"Ohne Zaster kein Pflaster?"

Mit gebührenfreier Gesundheitsfürsorge in armen Ländern Leben retten!

Nichtregierungsorganisationen fordern gebührenfreie Gesundheitsfürsorge in armen Ländern Protestaktion vor dem Brandenburger Tor anlässlich der Ministerkonferenz zur Gesundheitssystemfinanzierung

Berlin, 22. November 2010. Die Bundesregierung muss sich für das Recht aller Menschen auf medizinische Grundversorgung einsetzen und dafür sorgen, dass Behandlungsgebühren besonders in armen Ländern abgeschafft und sozial gerechte Krankenversicherungssysteme aufgebaut werden. Das fordern Action for Global Health, Oxfam und Save the Children mit der Protestaktion "Ohne Zaster kein Pflaster? - Mit gebührenfreier Gesundheitsfürsorge in armen Ländern Leben retten!" vor dem Brandenburger Tor. Zu sehen ist eine eingezäunte Krankenstation. Der Zaun grenzt diejenigen Patienten aus, die die Behandlungsgebühren nicht bezahlen können. Der Appell erfolgt vor dem Hintergrund der heute in Berlin beginnenden internationalen Ministerkonferenz "Health Systems Financing - Key to Universal Coverage", bei der auch der Weltgesundheitsbericht 2010 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgestellt wird.

Behandlungsgebühren führen zu Armut

Jedes Jahr verarmen mehr als 100 Millionen Menschen aufgrund erhöhter Gesundheitsausgaben. Die ärmsten Bevölkerungsschichten haben überhaupt keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. In den 1980er Jahren wurden auf Druck internationaler Akteure wie Weltbank und Internationalem Währungsfonds Gebühren für die Gesundheitsfürsorge in Entwicklungsländern eingeführt.

"Knapp ein Drittel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen. Dies trifft besonders häufig schwangere Frauen, Kinder, HIV-Infizierte oder ältere Menschen", analysiert Barbara Fürst von Action for Global Health. "Die Finanzierung von Gesundheitssystemen muss so gewährleistet sein, dass nicht Einkommen und soziale Stellung den Zugang zu angemessener Gesundheitsfürsorge bestimmen."

Die WHO empfiehlt, dass die Geberländer 0,1 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens (BNE) als Entwicklungshilfe für den Gesundheitsbereich zur Verfügung stellen. "Auch Deutschland muss seiner Verantwortung gerecht werden und seine Finanzmittel für gesundheitsbezogene Entwicklungszusammenarbeit auf 0,1 Prozent des Bruttonationaleinkommens steigern", betont Tobias Luppe von Oxfam Deutschland. Nach Berechnungen von Action for Global Health lag die deutsche Quote 2008 bei gerade einmal 0,03 Prozent (rund 760 Millionen Euro).

Auch die Empfängerländer sind gefordert. Derzeit erreichen nur wenige afrikanische Länder das von der Afrikanischen Union verabschiedete Ziel, 15 Prozent der nationalen Haushalte in Gesundheitsfürsorge zu investieren.

Bessere Gesundheit durch gebührenfreie Grundversorgung Das Beispiel Nepal zeigt, dass eine gebührenfreie medizinische Grundversorgung zu einer gesünderen Bevölkerung führt. Nepal führte 2008 freien Zugang zu Gesundheitsfürsorge für Schwangere und Kinder unter fünf Jahren ein und konnte seither sowohl Kinder- als auch die Müttersterblichkeit erheblich senken.  "Eine Gesundheitspolitik, die bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschließt,  widerspricht dem universellen Menschenrecht auf Gesundheit"", sagt Kathrin Wieland, deutsche Geschäftsführerin von Save the Children. "Millionen Kinder und Mütter bezahlen die völlig unzureichenden Gesundheitssysteme  mit ihrem Leben!"

Die Protestaktion wird vom europäischen NGO-Netzwerk Action for Global Health, mit seinen deutschen Partnern terre des hommes, Welthungerhilfe und Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, in Zusammenarbeit mit Oxfam Deutschland und Save the Children Deutschland durchgeführt.

Fotos der Protestaktion "Ohne Zaster kein Pflaster?" sind auf der Internetseite www.actionforglobalhealth.de verfügbar.


Kontakt:
Gesa Lüddecke, Oxfam Deutschland e.V., Telefon: 0163-4372111, E-Mail: glueddecke@oxfam.de