Während deutsche Supermärkte 2020 Rekordumsätze verbuchten, wurden Arbeiter*innen am Anfang globaler Lieferketten besonders hart getroffen. Dabei lagen die Löhne beispielsweise auf südafrikanischen Traubenfarmen oder den Fischkuttern Thailands schon vor der Pandemie oft unterhalb des Existenzminimums.

Hungerlöhne trotz Rekordumsätzen

Für unseren neuen Bericht „Pandemie-Profiteure und Virus-Verlierer*innen“ haben wir mit Arbeiter*innen aus Brasilien, Indien, Südafrika und Thailand gesprochen. Viele von ihnen haben durch Corona ihren Job verloren. Wer bleiben durfte, konnte sich bei der Arbeit kaum vor Corona schützen.

Dabei hätten die Supermärkte viel tun können: Allein der Vermögenszuwachs der Eigentümer*innen von Aldi Süd hätte ausgereicht, um fast vier Millionen Kaffee-Arbeiter*innen in Brasilien existenzsichernde Löhne zu zahlen.

Frauen sind Verliererinnen der Pandemie

Unsere Recherchen zeigen, dass Frauen besonders hart von der Pandemie getroffen wurden. Sie wurden überdurchschnittlich oft entlassen oder konnten wegen zusätzlicher Pflege- und Sorgearbeit nicht mehr arbeiten. Damit verstärkt die Pandemie die Benachteiligung von Frauen.

Wachsende Ungleichheit entlang der Lieferketten

Die Profite im globalen Lebensmittelhandel sind extrem ungleich verteilt: Während Supermärkte ihren Umsatz 2020 um bis zu 17 Prozent steigern konnten, bekommen Arbeiter*innen immer weniger vom Preis der Produkte, die wir im Supermarkt kaufen. So erhalten Arbeiter*innen auf Teeplantagen im indischen Assam gerade mal ein Prozent vom Verkaufspreis des von ihnen produzierten Tees. Den größten Anteil behalten die Supermärkte für sich.

Am dramatischsten waren die Arbeitsbedingungen, die wir auf Kaffee-Plantagen in Brasilien vorgefunden haben – bis hin zu Fällen von moderner Sklaverei. Unsere Recherchen zeigen, dass es von solchen Plantagen Verbindungen zu deutschen Supermarktketten gibt. Vor diesen Menschenrechtsverletzungen dürfen Supermärkte nicht länger die Augen verschließen.

Supermärkte müssen handeln

Angesichts wachsender Ungleichheiten fordern wir, dass die Rekordgewinne auch bei den Menschen ankommen, die unser Essen herstellen. Statt in den Taschen der Eigentümer*innen zu verschwinden, müssen Corona-Profite dazu genutzt werden, Arbeiter*innen angemessen zu bezahlen und ihre Rechte zu achten.

Supermärkte müssen dringend mehr Verantwortung übernehmen und …

  • Arbeiter*innen vor Corona schützen,
  • die Verletzung von Menschenrechten in ihren Lieferketten beenden,
  • ihr Geschäftsmodell am Gemeinwohl ausrichten,
  • existenzsichernde Löhne bei ihren Zulieferern sicherstellen und
  • sich für Geschlechtergerechtigkeit in globalen Lieferketten einsetzen.

Gemeinsam Druck machen

Unsere Erfolge zeigen, dass Supermärkte ihre Marktmacht auch sinnvoll nutzen können. So haben Aldi, Lidl und Rewe – nicht zuletzt durch den Druck unserer Kampagnen – in den letzten Jahren erste Fortschritte bei ihren Menschenrechtspolitiken gemacht. Das zeigt auch unser jährlicher Supermarkt-Check. Und auch die kürzlich beschlossene Einführung eines Lieferkettengesetzes ist ein Schritt in die richtige Richtung – obwohl es an vielen Stellen zu kurz greift.

Klar ist aber auch: Freiwillig werden die Supermärkte ihr Geschäftsmodell nicht ändern. Deshalb bleiben wir dran und kämpfen gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen für die Rechte der Arbeiter*innen, die weltweit unsere Lebensmittel produzieren.

Brief an Supermärkte schreiben

Auch Sie können sich für ausbeutungsfreie Lieferketten einsetzen: Machen Sie mit und fragen Sie bei Ihrem Supermarkt nach, wie er’s mit den Menschenrechten hält!

Nutzen Sie dafür einfach unseren Brief-Generator, um direkt an die Konzernleitungen Ihres Supermarkts zu schreiben.

Zum Supermarkt-Brief-Generator

Our Food-Our Future-Logo
Diese Studie wurde mit Unterstützung der Europäischen Union ermöglicht. Für den Inhalt ist allein Oxfam Deutschland e.V. verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.