Tagtäglich sorgen Frauen dafür, dass die Wirtschaft läuft – so wie wir es gewohnt sind und so wie es das Wirtschaftssystem verlangt. Das tun sie in ihren bezahlten Jobs, ganz erheblich aber auch durch ihre unbezahlte, beinahe unsichtbare Arbeit: Frauen verrichten insgesamt 75 Prozent der unbezahlten Pflege- und Sorgearbeit, und damit zwei- bis zehnmal so viel wie Männer. Der globale monetäre Wert dieser Arbeit wird auf zehn Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt!

Damit subventionieren Frauen Wirtschaft und Staat – denn das, was sie unbezahlt übernehmen, muss nicht in Form von höheren Löhnen durch die Wirtschaft oder durch mehr öffentliche Angebote vom Staat finanziert werden. Man stelle sich vor, Frauen würden sich der unbezahlten Pflege- und Sorgearbeit verweigern – die Arbeits- und Wirtschaftswelt würde still stehen.

Ach, wäre es nur Stillstand

Frauen gehen, große Steine auf dem Rücken tragend, hintereinander auf einem Pfad.
Frauen in Nepal tragen Steine entlang eines Bergvorsprungs, um nach dem Erdbeben 2015 einen wichtigen Verbindungsweg wieder instand zu setzen

Für Frauen und Mädchen steht die Welt zurzeit allerdings nicht still, sondern scheint sich rückwärts zu drehen. Das bezieht sich nicht nur auf die aktuelle Rhetorik von Regierungsverantwortlichen (zu der es an dieser Stelle keine Beispiele gibt, denn in diesem Blog ist für Diskriminierung, Sexismus und Frauenfeindliches kein Platz).

Der Rückwärtstrend manifestiert sich auch in Zahlen: Bei dem aktuellen Tempo, in dem sich Wandel vollzieht, und in Anbetracht der größer werdenden wirtschaftlichen Disparität zwischen Frauen und Männern, wird es 170 Jahre dauern, bis gleiche Löhne für gleiche Arbeit gezahlt werden, bis genauso viele Frauen wie Männer einer bezahlten Arbeit nachgehen und bis schließlich auch in den Führungsetagen ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern herrscht. Damit sind wir, global betrachtet, auf das Level von 2008 zurückgefallen. Das ist ein heftiger Rückschritt und zeigt, dass es in vielen Ländern nicht mehr darum geht, neue Rechte und Fortschritt zu erkämpfen, sondern darum, das Erreichte zu verteidigen.

Wir brauchen nicht Geduld, sondern Einsatz

Vieles scheint auf dem richtigen Weg zu sein und man mag glauben, dass sich Geschlechtergerechtigkeit mit ein bisschen Geduld irgendwann von alleine einstellt, weil ja alles andere auch absurd wäre.

Ein Mann und eine Frau sitzen lachend vor einer Backsteinwand.
Theresie Nyirantozi bei einer Arbeitspause mit ihrem Mann. In der Genossenschaft Tuzamurane in Ruanda produziert sie gemeinsam mit anderen Frauen Ananas

Allein, das ist nicht so: Auch in Europa, wo rückständige Frauenbilder und Sexismus im Rechtspopulismus wieder salonfähig werden, ist Zeit zum Handeln angesagt. Für Geschlechtergerechtigkeit und die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen müssen wir uns jeden Tag einsetzen und denen, die sie in Frage stellen, entschieden entgegentreten, um das Erreichte zu behalten und um weitere Fortschritte zu erzielen.

In Politik und Wirtschaft hingegen ist es an der Zeit den Fokus zu verschieben: Es darf nicht länger nur darum gehen, wie Frauen zur Wirtschaft beitragen können, sondern darum, wie die Wirtschaft für Frauen funktionieren und zu Gleichberechtigung und Gerechtigkeit beitragen kann!

Mehr zum Thema finden Sie in unserem aktuellen Report „An Economy that Works for Women“.

Außerdem: „Solidarity is our weapon“ – am heutigen Weltfrauentag hat ein internationales Bündnis zum Women’s Strike aufgerufen. Mit diesem Streik wollen die Organisatorinnen auf die eklatante Gerechtigkeitslücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen.

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