Der 10-Punkte-Aktionsplan ist unsere Antwort auf die Vorfälle sexueller Ausbeutung, die im Februar letzten Jahres publik wurden. Wir stellen uns unserer Verantwortung, indem wir offensiv gegen sexuelle Ausbeutung, Belästigung und Missbrauch in der gesamten Organisation vorgehen und transparent über Vorfälle dieser Art und unsere Fortschritte bei der Umsetzung des Aktionsplans berichten – zuletzt im Juli 2018, im Oktober 2018 und im Januar 2019.

Seit der Vorstellung des Aktionsplans im Februar 2018 konnten wir bereits viele Verbesserungen erreichen. Wir haben zum Beispiel über 100 Mitarbeiter*innen darin ausgebildet, interne Untersuchungen durchzuführen, wenn Vorfälle von sexueller Belästigung, Ausbeutung und Missbrauch gemeldet werden, darunter auch drei Mitarbeiter*innen von Oxfam Deutschland. Wir haben für Oxfam Deutschland, unter Beteiligung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt entwickelt, das nun umgesetzt wird. Wir haben einheitliche Prozesse etabliert, anhand deren zu Vorfällen sexueller Ausbeutung, Belästigung und Missbrauch gegenüber Behörden, Geberinstitutionen und Öffentlichkeit berichtet wird. Und wir haben die anonyme telefonische Meldestelle verbessert - sie kann nun in fünf Sprachen kontaktiert werden.

Das hat sich seit Januar bei Oxfam verbessert

Neue Standards für Oxfams Berichtswesen

Oxfam hat neue Standardprozesse („Standard Operating Procedures“) eingeführt, anhand deren über Verstößen gegen den Verhaltenskodex (einschließlich Vorfälle sexualisierter Gewalt) berichtet wird. Erste Erfahrungen zeigen, dass die neuen Prozesse Geschwindigkeit und Konsistenz des Verbunds-weiten Berichtswesens verbessert und den Austausch mit nationalen Behörden intensiviert hat.

Einrichtung einer zentralen Safeguarding-Einheit im Oxfam-Verbund

Die Geschäftsführer*innen des Oxfam-Verbundes haben beschlossen, im Juli 2019 eine zentrale Einheit zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und anderen Formen des Fehlverhaltens zu schaffen. Sie soll sicherstellen, dass im gesamten Oxfam-Verbund auf Vorfälle sexueller Ausbeutung, Belästigung und Missbrauch mit den gleichen Prozessen und Standards reagiert wird. Dies wird Oxfams Kapazitäten erhöhen und verbessern, über Vorfälle einheitlich zu berichten, Probleme zu identifizieren, Lösungen zu erarbeiten und verbindlich im Verbund einzuführen.

Spezialisierte Fachkräfte und Mitarbeiter*innen-Schulungen

Oxfam hat neue Stellen geschaffen, deren Aufgabe es ist, sich um den Schutz vor sexualisierter Gewalt und anderen Formen des Fehlverhaltens zu kümmern und den internen Kulturwandel voranzutreiben. Dazu zählt insbesondere die neue Position eines Safeguarding-Direktors bei Oxfam International. Zudem wurden verpflichtende Online-Schulungen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit und zum Oxfam Verhaltenskodex eingeführt. Der Einführungskurs für neue Mitarbeiter*innen legt den Fokus außerdem stärker auf Verhaltensweisen, Organisationskultur und den Schutz vor sexualisierter Gewalt.

Investitionen in den Schutz vor sexualisierter Gewalt in unserer Nothilfe-Arbeit

Oxfam hat sein Programm zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Nothilfe-Arbeit („Safe Programming“) evaluiert. In Folge dessen wurden unter anderem Trainingsmaßnahmen ausgeweitet und verbessert, um sicherzustellen, dass es in Einsätzen mehr ausgebildete Spezialist*innen für den Schutz vor sexualisierter Gewalt gibt. Das Programm soll zudem künftig auch in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit Anwendung finden. Oxfam Großbritannien hat für Investitionen in die nötigen Maßnahmen 400.000 Britische Pfund zu Verfügung gestellt.

Mitarbeiter*innen-Befragung zur Organisationskultur

Oxfam hat eine Mitarbeiter*innen-Befragung zur Organisationskultur durchgeführt, an der fast 4.000 Kolleg*innen im gesamten Oxfam-Verbund teilgenommen haben. Die Ergebnisse wurden im März 2019 intern veröffentlicht und dienen einer offenen Diskussion innerhalb der Organisation. Sie soll Raum für Selbstreflexion schaffen und unser Verständnis der Probleme vertiefen, die Mitarbeiter*innen in der Befragung benannt haben, etwa im Hinblick auf mangelnde Work-Life-Balance, Unwohlsein unangenehme Dinge anzusprechen oder Erfahrungen mit mangelnder Verantwortlichkeit.

Förderung des Kulturwandels bei Oxfam

Oxfam fördert den Kulturwandel im gesamten Verbund mit erhöhtem Budget und Ressourcen. Es finden in der gesamten Konföderation Workshops statt, in denen Raum für Selbstreflexion und Diskussion ist, vielfach auf Initiative der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein wichtiger Treiber der Diskussionen über Führungskompetenzen, Machtdynamiken und Kulturwandel ist die aus der Mitarbeiterschaft ins Leben gerufene Gruppe „Living Our Values Everyday“, die unter anderem die Mitarbeiterbefragung zur Organisationskultur initiiert hat.

Veröffentlichung von Fallzahlen sexualisierter Gewalt

Wir haben in den vergangenen Jahren und insbesondere seit Februar letzten Jahres unsere weltweit rund 10.000 Mitarbeiter*innen, 50.000 ehrenamtlich Engagierten, über 3.600 Partnerorganisationen und die Millionen Menschen, mit denen wir in mehr als 90 Ländern zusammenarbeiten, dazu aufgerufen, Vorfälle sexualisierter Gewalt zu melden – selbst wenn diese schon länger zurückliegen.

Im Sinne der größeren Transparenz, zu der wir uns verpflichtet haben, berichten wir für den Zeitraum 1. April 2018 bis 31. März 2019 als Gesamtorganisation zu Vorfällen sexueller Ausbeutung, Belästigung und Missbrauch.

Dabei sind wir dem Grundsatz verpflichtet, die Wünsche und Interessen sowie den Schutz der Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen und dafür Sorge zu tragen, dass aus den veröffentlichten Daten keine Rückschlüsse auf Einzelpersonen gezogen werden können.

Jeder Fall ist einer zu viel. Aber dass uns Fälle gemeldet werden und wir dazu berichten können, bewerten wir als positiv. Denn es zeigt, dass die Menschen uns vertrauen, die Vorfälle gewissenhaft und professionell zu untersuchen.

Abgeschlossene Fälle

Zwischen dem 1. April 2018 und 31. März 2019 hat Oxfam weltweit 221 Fälle abgeschlossen. Das bedeutet: Eine Beschwerde wurde untersucht, eine Entscheidung zum Umgang getroffen und entsprechende Maßnahmen wurden umgesetzt. Hierzu gehören auch Fälle, bei denen eine Beschwerde nicht aufrechterhalten oder nicht weiterverfolgt wurde, etwa weil der oder die Betroffene dies nicht wünschte. 61 dieser Vorfälle fielen in den Berichtszeitraum, 160 betrafen Vorfälle, die weiter in der Vergangenheit liegen und innerhalb des vergangenen Jahres berichtet wurden.

In 23 Fällen ging es um sexuellen Missbrauch. 25 Fälle von sexueller Ausbeutung (einschließlich bezahltem Sex) und 74 Fälle von sexueller Belästigung wurden gemeldet. In 98 Fällen ging es um andere Formen des Fehlverhaltens (beispielsweise anzügliche Bemerkungen, unangemessenes Verhalten oder sexuelle Beziehungen, die gegen Oxfams Verhaltenskodex verstoßen). Zu einem Fall sind keine Informationen zur Verfügung gestellt worden.

Infolge der Untersuchung wurden 43 Täter*innen entlassen, in 36 Fällen kam es zu disziplinarischen Maßnahmen und in 45 Fällen wurden nicht-disziplinarische Maßnahmen wie Schulungen zum Thema sexualisierte Gewalt und/oder Oxfams Verhaltenskodex durchgeführt. In 58 Fällen konnten die Anschuldigungen aufgrund der unzureichenden Beweislage nicht aufrechterhalten werden. In anderen Fällen haben beschuldigte Personen gekündigt oder die Beschwerdeführer*innen haben den Wunsch geäußert, dass die Ermittlungen nicht fortgeführt werden.

Oxfam bietet den Betroffenen durchgängig Unterstützung an, unter anderem in Form von Beratung, psychologischer und gesundheitlicher Betreuung oder Rechtsberatung.

Offene Fälle

Ende März 2019 arbeitete Oxfam an noch 73 offenen Beschwerden über sexuellen Missbrauch, sexuelle Ausbeutung, sexuelle Belästigung oder anverwandte Vergehen. Die Fälle sind als offene Verfahren deklariert, solange die Untersuchung andauert. Alle Fälle werden gewissenhaft und professionell aufgearbeitet, orientiert an etablierten Verfahrensregeln. Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind werden wir dazu berichten.

Oxfam wird die Betroffenen unterstützen, wo dies gewünscht ist, und eine Kultur der Null-Toleranz für jegliche Form sexualisierter Gewalt schaffen.

 

Wir arbeiten mit Überzeugung und Beharrlichkeit daran, Oxfam zu einer Organisation zu machen, in der sexuelle Ausbeutung, Belästigung und Missbrauch keinen Platz haben – an keinem Ort, zu keiner Zeit. Uns ist bewusst, dass dies eine lange Reise ist und wir noch ein gutes Stück vor uns haben. Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen und auf den Fortschritten, die wir bereits erzielt haben, aufbauen.

Den kompletten aktuellen Fortschrittsbericht zur Umsetzung unseres 10-Punkte-Plans finden Sie hier.

Den kompletten Aktionsplan finden Sie hier: Oxfams 10-Punkte-Plan gegen Missbrauch

Falls Sie Fragen haben, schreiben Sie uns gern eine Nachricht an info@oxfam.de.

 

Korrektur vom 20. Mai 2019

Bei der Veröffentlichung der Daten am 13. Mai haben wir fälschlicherweise erklärt, dass 79 Mitarbeiter*innen nach Ermittlungen wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs, der Ausbeutung oder der Belästigung entlassen wurden. Korrekt ist, dass 79 der Fälle zu Disziplinarmaßnahmen führten, darunter 43 Entlassungen.