Auf Bananenplantagen in Ecuador sind Arbeiter/innen giftigen Pestiziden ausgesetzt und verdienen Hungerlöhne. Wenn sie sich in Gewerkschaften organisieren wollen, werden sie häufig bedroht oder entlassen. Wegen solcher Repression ist es für Arbeiter/innen schwierig, in der Öffentlichkeit für ihre Rechte zu kämpfen.
Doch es bewegt sich was: Bei einem internationalen Forum trafen sich in Ecuador 150 Arbeiter/innen, Wissenschaftler/innen, NGOs, internationale Delegierte, darunter viele Vertreter/innen vom internationalen Bündnis „Make Fruit Fair!“ sowie Gewerkschafter/innen aus Kolumbien, Peru und den Philippinen. Erstmals in der gut 80-jährigen Geschichte der ecuadorianischen Bananenindustrie sprechen die Arbeiter/innen nun öffentlich über ihre Probleme und formulieren daraus Forderungen und Lösungsansätze zur Verbesserung der Arbeitsrechtssituation.
Internationale Solidarität hilft vor Ort
Efrén Vélez, Vorsitzender der ecuadorianischen Bananen-Gewerkschaft ASTAC, hat selbst mehr als 30 Jahre in der Bananenindustrie gearbeitet und leidet heute an einer Leberkrankheit, die nach Ansicht seiner Ärzte durch Pestizide verursacht wurde.
Er freut sich über die starke Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit und die intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit: „Es ist wichtig für uns, dass hier viele Organisationen aus Europa, aber auch aus anderen Produktionsländern wie Kolumbien, Peru und den Philippinen sind. Diese internationale Präsenz gibt uns mehr Gewicht; die Medien, Regierung und Firmen nehmen unsere Aktivitäten deshalb viel ernster.“
Und tatsächlich hörten die anwesenden stellvertretenden Minister für Außenhandel und für Arbeit aufmerksam zu, als Mireilla Saltos von der zweitgrößten Bananenfirma Álamos über die Diskriminierung von Frauen und Gewerkschaftern in ihrem Betrieb sprach.
Preisdruck durch große Supermarktketten
Produzenten berichteten auch vom Preisdruck, der von großen Supermarktketten ausgeht. „Dieses ist eines der schwierigsten Jahre für uns“, erzählt ein Kleinbauer, der seit Jahren auf knapp 10 Hektar Fläche Bananen anbaut. „Die Preise sind in den vergangenen vier Monaten auf bis zu 1,50 Dollar pro Kiste runtergegangen, obwohl der gesetzliche Mindestpreis 6,26 Dollar beträgt. Der deutsche Importeur Dürbeck kauft hier regelmäßig unter Preis, und je schlechter die Preise auf dem freien Markt sind, desto mehr drückt er sie.“
Erste politische Wirkungen der Konferenz deuten sich schon an: Der stellvertretende Arbeitsminister sagte zu, die diversen Beschwerden ASTACs über Arbeitsrechtsverletzungen zu prüfen. Auch die bisherige Weigerung der Regierung, ASTAC als Branchengewerkschaft anzuerkennen, will er überdenken. Ein direktes Gespräch mit dem langjährigen Oxfam-Partner ist für die nächste Zeit geplant. Wenn diese Zusagen nun auch eingehalten werden, wäre das ein großer Erfolg.
„Kampfgeist getankt“
Mindestens so wichtig wie konkrete politische Veränderungen ist der neue Mut, den die ecuadorianischen Arbeiter/innen durch die Vernetzung fassen können. Etwa 40 Teilnehmer/innen gingen nach Ende des Forums gleich auf die Straße – sie zogen zum Hotel Hilton, wo die alljährliche Messe des mächtigen Exportverbands AEBE stattfand, und machten die Messe-Teilnehmer/innen mit Transparenten auf die zuvor diskutierten Forderungen aufmerksam.
Oxfams Kampagnen-Botschafter Ole Plogstedt, der sich seit Jahren für die Rechte der Bananenarbeiter/innen einsetzt, beschreibt die Aufbruchsstimmung vor Ort: „Mein Eindruck ist, dass durch das Forum viele Arbeiterinnen Kampfgeist getankt haben. Mir geht es ähnlich, ich bin noch stärker motiviert, für gerechte Arbeitsbedingungen einzutreten. Ich glaube, viele Leute in Ecuador erwarten das auch von uns. Und die Bananenindustrie und die Regierung haben gemerkt, dass der Widerstand gegen die ausbeuterischen Strukturen wächst.“