und sanieren Latrinen und verteilen Hygienesets. Seit Ausbruch der Krise haben wir im Jemen mehr als drei Millionen Menschen erreicht.

Unterstützen Sie unsere Nothilfe im Jemen:

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Friedensprozess statt Waffenlieferungen

Die Nothilfe ist dringend nötig. Mindestens genauso wichtig: Der Krieg muss aufhören! Dafür braucht es einen dauerhaften Friedensprozess im Jemen. Auch dafür setzen wir uns ein – denn an jedem Tag, an dem es keine konkreten Fortschritte hin zum Frieden gibt, verlieren mehr Jemenitinnen und Jemeniten ihr Leben. Alle Kriegsparteien müssen sich zu einem kompletten und landesweiten Waffenstillstand verpflichten und konkrete Schritte zu einem dauerhaften Frieden unternehmen.

Außerdem müssen Regierungen weltweit alle Waffenlieferungen an die Kriegsparteien stoppen. Sonst sind sie an dieser menschengemachten Krise beteiligt. Regierungen, die weiterhin Waffen an eine Konfliktpartei liefern, verlängern und vergrößern das Leid von Millionen von Jemenit*innen.

Die Kämpfe müssen aufhören – anstatt Waffenverkäufe für den Einsatz im Jemen zuzulassen, sollten die Regierungen ihre Bemühungen stattdessen auf eine Friedenslösung konzentrieren.

*Nachname zum Schutz der Person nicht notiert