Als Befürworter*innen von Geschlechtergerechtigkeit setzen wir uns bei Oxfam dafür ein, dass sich alle Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht oder geschlechtlicher Identität, sexuellen Orientierung, ethnischen oder sozialen Herkunft, ihrer Behinderung und religiösen Weltanschauung – respektiert, sicher und gehört fühlen. Alle Menschen sollen sich frei entfalten, ihre Meinung äußern sowie ihre Rechte einfordern können. Deshalb kämpfen wir gegen soziale Machtstrukturen und Normen, die zu Ausgrenzung, Unterdrückung und Gewalt führen.
Und um das zu erreichen, richten wir unsere Arbeit sowohl im Kolleg*innenkreis, als auch mit unseren internationalen Partner*innen an den folgenden feministischen Prinzipien aus:

Macht gerecht teilen

Wir sind uns allgegenwärtiger Machtstrukturen bewusst und hinterfragen die ungleiche Verteilung von Macht und Privilegien innerhalb unserer Organisation und überall auf der Welt. Wir schaffen aktiv Raum und Möglichkeiten für Menschen aus wirtschaftlich benachteiligten Ländern, um Geschlechtergerechtigkeit anzustreben. Das gilt insbesondere für Frauen, Trans- und nicht-binäre Menschen.

Das Private ist politisch

Uns ist bewusst, dass wir damit beginnen müssen, uns selbst zu hinterfragen und zu wandeln, wenn wir das Patriarchat, weiße Vorherrschaft, Rassismus, Neoliberalismus und Kolonialismus, sowie deren Ausprägungen in Form von Machtmissbrauch, Exklusion und Unterdrückung beseitigen wollen. Wir alle sind Teil dieser gesellschaftlichen Strukturen. Und unsere Werte, Haltungen und Handlungen können Ungerechtigkeit entweder verstärken oder Gleichberechtigung bejahen. Individueller, institutioneller und sozialer Wandel sind miteinander verbunden, weshalb Gleichberechtigung für alle nicht nur durch das Handeln einzelner erreicht werden kann.

Grafik von vier Frauen, die sich gegenseitig Halt geben und an den Händen halten.
Die Künstlerin Supriya Tirkey bringt es auf den Punkt: Wir müssen uns gegenseitig unterstützen und als globale Bewegung gegen diskriminierende Strukturen einsetzen.

Feminismus ist eine lokal-globale Bewegung

Wir verstehen Feminismus als eine Widerstandsbewegung, die sich weltweit dem Patriarchat in seinen unterschiedlichen Formen entgegenstellt. Wir erkennen die Diversität feministischer Akteur*innen an und verstehen, wie wichtig es ist, ihre Arbeit durch unser Handeln nicht zu untergraben, zu doppeln oder zu übersehen. Wir vertrauen auf die Expertise lokaler Akteur*innen und erkennen unsere Verantwortung als internationale Fürsprecher*innen für Geschlechtergerechtigkeit.

Keine Entscheidungen über uns ohne uns

Wir müssen sicherstellen, dass Frauen- oder LGBTQIA+-Themen und -Rechte nicht instrumentalisiert und zu eigenen Image-Zwecken eingesetzt werden. Wir stellen sicher, dass Menschen, mit denen wir in Programmen und Kampagnen zusammenarbeiten, umfänglich in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, die sie selbst betreffen. Dies bezieht sich im Besonderen auf Frauen, Trans- und nicht-binäre Menschen. Wir fördern bestehende und neue Räume und Möglichkeiten, in denen sie für sich selbst sprechen können.

Männer und Männlichkeit mit einbeziehen

Feminismus bestärkt uns alle. Wir hinterfragen unsere Vorstellungen von Geschlechternormen und adressieren männliche Privilegien und toxische Männlichkeit. Obwohl Frauen, Trans- und nicht-binäre Menschen immer noch am stärksten vom Patriarchat betroffen sind, können auch heterosexuelle cis-Männer darunter leiden.

Es gibt keine wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit ohne Geschlechtergerechtigkeit

Um alle Formen der Ausgrenzung und Unterdrückung zu beseitigen, müssen wir sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt zusammendenken. Das heißt, dass wir unser gemeinsames Wohlergehen neu denken: echte Partizipation, echte Emanzipation und die vollkommene Wertschätzung gegenüber allen Menschen. 

Die Grafik zeigt eine Menschenkette, die sich gegenseitig in ihrem Alltag unterstützt und liebevoll miteinander umgeht.
Die COVID-19 Pandemie belastet u. a. den Alltag von Frauen und LGTBQIA+-Personen zusätzlich. Die Künstlerin Priya Dali zeigt, wie Unterstützung ohne Ausgrenzung und unabhängig von geschlechtlicher Identität aussehen kann.

Diversität und Inklusion - Gender-Mainstreaming und intersektionale Analyse

Wir unterstützen und schätzen Diversität. Wir hinterfragen alle Formen der Diskriminierung, sowohl innerhalb unserer Organisation als auch in den Gemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten. Uns ist bewusst, dass die Gleichberechtigung aller Menschen mehrere Facetten umfasst. Wir sehen deshalb in der Vielfalt ein Potenzial und sind davon überzeugt, dass Menschen mit ihrem unterschiedlichen sozialen, ethnischen und fachlichen Hintergrund unsere Organisation bereichern.

Sicherheit

Wir glauben an das Recht auf eine sichere Umgebung für alle Menschen, die für und mit Oxfam arbeiten. Dies bezieht sich auf körperliche und emotionale Sicherheit, sowohl in physischen als auch in virtuellen Räumen: sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch, sexuelle Ausbeutung, Schikanierung, Mobbing und alle anderen Formen des Machtmissbrauchs werden in keiner Weise toleriert. Und jede*r Einzelne sollte sich bestärkt fühlen, Fälle von Machtmissbrauch zu melden, sowie darauf vertrauen können, dass sich des Anliegens unverzüglich, respektvoll und mit höchster Priorität angenommen wird.

Fürsorge und Solidarität

Wir fördern eine Umgebung frei von Hierarchie und patriarchalen Normen und verpflichten uns, die Souveränität aller Menschen anzuerkennen und gleichzeitig unsere Unterschiede wertzuschätzen. Wir verstehen persönliches Wohlbefinden und Selbstfürsorge als politischen Akt, durch den wir Menschenrechte und die Rechte unserer Kolleg*innen und Mitmenschen stets respektieren. Wir selbst und unsere Arbeit können dadurch nachhaltiger und effizienter werden. Wir verpflichten uns, uns umeinander zu kümmern, uns zu respektieren und solidarisch miteinander zu sein. 

Illustration von zwei Women of Color, die vor einem bunten Hintergrund tanzen. Die Überschrift lautet: "You taught me that I am free. Free to be me.
Die Illustratorin Katny F. solidarisiert sich mit allen Menschen, die sich täglich für eine individuelle Entwicklung voller Möglichkeiten und frei von Diskriminierung engagieren.

Entwicklung als Freiheit

Alle Menschen müssen frei darin sein, Meinungen und Ideen zu artikulieren, ohne Angst vor Abweisung, Zensur oder Strafen haben zu müssen. Autonomie ermöglicht es uns, unabhängig zu handeln und unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig bedeutet Autonomie auch, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Eliminierung aller Formen geschlechtsspezifischer Gewalt

Wir erkennen geschlechtsspezifische Gewalt als einen der weitverbreitetsten und häufigsten Verstöße gegen die Menschenrechte weltweit. Wir verpflichten uns, in starken Partnerschaften mit feministischen sowie Frauenrechtsorganisationen, mit jungen Erwachsenen und auch mit Männern die sozialen Normen zu verändern, die Gewalt reproduzieren und normalisieren. Wir verpflichten uns, politische Entscheidungsträger*innen an ihre Pflicht zu erinnern, Gesetze und Richtlinien zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt zu entwickeln, einzuführen und zu evaluieren und damit internationale Standards einzuhalten. Und wir verpflichten uns, Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen.