Im indischen Bundesstaat Bihar kümmern sich viele Frauen nicht nur um die Kinder, den Haushalt und das Vieh, sondern bauen auch Gemüse an. Das verkaufen sie, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Um die Frauen in ihrer Selbstorganisation zu stärken, unterstützt Oxfam die Gründung und den Aufbau einer Erzeugerinnengruppe. Auch Sunita Devi profitiert davon. Im Interview erzählt die Powerfrau, wie sich ihr Leben verändert hat.
Oxfam: Sunita, wie ist es dir seit dem Beginn der Zusammenarbeit mit Oxfam ergangen?
Sunita: Ich traf ein Team von SEWA Bharat (Oxfams Partnerorganisation vor Ort) und lernte das Programm kennen, bei dem Landwirtinnen sich in einer Gruppe organisieren, um neue produktionssteigernde Anbaumethoden kennenzulernen. Das Konzept hat mich wirklich begeistert und ich habe die Frauen meines Dorfes ermutigt, sich zu einer Gruppe zusammenzutun. Nach der Gründung der Erzeugerinnengruppen haben wir alle viel über landwirtschaftliche Techniken gelernt und die neuen Praktiken auf unseren Feldern angewandt.
Was war die beste Neuerung, die ihr eingeführt habt?
Das neue Bewässerungssystem! Die neue Tröpfchenbewässerung spart uns wirklich extrem viel Zeit und Kosten.
Wie hat sich deine Stellung in deinem Dorf entwickelt?
Viele kommen zu mir und suchen meinen Rat zu Fragen der Landwirtschaft, zum Beispiel zu Dünger, Saatgutqualität und Ernte.
Und wie geht es dir in dieser neuen Funktion?
Ich bin viel selbstbewusster geworden. Auch gegenüber den Männern des Dorfes. Sie unterstützen jetzt die Frauen und sehen mich als Beraterin und Leiterin der Gemeinschaft. Ich bin nicht mehr nur die Ehefrau meines Mannes sondern eine anerkannte Persönlichkeit im Dorf.
Wie hat die Zusammenarbeit mit den anderen Frauen funktioniert?
Am Anfang haben sich die Männer unseres Dorfes über uns lustig gemacht und gesagt, dass unser Plan nicht funktionieren wird. Aber das hat uns nur noch mehr motiviert. Alle Frauen in unserer Gruppe waren sehr entschlossen, sich gegenseitig zu unterstützen und so waren wir bereit, jedes Risiko einzugehen, um neue Anbaumethoden zu erlernen. Ich freue mich, dass unser Vertrauen und unsere starke Entschlossenheit uns zu diesem Erfolg verholfen haben. Der Status der Frauen hat sich in der Gesellschaft definitiv verändert. Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen und der Einheit, die wir durch unsere Gruppe und die Arbeit aufgebaut haben.
Wie geht es deinen beiden Töchtern? Gehen sie zur Schule?
Die Ältere macht gerade ihren College-Abschluss in Mathematik und die Jüngere ist in der 10. Klasse. Die Ausbildung meiner beiden Mädchen ist für mich sehr wichtig. Ich möchte, dass sie glücklich sind.
Was willst du noch weiter erreichen?
Ich will, dass mein Dorf sich weiterentwickelt. Die Kinder sollen studieren, vor allem die Mädchen. Noch mehr Frauen sollen sich unserer landwirtschaftlichen Arbeit anschließen. So können sie mehr Geld verdienen, und das wird auch ihre Lebensqualität verbessern.
Oxfams Einsatz für Frauenrechte
Weil sie oft über weniger Bildung und Einfluss verfügen, rechtlich schlechter gestellt sind und seltener Zugang zu Ressourcen wie Land oder Krediten haben als Männer, bilden Frauen die Mehrheit der Menschen, die in Armut leben. Und das nicht nur im globalen Süden, wie ein Beispiel aus den USA zeigt:
Ungleichheit ist sexistisch. Die meisten der reichsten Menschen sind Männer. Weltweit verdienen Frauen 23% weniger als Männer und Männer besitzen 50% mehr des gesamten Vermögens als Frauen.
Deswegen setzen wir uns dafür ein:
- Frauenrechte weltweit zu stärken,
- Frauen mehr Gehör zu verschaffen,
- Gewalt gegen Frauen zu beenden,
- Frauen von unbezahlter Arbeit zu entlasten und wirtschaftlich zu fördern,
- Frauen und Mädchen einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Einkommen zu ermöglichen.
Gesellschaften, in denen die Kluft zwischen Arm und Reich gering ist, sind diejenigen, in denen Frauen eher gleichberechtigt behandelt werden.
Grundsätzlich fördern wir nur Projekte, die sich positiv auf die Situation von Frauen und Mädchen auswirken.
Unterstützen Sie unsere Arbeit!