Im Sommer zeigte Oxfams internationaler Supermarkt-Check, dass die Supermärkte fast nichts tun, um Menschen- und Arbeitsrechtverletzungen in ihren Lieferketten zu beenden. Die deutschen Ketten Aldi, Edeka, Lidl und Rewe schnitten dabei besonders schlecht ab.

Oxfam forderte die Supermärkte mit der Kampagne „Fairness eintüten!“ und vielen engagierten Unterstützer*innen auf zu handeln, statt die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen auf ihre Zulieferer zu schieben – wie die Supermärkte das bisher gern taten.

Und tatsächlich: Aldi veröffentlichte eine Grundsatzerklärung zu Menschenrechten. Auch Rewe zeigte gute Ansätze und will bis 2025 ein funktionierendes Beschwerdesystem einführen. Lidl stellt auf Fairtrade-Bananen um. Allein Edeka reagierte gar nicht.

Doch auch wenn Aldi, Lidl und Rewe damit gute erste Schritte getan haben, so reichen sie noch nicht. Insbesondere müssen wir feststellen:

  • Keiner der Supermärkte hat sich konkret öffentlich verpflichtet, genauer hinzuschauen, wie die eigene Geschäftstätigkeit tatsächlich oder potentiell zu Menschenrechtsverletzungen beiträgt – also sogenannte menschenrechtliche Auswirkungsanalysen bzw. Human Rights Impact Assessments durchzuführen und dafür lokal Betroffene zu konsultieren.
  • Keiner hat konkret zugesagt, ausreichend transparent zu machen, wer ihn mit Produkten beliefert.
  • Keiner hat aufgezeigt, wie er die Behinderung von Gewerkschaften abbauen will, damit Arbeiterinnen und Arbeiter selbst ihre Rechte einfordern können.
  • Lediglich Rewe hat sich eine konkrete Frist gesetzt, bis wann effektive Beschwerdemechanismen für Arbeiterinnen und Arbeiter etabliert werden.
  • Keiner hat öffentlich zugegeben, dass Löhne in den Lieferketten deutlich zu niedrig sind, um ein würdiges Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter zu gewährleisten – oder aufgezeigt, wie er das untersuchen und verbessern wird.

Der niederländische Supermarkt Albert Heijn macht’s vor

Dass es besser geht, zeigt das Management des größten niederländischen Supermarkts Albert Heijn. Es hat jetzt konkret benannt, wie es künftig dafür sorgt, dass die eigene Geschäftstätigkeit nicht zur Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten in den Lieferketten beiträgt.

Albert Heijn will die möglichen und tatsächlichen negativen Auswirkungen der eigenen Aktivitäten auf Menschen, Tiere und die Umwelt in den Lieferketten untersuchen und Maßnahmen ergreifen, um gegenzusteuern. Hierzu gehört,

  • pro Jahr sechs umfassende menschenrechtliche Auswirkungsanalysen durchzuführen, bei denen auch betroffene Arbeiter*innen, Repräsentant*innen lokaler Gemeinschaften, Gewerkschafter*innen und lokale Nichtregierungsorganisationen einbezogen werden,
  • alle Einkäufer*innen bis 2020 in Menschenrechtsfragen zu schulen und die Entlohnung aller relevanten Angestellten bis 2019 an Verbesserungen bei Menschenrechten und Nachhaltigkeit zu knüpfen,
  • eine interaktive Karte zu veröffentlichen, die zeigt, woher die Rohstoffe der Eigenmarkenprodukte kommen und wer zuliefert,
  • einen Bericht zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht im Jahr 2020 zu veröffentlichen.

Vom Teil des Problems zum Teil der Lösung

Mit diesem Vorgehen erkennt Albert Heijn etwas Wichtiges an: Die Supermärkte sind Teil des Problems, wenn Menschen in den Lieferketten – Arbeiter*innen auf Fruchtfarmen oder Kleinbäuerinnen und -bauern auf den Feldern – kein würdiges Leben führen können.

Und Albert Heijn zeigt damit auch: Die Supermärkte können Teil der Lösung sein, wenn sie Verantwortung übernehmen, statt diese auf Lieferanten und Zertifizierer abzuwälzen.

Zwar ist auch bei Albert Heijn noch viel Luft nach oben: Der Konzern sollte zum Beispiel langfristig die gesamte Lieferkette seiner Produkte offenlegen, nicht nur die direkten Zulieferer. Zudem müsste Albert Heijn seine Beteiligung an Preiskämpfen beenden und sich stärker zu existenzsichernden Löhnen verpflichten. Und auch die Interaktion mit Gewerkschaften sollte konkreter beschrieben werden.

Deutsche Supermärkte müssen jetzt nachziehen

Doch beim Vergleich mit den deutschen Supermärkten Aldi, Edeka, Lidl und Rewe sind Albert Heijns Verpflichtungen zu Menschrechtsfragen in Lieferketten ein ganzes Stück voraus – und zeigen: Konkrete Verpflichtungen sind möglich. Und was die Konkurrenz aus Holland kann, sollten auch die deutschen Supermärkte können.

Sie können – und müssen – noch viel konkreter in ihren Maßnahmen werden und noch viel entschlossener sein, wenn es darum geht, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Sonst sind sie – trotz aller lobenswerten ersten Schritte – doch wieder nur trauriges Schlusslicht beim nächsten Supermarkt-Check.

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