Soziale Ungleichheit

Luftbildaufnahme einer Stadt: Einfache Behausungen auf der einen, Wohnungen Wohlhabender auf der anderen Seite

Im Jahr 2024 ist das Gesamtvermögen von Milliardär*innen um 2 Billionen US-Dollar gestiegen. Ihr Vermögen wuchs damit dreimal schneller als noch 2023, wie unser neuer Ungleichheitsbericht zeigt.

Aktueller Bericht

 

 

Unfassbarer Reichtum und seine Kehrseite

Die Kehrseite des unfassbaren Reichtums der Wirtschaftselite ist die Armut vieler Menschen: Fast die Hälfte der Menschheit – rund 3,6 Milliarden Menschen – lebt nach der erweiterten Definition der Weltbank in Armut, das heißt von weniger als 6,85 Dollar am Tag. Drei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung und drei Viertel aller Arbeitnehmer*innen keinen Zugang zu sozialer Sicherung.

Ungleichheit in Vermögen und in Einkommen – aber auch in Bildung, Gesundheit und sozialer Absicherung – behindert die Entwicklung von Einzelnen und Gesellschaften.

Ungleichheit bedeutet, dass mehr Menschen krank sind, weniger Menschen eine gute Ausbildung haben und weniger Menschen ein glückliches, würdiges Leben führen. Und sie verhindert die Abschaffung von Armut. Wenn die Wohlstandsgewinne vor allem nach oben fließen, bleibt zwangsläufig weniger für alle anderen.

Die Kluft zwischen Arm und Reich wird seit Jahren immer größer

Das Vermögen jedes*r einzelnen Milliardär*in auf der Welt wuchs im letzten Jahr im Durchschnitt um 2 Millionen US-Dollar pro Tag. Bei den reichsten 10 Milliardären wuchs das Vermögen im Durchschnitt um 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre, wie unser aktueller Ungleichheitsbericht zeigt.

Das Gesamtvermögen aller deutschen Milliardär*innen stieg 2024 um 26,8 Milliarden US-Dollar auf 625,4 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 73 Millionen US-Dollar pro Tag. Gleichzeitig leben in Deutschland laut dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes über 14 Millionen Menschen in Armut.

Auf brutale Weise wird uns vor Augen geführt, dass selbst in der globalen Krise einige wenige weiter astronomische Gewinne machen können, während die meisten Menschen nur einen Gehaltsscheck von der Existenznot entfernt leben. Es sind Pflegende, Taxifahrer*innen, Markthändler*innen, Wachleute, Reinigungskräfte, Köch*innen, Fabrikarbeiter*innen oder Bäuer*innen, nicht nur, aber vor allem in wirtschaftlich benachteiligten Ländern.

Dabei trifft die Krise jene besonders hart, die bereits diskriminiert werden, sei es aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters, durch Rassismus, wegen einer Behinderung oder ihrer Sexualität.

Soziale Ungleichheit gefährdet die Demokratie

Diese wachsende soziale Ungleichheit stellt Gesellschaften zunehmend vor Zerreißproben. Sie verstärkt geschlechtsspezifische und rassistische Diskriminierung, trägt maßgeblich dazu bei, dass die Klimakrise sich zu einer Katastrophe ausweitet – und untergräbt zusehends die Demokratie.

Superreiche gerecht besteuern: Milliardärssteuer einführen

Milliardär*innen in Deutschland tragen aktuell, gemessen an ihren Steuersätzen, deutlich weniger an Steuern und Abgaben zum Allgemeinwohl bei als Menschen mit mittleren Einkommen. Eine Milliardärssteuer wäre daher ein wichtiger erster Schritt, um eine der großen Gerechtigkeitslücken im bestehenden Steuersystem zu schließen und damit auch Vertrauen in Politik und die Demokratie wiederherzustellen.

Oxfam fordert die nächste Bundesregierung auf, die Besteuerung von Milliardär*innen in Deutschland umzusetzen und eine zweiprozentige Vermögenssteuer für Multimillionär*innen und Milliardär*innen einzuführen. Zudem sollte sie die Umsetzung einer solchen Steuer auf internationaler Ebene unterstützen und sich insbesondere dafür einsetzen, dass nicht nur Milliardär*innen, sondern auch Multimillionär*innen besteuert werden.  

Mit den Einnahmen aus der Steuer können Bildung, Gesundheit und Klimaschutz finanziert werden – in Deutschland, Europa und weltweit.

Wir brauchen ein gerechtes Wirtschaftssystem!

Um ein gutes Leben für alle zu erreichen, brauchen wir ein gerechtes Wirtschaftssystem, in dem alle ihren fairen Beitrag leisten und das Gemeinwohl mehr zählt als Profitmaximierung um jeden Preis. Übermäßige Macht und Einfluss auf politische Entscheidungen müssen verhindert werden, sodass extreme Ungleichheit erst gar nicht entsteht.

Eine sozial und ökologisch gerechte Wirtschaft werden wir also nur erreichen, wenn wir das Wirtschaftssystem umfassend und konsequent demokratisieren. Das bedeutet, dass Entscheidungsmacht breit geteilt wird, anstatt sie bei einigen wenigen zu konzentrieren. Das heißt:

  • Qualitativ gute Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung müssen durch entsprechende öffentliche Investitionen allen Menschen zugänglich sein, anstatt sie durch Privatisierungen einer Profitlogik zu unterwerfen.
  • Unternehmen müssen demokratisch und gemeinwohlorientiert verfasst sein, damit ihr Handeln allen und nicht nur den Kapitalgeber*innen und Eigentümer*innen dient.
  • Es müssen vielfältige, inklusive und durchlässige Marktstrukturen geschaffen werden, statt exzessive Machtkonzentration bei einzelnen Konzernen zuzulassen.

Hintergrundinformation zu Oxfams Ungleichheits-Bericht

  1. Ist nicht Armut das viel größere Problem als Ungleichheit?
  2. Ist Ungleichheit ein globales Problem oder nur in armen Ländern?
  3. Nimmt Ungleichheit zu oder ab?
  4. Wie kommt Oxfam zu seinen Zahlen zu Ungleichheit?
  5. Was kann gegen Ungleichheit getan werden?

Pressemitteilungen

Pressemitteilung | 28. Oktober 2024

Milliardär*innen verursachen in 90 Minuten mehr Treibhausgase als der Durchschnitt in einem ganzen Leben

Luxus- und Investitionsemissionen von Milliardär*innen eskalieren die Klimakrise
Oxfams neuer Bericht „Carbon Inequality Kills“ zeigt, dass Superreiche erheblich zur Zerstörung des Planeten beitragen. Die im Bericht näher betrachteten fünfzig der reichsten Milliardär*innen der Welt verursachen durch ihre Investitionen, Privatjets und Jachten in 90 Minuten im Mittel mehr Treibhausgase als ein Mensch im weltweiten Durchschnitt in einem ganzen Leben.
Pressemitteilung | 02. Juli 2024

Ausgesetzte Vermögensteuer kostet Deutschland bislang über 380 Milliarden Euro

Mythos widerlegt: Angst vor Steuerflucht ist unbegründet
Der Verzicht auf die seit 1996 ausgesetzte Vermögensteuer hat Deutschland bislang über 380 Milliarden Euro gekostet – das entspricht 80 Prozent des Bundeshaushalts 2024. Die angeblich unvermeidbare Steuerflucht von Hochvermögenden und Superreichen ist eines der zentralen Argumente gegen die Wiedererhebung der Vermögensteuer. Die gemeinsam vom Netzwerk Steuergerechtigkeit und Oxfam Deutschland herausgegebene Studie „Keine Angst vor Steuerflucht!“ widerlegt diesen Mythos und zeigt auf: Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten umfassende und international vorbildliche Regeln etabliert, die Steuerflucht massiv erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen. Eine Vermögensteuer zum Abbau der demokratiegefährdenden Vermögenskonzentration ist daher nicht nur möglich, sondern auch dringend geboten.

Publikationen

Illustration von Menschen, die Plakate in die Lust halten mit der Aufschrift "Tax the Rich"
Publikation | 20. Januar 2025
Oxfams Bericht zu sozialer Ungleichheit

Milliardärsmacht beschränken, Demokratie schützen

Zum Weltwirtschaftsforum veröffentlicht Oxfam den großen Ungleichheitsbericht. Der aktuelle Bericht zeigt, wie der Einfluss von Superreichen die soziale Ungleichheit immer weiter verschärft und demokratische Prinzipien in ihren Grundfesten erschüttert.
Publikation | 20. Dezember 2024
Herbstausgabe 2024

EINS: Was uns eint

In der Herbstausgabe der EINS geht es um die Vernetzung von Kleinbäuer*innen, Gewerkschafts-Arbeiter*innen und Aktivist*innen aus Brasilien und Südafrika, um Nothilfe für Menschen auf der Flucht vor Krieg und um die persönlichen Erfahrungen von Rassismus und Ungleichheit der Vorstandsvorsitzenden von Oxfam Deutschland, Serap Altinisik.

Blogbeiträge

Blog | 20. September 2024

5 Tipps, wie wir mit unseren Kindern über Ungleichheit sprechen können

Irgendwann will ein Kind wissen, wieso jemand auf der Straße nach Geld fragt. Auf das erste Warum folgt noch ein Warum und schließlich lässt sich das Kind nicht mehr mit Floskeln abspeisen. Gut so. Denn je früher Kinder lernen, strukturelle Zusammenhänge von Ungleichheit zu erkennen, desto besser können sie darauf reagieren, wenn sie unter Gleichaltrigen sind.
Eine Gruppe von Menschen steht vor einem Festivalstand von Oxfam
Blog | 11. September 2024
Oxfam on Tour

Beats und Botschaften: Wie wir das Lollapalooza 2024 eroberten

Mit unserem Format Oxfam on Tour waren wir am Wochenende auf dem Lollapalooza Festival in Berlin unterwegs. Oxfam-Aktivist*innen kamen dort mit Menschen ins Gespräch und sammelten Unterschriften für eine europäische Vermögenssteuer für Superreiche. Auch die Freude an der Musik kam dabei nicht zu kurz.
Porträt von Gogo Bambera. Sie trägt einen schwarzen Hut und ein grau-weißes Oberteil. Sie lächelt.
Blog | 19. Dezember 2022
Mali

Demokratie braucht junge Menschen

Wie erleben junge Menschen die Situation im von Konflikten geschüttelten Mali, was können und wollen sie verändern? Darüber haben wir mit den malischen Jugendaktivist*innen Gogo Bambera und Ousmane Maiga bei ihrem Besuch in Berlin gesprochen.