Luis Artur, Entwicklungssoziologe an der Universität von Maputo, Mosambik, engagiert sich für Oxfams Arbeit vor Ort.

Es geht doch nicht nur um Deutschland – die ganze Welt steht in der Verantwortung. Es stimmt zwar, dass Deutschland seinen Teil zum Klimaschutz beitragen muss. Aber Klimaschutz muss auf die globale Agenda! Andernfalls werden alle die Verlierer sein. Mosambik etwa leidet immer häufiger unter extremen Wetterereignissen wie den Zyklonen Idai und Kenneth. Ein Teil meines Lehrstoffs handelt von der Minimierung von Katastrophenrisiken sowie der Minderung der Folgen der Klimakrise. Das sind die besten Möglichkeiten, sich langfristig an den Klimawandel anzupassen. Denn die Folgen für unsere Bevölkerung und unsere Wirtschaft sind vielfältig: Migrationsdruck, Verlust von Vermögenswerten, Beschädigung der Infrastruktur, zunehmende soziale Konflikte und Todesfälle.

Ein Mann läuft durch Wassermassen während er ein Fahrrad und ein Kind trägt
Flut in Mosambik nach Zyklon Kenneth

Olenka Magalanes, Studentin und Umweltaktivistin bei Fridays for Future in Lima, Peru

Wir alle tragen Verantwortung für den Klimawandel – die Menschen in Peru ebenso wie die in Europa und Nordamerika. Ich wünschte, wir würden das Konzept der „Madre naturaleza“, der Mutter Natur, wieder mehr verinnerlichen: Die Mutter Erde gibt uns, was wir zum Leben brauchen, und wir schützen sie. Die eigene Mutter darf man nicht ausbeuten und ihr alle Energien rauben. Klimakrise, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind in Peru nicht im Bewusstsein der Menschen. Dabei haben wir in diesem Jahr den Klimawandel deutlich gespürt. In Lima war es im Sommer sehr heiß und im Winter viel kälter als sonst.

Wir wollen, dass die Politiker*innen verstehen, dass Umwelt- und Klimaschutz wichtig sind. Daher organisieren wir Proteste und gehen an die Schulen, um Jugendliche zu informieren. Und wir stehen in Verbindung mit Fridays-for-Future-Aktivist*innen aus anderen Ländern Südamerikas. Es motiviert uns sehr, dass überall auf der Welt Jugendliche für die gleichen Ziele kämpfen. Zusammen können wir die Welt verändern!

Menschen auf einem Klimaprotest in Melbourne
Klimastreik in Melbourne: Derzeit kämpfen Jugendliche auf der ganzen Welt für das gleiche Ziel: Umwelt- und Klimaschutz!

Abdirizaq Bashir Libah, Geschäftsführer bei Candlelight, einer Partnerorganisation von Oxfam Somalia

Mehr Engagement gegen die Klimakrise hieße für Somalia unter anderem, Ressourcen und Know-how zu stärken, um die Auswirkungen der immer wiederkehrenden Dürren zu minimieren. Persönlich hat mich der Klimawandel mein ganzes Leben lang begleitet. Meine Eltern, die als nomadisch lebende Viehzüchter*innen Kamele, Rinder, Ziegen und Schafe hielten, verloren aufgrund einer Dürre 1974 beinahe ihr gesamtes Vieh. Ihre Situation war so düster, dass sie mich wegschickten und ich bei meinem Onkel in Mogadischu leben musste. Am schlimmsten war die lang anhaltende Dürre 2017 bis 2018. Alle Tiere meiner Eltern starben. Schließlich mussten sie als Binnenvertriebene in einem Dorf ansiedeln und konnten nur mit der Unterstützung der Gemeinschaft und von Hilfsorganisationen überleben.

Eine Frau läuft über vertrocknetes Land und transportiert Wasser mti einem Karren
Dürre in Somalia: Eine Frau transportiert einen Wasserkanister in einer Schubkarre.

An der heutigen Situation erkenne ich vieles wieder: Erneut beeinträchtigt eine Dürre das soziale, wirtschaftliche und politische Leben in Somalia. Kinder werden von ihren Familien getrennt, Lebensgrundlagen zerstört. Die Klimakrise ist menschengemacht, insbesondere von den Industrienationen. Wir fordern diese Länder daher auf, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und Somalia im Kampf gegen die Folgen der Klimakrise zu unterstützen.

Jan Kowalzig, Experte für Klimawandel und Klimapolitik bei Oxfam Deutschland

Wenn Deutschland den Klimaschutz ernst nähme, dann müssten wir so schnell wie möglich raus aus der Nutzung aller fossilen Brennstoffe, vor allem der Kohle. Je später wir aussteigen, desto schwieriger wird es, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Insgesamt müsste Europa als reiche Weltregion mit hoher Verantwortung für den Klimawandel seine CO2-Emissionen deutlich vor 2050 auf null herunterfahren. Zudem müssten wir möglichst schnell komplett auf erneuerbare Energien umsteigen, nicht nur beim Strom, sondern auch beim Heizen, in der Landwirtschaft und in der Industrie.

Darüber hinaus bräuchte es neben dem Umstieg auf Elektroautos eine Verkehrswende, die den individualisierten Verkehr auf ein gesundes Maß zurückfährt. All das hätte direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen im globalen Süden. Jede Tonne CO2, die Deutschland nicht ausstößt, verringert Schäden und Zerstörungen in ihrer Heimat. Den Ländern müsste Deutschland mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, etwa als Ausgleich für die entstehenden Schäden in Folge der Klimakrise.

Retten Sie Leben!

Überschwemmungen auf der einen, extreme Trockenheit auf der anderen Seite: Die Folgen der Klimakrise rauben weltweit Menschen die Lebensgrundlage. Oxfam leistet vor Ort lebensrettende Nothilfe – nach den verheerenden Zyklonen in Mosambik ebenso wie aktuell in Somalia. Weil aufgrund der langen Dürre in Ostafrika die Ernten ausblieben, haben mehr als 7,6 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Sauberes Wasser wird immer knapper, Krankheiten breiten sich aus. Oxfam versorgt Menschen unter anderem mit Trinkwasser.

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit in Ostafrika noch heute mit einer Spende:

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Diese Nachricht ist ursprünglich in der Herbstausgabe der EINS erschienen.