10 Klima-Krisenherde
Die englischsprachige Studie Hunger in a Heating World identifiziert zehn Klima-Krisenherde. Diese Länder wurden in den letzten zwei Jahrzehnten am häufigsten von extremen Wetterereignissen heimgesucht:
- Somalia
- Haiti
- Dschibuti
- Kenia
- Niger
- Afghanistan
- Guatemala
- Madagaskar
- Burkina Faso
- Simbabwe
Heute sind in den oben genannten Ländern 48 Millionen Menschen akut von Ernährungsunsicherheit betroffen. Das ist ein Anstieg um 21 Millionen seit 2016.
Akute Ernährungsunsicherheit bedeutet, dass die Menschen nicht regelmäßig genug zu essen haben, und dass viele von ihnen auf negative Bewältigungsstrategien zurückgreifen, um ihr Überleben zu sichern. Beispielsweise verkaufen sie ihr Vieh, um Nahrungsmittel kaufen zu können. Oder sie sehen sich gezwungen, ihr Saatgut zu essen.
Dadurch werden ihre Existenzgrundlagen geschädigt oder zerstört, sodass die betroffenen Menschen sich auch nach dem Ende der akuten Krisensituation nicht ausreichend selbst versorgen können. Sie sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um Lücken in der Nahrungsmittelversorgung zu schließen und um ihre Existenzgrundlagen zu schützen.
18 Millionen Menschen in den oben genannten Ländern sind akut von kritischer Ernährungsunsicherheit betroffen.
Kritische Ernährungsunsicherheit bedeutet, die betroffenen Menschen haben dauerhaft viel zu wenig zu essen, 15 bis 29 % der Bevölkerung sind unterernährt und die Sterblichkeitsrate im Land ist erhöht. Die betroffenen Menschen brauchen dringend lebensrettende humanitäre Hilfe in großem Maßstab, um eine weitere Zuspitzung der Lage und somit viele Todesfälle zu vermeiden.
Extremwetterereignisse haben sich verfünffacht
- Somalia kämpft mit der verheerendsten Dürre, die je im Land dokumentiert wurde. Hungersnöte werden in den Bezirken Baidoa und Buurhakaba erwartet, der IPC-Ernährungssicherheitsbericht der UN hat am Montag die höchste Gefahrenstufe verkündet. Eine Millionen Menschen wurden durch die Dürre zur Flucht gezwungen. Was die Fähigkeit angeht, mit den Auswirkungen der Klimakrise umzugehen, wird das Land vom Notre Dame Global Adaption Index auf den 172. Platz von 182 Ländern eingestuft.
- In Kenia starben durch die Dürre fast 2,5 Millionen Nutztiere. Zudem kämpfen 2,4 Millionen Menschen mit Hunger, inklusive hunderttausender schwer unterernährter Kinder.
- In Niger leiden 2,6 Millionen Menschen unter akutem Hunger – eine Steigerung um 767 Prozent im Vergleich zu 2016. Die Getreideproduktion ist um fast 40 Prozent eingebrochen, weil regelmäßige Extremwetterereignisse zusätzlich zu den andauernden Konflikten die Ernte zunehmend erschweren.
- In Burkina Faso ist das Ausmaß des Hungers seit 2016 um 1350 Prozent gestiegen. Seit Juni kämpfen über 3,4 Millionen Menschen mit extremer Unterernährung, verursacht durch bewaffnete Konflikte und Verwüstung von Ernte und Agrarflächen.
- In Guatemala hat eine extreme Dürre zum Verlust von 80 Prozent der Maisernte beigetragen und Kaffeeplantagen zerstört.
Gabriela Bucher, Generaldirektorin von Oxfam International, führt aus: „Millionen von Menschen, die bereits unter anhaltenden Konflikten, grassierender Ungleichheit und Wirtschaftskrisen leiden, verlieren nun durch Unwetterkatastrophen, Klima-Extreme und die schleichenden Veränderungen ihre Lebensgrundlagen. Die Zunahme solcher Ereignisse ist so extrem, dass Menschen mit niedrigem Einkommen die Folgen immer weniger abfangen können und schließlich hungern müssen.“
Klimakrise + Ungleichheit = Katastrophe
Der durch die Klimakrise angefachte Hunger ist auch Folge globaler Ungleichheit. Die Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, leiden am meisten unter seinen Auswirkungen und haben zugleich die wenigsten Ressourcen, um ihnen zu begegnen. Während die Klima-Krisenherde für lediglich 0,13 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich sind, befinden sie sich im unteren Drittel jener Länder, die am wenigsten auf die Klimakrise vorbereitet sind.
Umgekehrt sind Industrienationen wie die G20, welche 80 Prozent der Weltwirtschaft kontrollieren, zusammen verantwortlich für über drei Viertel des globalen CO₂-Ausstoßes.
Genügend Geld für Hilfe wäre da
Die täglichen Profite der fossilen Energiekonzerne lagen in den vergangenen 50 Jahren im Durchschnitt bei 2,8 Milliarden Dollar. Die Profite von nicht einmal ganz 18 Tagen könnten die 49 Milliarden Dollar decken, die laut der UN gebraucht werden, um den gesamten Bedarf an humanitärer Hilfe im Jahr 2022 zu decken.
Bucher erklärt: „Wir können die Klimakrise nicht bewältigen, solange wir die grundlegenden Ungleichheiten in unseren Ernährungs- und Energiesystemen nicht bewältigen. Die Kosten dafür können leicht gedeckt werden, indem umweltverschmutzende Unternehmen stärker besteuert würden. Ein einziges Prozent des durchschnittlichen Jahresprofits der fossilen Energiekonzerne würde 10 Milliarden Dollar freisetzen. Damit wäre der größte Teil der Finanzierungslücke für den UN-Aufruf zur Ernährungssicherung geschlossen.“
*Name zum Schutz der Person geändert oder gekürzt.
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