imageAdama Gondor © Bex SingletonFür Freetown begann die Cholera im Armenviertel Mabella. Es war der 23. Juni 2012 als die 25-jährige Community Health Officer (CHO) Adama Gondor ihren ersten Patienten mit schwerem Durchfall und Erbrechen sah. Das Ergebnis des Schnelltests wurde einige Tage später in Abidjan, Hauptstad der Elfenbeinküste, bestätigt: Zum dritten Mal seit der Jahrtausendwende war die Cholera in Sierra Leone ausgebrochen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Krankheit gerade in den dichtbesiedelten Slums mit ihren stinkenden Gassen und katastrophalen hygienischen Verhältnissen. Mabellas Dreh- und Angelpunkt, der nationale Lebensmittelmarkt mit seinen Bergen von Fisch, Fleisch, Gemüse und Gewürzen wurde bald zum Epizentrum von wo sich die Krankheit rasant über ganz Freetown verbreitete.

Schnell fühlten sich Adama Gondor und ihre 15 KollegInnen der Gesundheitsstation von den Ereignissen überrannt. „Es war gerammelt voll und ich habe rund um die Uhr gearbeitet. In der ersten Nacht erbrach sich ein Patient direkt auf mich“, erinnert sie sich. Bald waren alle Krankenliegen vergeben, es gab keine Infusionen mehr und auch die Latexhandschuhe gingen aus.

imageSlum in Freetown © Bex SingletonEngpässe und Mängel sind für Adama Gondor normal: Geplant und ausgestattet wurde ihre Gesundheitsstation für die ursprünglichen 15 000 Einwohner Mabellas. Heute aber leben mehr als 30 000 Menschen in dem Armenviertel und diese Schätzung beinhaltet noch nicht die Händler und Kunden die den Markt direkt vor der Tür bevölkern. Unvermeidlich reichen ihre Medikamente und Verbrauchsmaterialien fast nie bis Monatsende. Als ich sie treffe, hat sie gerade ihre letzten Antibiotika ausgegeben.

Innerhalb weniger Tage errichtete eine internationale Hilfsorganisation nahe der Gesundheitsstation eine Cholera Treatment Unit (CTU) für die Behandlung schwerer Fälle. Als schwere Fälle werden die Patienten bezeichnet, die durch den hohen Flüssigkeitsverlust akut vom Tod bedroht sind. Bis dahin hatten Adama  Gondor und ihr Team 178 Patienten versorgt. „Ich hatte Angst und vor Arbeit tagelang nicht geschlafen. Aber ich musste den Leuten helfen. Das ist ja mein Job”, seufzt Adama Gondor.

Oxfam hat gemeinsam mit lokalen Partnern alleine in Freetown 95 Rehydrationspunkte aufgebaut. Dort leisten Freiwillige die Erstversorgung der Erkrankten mit vorgefertigten Elektrolytlösungen und zeigen den Angehörigen wie man Wasser, Salz und Zucker im richtigen Verhältnis zu einer solchen Lösung mischt. Im Slum Kroo Bay gab der 40-jährige Familienvater imageSaidu Turay © Bex Singleton solche Lösungen am Höhepunkt der Epidemie an zwanzig Patienten täglich aus.

Schnelles Eingreifen dort wo die Menschen betroffen sind, und die Unterstützung der Regierung durch internationale Hilfsorganisationen und Geldgeber haben bei diesem Choleraausbruch viele Leben gerettet. Adama Gondor in Mabella ist dennoch frustriert: „Solange wir nicht die Lebensumstände der Menschen verbessern, werden wir immer wieder solche Epidemien bekämpfen müssen. Saidu Turay in Kroo Bay ergänzt: “Die Leute brauchen Bildung, damit sie verstehen wie sie hygienischer leben können.” In Abwesenheit von fließend Wasser und  Toiletten – die beste Schutz  gegen Ansteckung durch Fäkalien – scheint jedoch jeglicher Versuch den Menschen ein hygienischeres Leben schmackhaft zu machen, zum Scheitern verurteilt.

Wie versucht die Regierung Sierra Leones die Gesundheit ihrer Bevölkerung zu verbessern? Bald mehr dazu hier.

imageÖffentliche Cholearaufklärung © Bex Singleton

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