Erst wenn die Kampfhandlungen eingestellt werden, ist es möglich, im vollen Umfang humanitäre Hilfe zu leisten. Hilfe, die die Menschen vor Ort dringend benötigen. Wie wir derzeit im Gazastreifen arbeiten und wie Sie uns dabei unterstützen können, lesen Sie in unserem aktuellen Spendenaufruf.

Das Leid der Menschen in Israel und Gaza ist unfassbar groß, seitdem die Hamas am 7. Oktober ein Massaker an der israelischen Bevölkerung mit weit über tausend Toten verübte und brutal hunderte Menschen verschleppte. Ein solch abscheulicher Akt des Terrors, der sich vornehmlich gegen die schutzlose Zivilbevölkerung richtet, ist durch nichts zu rechtfertigen und erschüttert uns zutiefst.

Bei den massiven Militärschlägen, die Israel im Zuge der Verteidigung gegen die Hamas-Angriffe im Gazastreifen durchführt, sind UN-Angaben zufolge bereits mehr als 11.000 Menschen ums Leben gekommen, mehr als doppelt so viele wurden verletzt – mehr als zwei Drittel der Opfer sind Frauen und Kinder.

Weit über eine Million Menschen mussten in der Region ihre Heimatorte verlassen: In Israel mussten aus Furcht vor weiteren Angriffen mehr als 125.000 Menschen aus den Orten und Städten nahe des Gazastreifens und der Grenze zum Libanon evakuiert werden – eine Evakuierungsmaßnahme, die es in diesem Ausmaß in der Geschichte des Landes noch nie gegeben hat. Und im Norden des Gazastreifens haben wegen der Mitte Oktober von der israelischen Regierung angeordneten Evakuierung hunderttausende Menschen alles zurückgelassen und suchen im Süden Schutz, wo bereits vorher eine große Anzahl Menschen in Notunterkünften Zuflucht vor dem Krieg genommen hat, was die katastrophale humanitäre Situation dort noch erheblich verschärft. 

Die Lage im Gazastreifen ist verheerend

Die als Reaktion auf den Angriff verhängte Blockade des Gazastreifens schneidet die ohnehin bereits unter schwierigsten Bedingungen lebenden Menschen von der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern weitgehend ab. Viel zu wenige Hilfsgüter erreichen derzeit aufgrund der harten Einfuhrbeschränkungen die Not leidenden Menschen. Krankenhäuser werden zu Kriegsschauplätzen, sind geschlossen, überfüllt und haben keinen Strom mehr. Die Trinkwasserversorgung ist zusammengebrochen, viele Menschen müssen verunreinigtes Wasser trinken. Zudem sind Kläranlagen außer Betrieb, an Hygiene ist kaum noch zu denken. In der Folge droht der Ausbruch schwerer Infektionskrankheiten.

Nothilfe ist derzeit kaum möglich

Oxfam engagiert sich seit den 1950er Jahren im besetzten palästinensischen Gebiet und arbeitet sowohl mit israelischen als auch mit palästinensischen Partnerorganisationen zusammen, um die Lebensbedingungen von marginalisierten Palästinenser*innen zu verbessern. Gemeinsam schaffen wir Zugang zu Lebensmitteln, Trinkwasser und Bildung und stärken zivilgesellschaftliche Strukturen.

Aktuell fehlt es an allem. Die Menschen brauchen Unterkünfte, Lebensmittel, Medikamente und andere lebensnotwendige Dinge, Schutz und psychologischen Beistand. Zerstörte Wasser- und Sanitärinfrastruktur muss dringend repariert werden.

Was unsere Partner vor Ort berichten, ist erschütternd.

„Unser Nachbarhaus wurde bombardiert und die Leichen lagen dort eine Woche lang. Wir hatten weder Wasser noch Strom“

so Huwaida*, die für Oxfams palästinensische Partnerorganisation CFTA arbeitet und mit ihrer Familie aus dem Norden des Gazastreifens fliehen musste. Sie erinnert sich, dass unter den Menschen, mit denen sie zu Fuß floh, viele Schwangere, Mütter mit Neugeborenen, Alte und Kranke waren. Nun versucht sie verzweifelt, Nahrung, Wasser und Medizin für die 300 Bewohner*innen ihres Geflüchtetencamps zu organisieren.

Doch auch hier sind die Menschen nicht vor Angriffen sicher.

„Wir warten buchstäblich auf die Bombe, die uns jeden Moment umbringen wird“,

beschreibt Fidaa Alaraj, Oxfam-Koordinatorin für Humanitäre Hilfe, ihre Nächte im Süden Gazas.

Aufgrund der Kampfhandlungen kann Oxfam derzeit nur sehr eingeschränkt Nothilfe mit Hygieneartikeln, Wasser und anderen lebenswichtigen Gütern leisten. Dabei arbeiten wir mit zwei der größten Gesundheits- und Menschenrechtsorganisationen in Gaza zusammen. Sie haben als einzige noch Mittel und Kapazitäten, um Menschen mit dem Nötigsten zu unterstützen. Sobald die Sicherheitslage es zulässt und genügend Hilfsgüter eingeführt werden können, können wir deutlich mehr Menschen mit solchen Maßnahmen erreichen und auch die Wasserversorgung im südlichen Gazastreifen wieder instand setzen.

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Die Eskalation der Gewalt stoppen

Die Menschen in Israel und in Palästina haben gleichermaßen ein Recht auf Frieden. Doch nicht nur palästinensische Gewalt, auch die Politik der israelischen Regierung heizt den Konflikt weiter an. Der Bau von völkerrechtswidrigen Siedlungen im Westjordanland geht oft mit der Vertreibung palästinensischer Familien von ihrem Land und der Zerstörung ihrer Häuser, Wirtschaftsgebäude oder Schulen einher. So verlieren viele Menschen ihre Lebensgrundlagen und ihre Zukunftsperspektiven.

Kurz nach dem 7. Oktober ist auch die Gewalt im Westjordanland und in Ost-Jerusalem eskaliert. Seitdem sind bei Razzien durch israelische Sicherheitskräfte und Übergriffe radikaler Siedler*innen 173 Palästinenser*innen ums Leben gekommen. Bei palästinensischen Angriffen sind drei Israelis getötet worden.

Die Menschen auf beiden Seiten brauchen endlich Frieden

Die internationale Gemeinschaft hat Palästinenser*innen und Israelis gleichermaßen im Stich gelassen, da sie es versäumt hat, die Ursachen dieses lang anhaltenden Konflikts anzugehen. Klar ist, dass er niemals mit Gewalt gelöst werden kann. Zivilpersonen auf beiden Seiten zahlen weiterhin den Preis. Wir fordern die internationale Gemeinschaft deshalb auf, sich entschlossen für einen tragfähigen Frieden und als ersten Schritt dahin für einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen einzusetzen, damit Menschen dort endlich die Nothilfe erhalten, die sie dringend benötigen.

Von der Bundesregierung fordern wir, alle diplomatischen Kanäle zu nutzen, damit alle Geiseln, insbesondere Kinder, schwangere Frauen, Mütter mit Säuglingen und Kleinkindern sowie Verwundete und kranke Menschen unverzüglich und bedingungslos freikommen. Sie sollte auch entschiedener gegenüber der israelischen Regierung dafür eintreten, dem Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza höchste Priorität zu geben und Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen oder UN-Gebäude, in denen Menschen Schutz suchen, einzustellen. 

Wir werden nie aufhören, an dauerhaften Frieden und Gerechtigkeit zu glauben, sowohl für das palästinensische als auch für das israelische Volk.

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